Besorgungs-, Verhütungs- und Altersfragen

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Heute sollte es sein, obwohl ich es hasse. Ich musste zum Friseur. Deshalb brach ich von Pankow-Heinersdorf ins richtig-wirkliche Pankow auf wie so oft.
Vorher musste ich noch eine Apotheke heimsuchen. Die gibts in Pankow in rauen Mengen - einschließlich einer sogenannten Freien Apotheke. Und weil das Präparat, das ich erwerben wollte, reichlich teuer ist, betrieb ich Preisvergleiche. Die Preise waren in der Freien Apotheke genau so hoch wie in der normalen Mendel-Apotheke in der Breiten Straße. Was ist eine Freie Apotheke? Offensichtlich eine, die nicht im Apothekerverband ist und im Internet den Versandhandel fördert. "Freiheit statt Apothekenzwang". Oder so. Der günstigste Preis wurde mir in einer ganz "normalen" Apotheke abgeknöpft. Zehn Euro weniger als in den beiden zuvor.

Interessante Fragen
an die falsche Adressse


Und zusätzlich wurde ich auch noch erheitert: Die junge Frau, die mich bediente, beugte sich nach erfolgter Herausgabe des Wechselgeldes zu mir hinüber und fragte leise: "Ist Verhütung für Sie noch ein Thema?" Ich war restlos perplex, verneinte aber freundlich. In meinem Leben gibts nichts mehr zu verhüten, nur noch abzumildern - vielleicht einen Rheumatismus oder die Folgen eines nicht behandelten Überbeins, das mir Beschwerden macht. .

Ich konnte mir diese Frage nur so erklären, dass - wenn man selbst sehr jung ist - fast alle Frauen jenseits der 45 wahrscheinlich ähnlich aussehen. So bin ich im Schema des jungen Apothekenfräuleins in diese "Von-bis"-Kategorie geraten. Äußerstes Ende natürlich.
Überhaupt, wenn ich mir die wenigen Bilder von meiner Mutter angucke - mit über 60. Da war die eine eindeutig und völlig unverwechselbare alte Dame, der niemand mehr bei irgendwelchen Verhütungsproblemen hätte helfen wollen. Die späteren Generationen sehen - auch in der östlichen Mangelwirtschaft - schon wieder ganz anders aus. Viel jünger. Und auch ältere Frauen sehen heute anders älter aus, als die Generationen zuvor. Ist so. Hoffe ich jedenfalls. Nur so kann es geschehen sein, dass mir so nette Fragen gestellt wurden.
Wie auch immer: Die Apotheke hatte eine PR-Aktion. Sie wollen was verkaufen. Ich fragte nicht weiter nach, sondern ging beschwingt von dannen.

Eine Frisur klärte
die Altersklasse


Man muss mehr für sich tun, dachte ich so im Gehen. Genau, ich wollte ja zum Friseur, mich ein bisschen aufbrezeln. Die nachhaltigen Widerstände, die sich vor Friseurbesuchen in mir immer aufbauen, überwand ich lässig, weil diese Verhütungsfrage mich gestärkt und ermutigt hatte. Und - Gipfel des Leichtsinns - ich wählte eine Friseurkette, die richtig ernst macht mit dem Frisieren, keinen jener Discounter, die ich sonst aufsuche in der Hoffnung schnell und bllig wieder davon zu kommen.

Aber, es nützte nix, garnix: Als ich nach erfolgter Haarverschönerung in den Spiegel guckte, drückte mich der Gedanke, dass die Verhütungs-Frage der jungen Apothekerin mit dieser Frisur wahrscheinlich unterblieben wäre.
Wenigstens sind die Haare jetzt wieder kürzer, aber irgendwie sehe ich ein bisschen aus wie Angela Merkel. Die hat ja auch Verhütungsprobleme, aber mehr mit den Schulden allerorten, nicht mit irgendwelchem Nachwuchs. Vielleicht eher mit der Nachfolge. Wer weiß ...

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden