Begegnungen, Debatten und Feiern

ÜPFI-Neujahrsempfang Die Neujahrsempfänge der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin - Stadt der Frauen (ÜPFI )sind ein schönes und sehr nützliches Ritual.

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Dass die Zeit rast spürt man vor allem an den Ritualen, die sich jährlich wiederholen. Unangenehme - z. B. Steuererekrlärungen – und sehr angenehme wie z. B. das jüngst stattgefundene.

Deshalb verdrängte ich den Schrecken über das dahingaloppierte Jahr 2014 und machte mich gern auf ins Berliner Abgeordnetenhaus in der Niederkirchnerstraße zum Neujahrsempfang der Überparteilichen Fraueninitiative Berlin- Stadt der Frauen. (ÜPFI)

http://www.berlin-stadtderfrauen.de/neujahrsempfang-2015/

An der Pforte wurde –wie immer - scharf kontrolliert. Ich hatte völlig vergessen, dass ich drei Taschenmesser mit mir trug. Frage niemand warum. Zur Selbstverteidigung taugen sie nicht, aber ich fand sie in der Form so hübsch und deshalb wohnen sie in verschiedenen Seitentaschen und mussten abgegeben werden.

Ich betrat also nur „bewaffnet“ mit Neugier, Vorfreude und Erwartung den Festsaal, wo sich schon zahlreiche Frauen und einige wenige Männer eingefunden hatten. Z. B. der Präsident des Abgeordnetenhauses, Ralf Wieland, der wie auch letztes Jahr schon, gutgelaunt den Neujahrsempfang eröffnete, nachdem Carola von Braun die zahlreich erschienenen Ehrengäste begrüßt hatte. Sie erinnerte noch einmal an das, was ÜPFI im vergangenen Jahr auf die Beine gestellt hatte.

So steht z. B. die Dokumentation eines Fachgesprächs zum Thema: Wohnungslosigkeit von Frauen in Berlin, das im Juni in Berlin stattgefunden hat, im Netz.

Es ist so, dass wir uns eigentlich fast alle kennen. Viele Jahre gemeinsame Aktivitäten oder Kontakte und Veranstaltungen, auf denen wir uns treffen sorgen für diese freundliche Wiedererkennnung. Gesichter sind manchmal „momentaner“, Namen werden im Gespräch geklärt.

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Gespräche, Gespräche...

Schön ist auch, dass sich immer wieder auch jüngere Frauen dazugesellen und zeigen, dass ÜPFI als Institution der Vernetzung und des Gedanken- und Ideenaustauschs gern genutzt wird. Das beruhigt, denn – auch wenn wir alle älter werden – es gibt immer neue Aktivistinnen, es setzt sich etwas erfreulich fort, was vor vielen vielen Jahren begonnen hat.

Diesmal war eine ziemliche Promi-Dichte zu verzeichnen. Prof. Dr. Rita Süssmuth, langjährige Präsidentin des Bundestages, Prof. Dr.Jutta Limbach, Berliner Justizsenatorin und Präsidentin des Bundesverfassungsgerichtes waren aus vergangenen Regierungszeiten dabei.

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Carola von Braun, ihr gegenüber Jutta Limbach und Rita Süssmuth

Aus der gegenwärtigen Legislatutperiode waren ebenfalls prominente Repräsentantinnen gekommen. Z. B. Johanna Wanka, Wissenschaftsministerin und natürlich aus der Berliner Landesregierung: Dilek Kolat, Senatorin für Arbeit, Integration und Frauen und auch Bildungssenatorin Sandra Scheeres.

Gut ausgewählter Ehrengast war Festrednerin Prof. Dr. Claudia Janssen, Studienleiterin im Studienzentrum der EKD zu Genderfragen in Kirche und Theologie in Hannover. http://www.fsbz.de/

Sehr aktuell ihr Beitrag: Genderfragen sind Zukunftsfragen.

Sie verwies auf die Geschichte des Studienzentrums, das eine lange lange Zeit brauchte, bis es etabliert werden konnte. Dies zeigt die Probleme, aber auch die Fortschritte, die mit dem Thema verbunden sind. Die Verunsicherung, die gegenwärtig die Gesellschaft durchzieht, spüren besonders die genderbewegten Frauen. Gegen befürchtete „Überfremdung“ und „Islamisierung“, gegen den Abschied von vielen Gewissheiten, scheint die Wiederbelebung ganz einfacher Muster und Modelle zu helfen. Die christliche bürgerliche Familie gegen vielfältige geschlechtliche Identitäten, Homophobie und Islamophobie gegen gesellschaftliche Vielfalt – dies verbindet eine Partei wie die Alternative für Deutschland mit einer Bewegung für „Pegida“. Dass die Genderforschung und Genderpoltik gegenwärtig wieder verschärft angegriffen und lächerlich gemacht wird ist nur ein Symptom dafür. Auch AfD und Pegida haben in ihren Programm-Papieren entsprechend ablehnende Passagen. Das ist nicht verwunderlich. Die Liebe zur unanfechtbaren Eindeutigkeit ist eine Folge der Furcht in einer immer mehr sich wandelnden Welt.

Auch dieser Beitrag zum Thema Krise der Männlichkeit den ich kommentiert habe, ist ein Beispiel dafür.

Ich unterhielt mich später mit Frau Professor Janssen kurz über dieses Thema. Anonyme Beschimpfungen und Hassmails kennt auch das Studienzentrum. Fundamentalisten und selbsternannte „Männerrechtler“ wüten gegen einen „Genderismus“, dessen Definition alles enthält, was die Verunsicherten fürchten, aber mit dem Thema weniger zu tun hat. Im Internet sammeln sich kleinere, aber recht schlagkräftige Meinungsgruppen und greifen aggressiv an, wenn sie das Thema Gender nur lesen.

Sehr erfrischend und schön der Auftritt von Gina Pietsch und Tochter, die mit ihrem Chansons und Brechtinterpretationen für Stimmung sorgte. Leicht hatte sie es nicht zu Beginn, weil es manchmal auch unvorhergesehe Zwischenfälle gibt.

Ein Lied richtete sie dann besonders an Rita Süssmuth. Brechts Kinnderhymne. Rta Süssmuth hatte einst zu denen gehört, die dem Gedanken an eine neue Nationalhymne nicht ablehnend gegenüber standen, sich aber nicht durchsetzen konnten.

Viele viele interessante Gespräche gab es dann beim Büffet und Gesprächsteil. Ich sprach lange mit einer Vertreterin der Liberalen über die Probleme der Frauen in dieser Partei. Über das Problem, Publikationen im Printformat an die Leserinnen und Leser zu bringen, mit einer Vertreterin des Zweiwochendienstes, über das Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien, das auch immer wieder in den Blickpunkt von Debatten rückt. https://www.gender.hu-berlin.de/zentrum . Ich sprach kurz mit Dr. Karin Bergdoll über den Arbeitskreis „Frauengesundheit“, http://www.akf-info.de/ und seine vielfältigen Aktivitäten. Und über das Leben sprachen wir natürlich auch. Das Älter werden, dass Jung bleiben, das Weitermachen und Mut behalten.

Die Zeiten sind ernst, es so viel in der Schwebe, es ist soviel im Flusse. Da hilft manchmal aber auch ein solch guter, bewährter Jahresempfang. Ich ging reichlich beschwingt und angeregt nach Hause.

(Meine Bilder sind nicht die Besten, aber bald gibts bestimmt wieder ein umfangreiches Angebot auf der Website)

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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