Das Haus, wo ich wohne, das ist nicht sehr schön.
So duster und muffig - naja 1910!
So'n grämlicher, bröck'liger Altbauzwerg.
Davon gibts noch viele im Prenzlauer Berg.
Übern Hof, 3 Treppen im Hinterhaus,
da ruh' ich mich auf den Lorbeeren aus.
Mit Stube, mit Küche, Korridor, Klo,
das ist mein Appartement. Da haus' ich nun so.
Das Klo, das ist innen, das ist schon enorm!
Da sitz' ich und grüble über Inhalt und Form.
So dichtete der Musiker und Sänger in den siebziger Jahren. Ich fand gerade dieses Lied besonders nahe an meinem Leben, denn auch ich wohnte viele viele Jahre im Prenzlauer Berg, immer an oder in der Schönhauser Allee. Erst in diversen Hinterhöfen und dann etwas besser in einem renovierten Altbau.
Ich amüsierte mich bei dem Lied über den Alltag eines Musikers und Komponisten, mit dem Klavier und den ständig erbosten Nachbarn. Einiges kannte ich, obwohl ich Musik nur als Laienhobby betrieb.
Dann folgte dieser letzte "utopische" Vers:
Das Haus, wo ich wohne, das steht nicht mehr lang',
es gibt ja bekanntlich ein Neubauprogramm.
Bis 1990, so sagt die Partei,
sind wir alle wohnraumsorgenfrei.
Damit sowas wie diesmal nicht wieder passiert,
wird für Musiker gleich ein Block reserviert.
Dann können wir spielen, solange wir woll'n,
und keiner verlangt, daß wir leise sein soll'n.
Da seht ihr, ich mecker' nicht, wenn ich was sag'.
Ich mach' immer zugleich auch 'nen Verbesserungsvorschlag.
Er hat noch allerlei Vorschläge gemacht, auch nachdem das mit der Partei und dem Neubauprogramm nicht mehr so richtig von Belang war. Vor allem ist er aus dem Prenzlauer Berg weggezogen und wohnte in Berlin-Blankenburg. Das ist von hier auch nur eine Station weiter.
Vielen ist Lakomy vor allem bekannt durch seinen "Traumzauberbaum", mit dem Generationen von Kindern aufgewachsen sind. Mir gefielen seine ersten Rockballaden " Es war doch nicht das erste Mal" - so heißt auch seine schon vor Jahren erschienene Autobiographie - und "Sie hat ein Kind" sehr gut.
Gestern ist er gestorben.
Hier ist das gesamte Lied vom Haus im Prenzlauer Berg zu hören
Kommentare 11
Schön, dass Sie geschrieben haben. Ich habe auch gerade noch mal den Traumzauberbaum gehört. Und mein Sohn hat dazu getanzt.
Ja, ein bisschen "mit heißer Nadel", aber es lag mir dran. Ich bin auch richtig traurig .
Wieso traurig, liebe Magda?
Mit tönt übrigens dieses Kinderlied im Ohr nach!
http://www.youtube.com/watch?v=wQWjiD2W6JM
Sorry, liebe Magda. Nachdem ich seine Lieder gehört habe, überlas ich zunächst , dass er verstorben ist. Nochmals: Entschuldigung!!
Seinen Ausflug in die elektronische Musik habe ich mit Begeisterung verfolgt. Damals tönte er zusammen mit Rainer Oleak, von dem man heute oft Filmmusiken hört.
Sein Kinderliedern bleibt wohl gesamtdeutschlich einmalig.
Liebe Magda,
ich kannte ihn nicht, aber Deinen Nachruf finde ich sehr interessant und die Verse ziemlich gut.
Ist natürlich immer ein trauriger Anlass. :(
Liebe Grüße
poor on ruhr
Danke auch für den Text - ich kannte ihn eigentlich fast nur als einen der wenigen Künstler, dessen Arbeit meine Mutter etwas abgewinnen konnte, die sonst Musik eher als störendes Geräusch empfand. Es verband sie wohl auch mit einem verflossenen Lover. Und mich verbindet die Erinnerung an die schweinschenfarbene DDR-Kassette, die sie hin und wieder in den Stern-Recorder schmiss, und die ich jetzt fast eher vor Augen habe als seine Musik im Ohr, mit meiner Kindheit.
Vielen Dank, liebe Magda,
nun ist er auch wohnraumsorgenfrei ... hoffe ich.
Herzlichst
archie
Traurig. Ein cooler Typ weniger. Ich kannte ja noch seine Lacky-Platten aus Kindertagen und finde sie noch heute gut. Meine Tochter kennt ihn über die Kinderlieder, die sie mit Begeisterung singt. Ich fand an ihm gut, dass er auch politisch nicht so ein Naivling wie viele andere Musiker/Künstler war. Seine Biografie zu lesen lohnt sich.
Liebe Magda,
Dank für die Info über diesen Künstler, den ich als Wessi und halber "Ausländer" gar nicht kannte. Wenn ich die Liedertexte durchgehe, muss ich mich an die Lebensverhältnisse meines Sohnes in Berlin erinnern, der gleich nach dem Mauerfall ein Appartement in Ost-Berlin anmietete, um die Studienkosten zu senken. Und seine Wohnverhältnisse waren absolut die in den Versen beschriebenen. Jedesmal, wenn ich in der Ferne Geschichten aus Eurem DDR-Alltag mitbekomme, muss ich mit einiger Betroffenheit feststellen, welche Privilegien wir im Westen gerade auch in den 60er und 70er Jahren hatten, in denen wir die Idee hatten, die ganze Welt liegt in unseren Händen, wenn wir nur wollen.
Dank nochmal für dieses Andenken, und hoffentlich haben die Mitarbeiter am Lakomy-Projekt nun noch mehr Motivation, das Erbe des Verstorbenen weiterzuverfolgen.
LG, CE
Danke fuer den schoenen Text.
Lakomy war in den 80ern in Westberlin ein Geheimtip. Ich mochte ihn. Das Lied ueber den Altbauzwerg konnte ich gleich mitsingen.