Carmen Gloria Quintana

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Im Juli 1986 übergoss in Chile ein Polizeihauptmann die Körper von Rodrigo Rojas und Carmen Gloria Quintana mit Benzin und zündete sie an. Dies geschah während einer Demonstration gegen die chilenische Junta.


Rodrigo Rojas, ein Fotograf, verlor sein Leben, Carmen Gloria Quintana blieben schwere Narben im Gesicht und am Körper.

Aber Rojas Familie lebte in Washington und sie gaben keine Ruhe. Quintanas Geschichte ging um die ganze Welt.

Als es die ersten Bilder von der schwer entstellten Frau gab, druckte sie die „Junge Welt“ mit ungefähr folgendem Bildtext ab (nach der Erinnerung)

„Das macht der Imperialismus aus einer hübschen jungen Frau.“

Ich war so angewidert davon und hatte Streit mit Kollegen, die meinten, so etwas müsse man doch anprangern. Ich empfand es als Gipfel der Geschmacklosigkeit und jetzt, in der Debatte um die junge Iranerin, kann ich das noch besser dingfest machen:


Auch damals wurde eine junge Frau zum Objekt, zum Beweismittel degradiert. Damals war das – wegen des grobschlächtigen agitatorischen Textes – noch viel deutlicher. Mit dem Video aus dem Iran entsteht in mir ein ähnliches Unbehagen. Es findet sich jetzt auch noch der Verlobte, der „das Wort ergreifen“ kann und zum Subjekt des Geschehens wird. Ich weiß nicht ich weiß nicht. Und hier kommt auch noch die Frage nach der Authentizität dazu.


Am Rande bemerkt: Christa Wolf spendete den 1987 von Bayern erhaltenen Geschwister-Scholl-Preis für die medizinische Behandlung der jungen Chilenin. Als sie im Zuge der Kampagne gegen sie (IM Margarete) aufgefordert wurde, den Preis zurückzugeben, verwies sie in einem Schreiben auf diese Spende.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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