Definitionsmacht und Dominanz verhindern Dialoge

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Werbung um Verständnis statt Belehrung

Ein guter Beitrag in derNZZ, geschrieben von dem Sinologen, Prof. Helwig Schmidt-Glintzer.

www.nzz.ch/nachrichten/kultur/aktuell/wie_viel_kritik_ertraegt_das_kommunistische_china_1.3582307.html

Er wirbt um Verständnis für China. Schon immer haben die Chinesen die Europäer - und besonders die Deutschen - bewundert, suchen die Nähe zu ihrer Kultur. Dieses Riesenvolk, das ein Fünftel der Weltbevölkerung ausmacht, hat sich aus dem tiefsten Elend, durch mörderische Experimente und eine Welt rasenden Wandels durchgekämpft und will zu neuen Ufern aufbrechen. Und die Chinesen im Ausland stoßen in Deutschland auf eine Gesprächskultur, die von Skandalisierung und Entlarvung lebt. Das kann nicht gut gehen in einer Kultur, die nichts so hasst, wie den Gesichtsverlust.

Aus ähnlichen Gründen ist sicher nicht nur mir dieses öffentliche Zur Rede Stellen zuwider. Schon bei der Olympiade im vergangenen Jahr ging das vielen Leuten, nicht nur in Ostdeutschland, sehr auf die Nerven. Und jetzt beim Lesen des Beitrages von Prof. Schmidt-Glintzer, wird mir deutlicher warum. Die westliche Definitionsmacht, so der Autor des NZZ-Beitrages, stößt auf die Definitionsmacht der chinesischen Partei, die sich nichts abhandeln lässt.

Es hängt sicherlich mit selbst empfundenen Kränkungen zusammen, dass man hin und wieder die Partei der "Partei" ergreift, angesichts der viel zu massiven Eingriffe und Aufrufe aus dem Westen, die kaum die Chance lassen, einen eigenen Weg zu finden und Gegensätze zu überbrücken. .

" Im beiderseitigen Festhalten an der eigenen Deutungshoheit sind sich beide Seiten sogar ähnlich, so dass ein Dialog misslingen muss", warnt der Autor.

Sofort kamen mir die Bedingungen,die die ost-west-deutschen Debatten bestimmen, in den Sinn. Die einen wissen genau, wie eine vorbildliche Demokratie beschaffen sein muss, halten sich weitgehend an den formalen Bedingungen fest und die anderen befragen diese konkreten Bedingungen aus ihrer Erfahrung und kritisieren sie, was wiederum Empörung hervorruft.

"Wer einen Dialog will, darf nicht darauf bestehen, alleine die Definitionsmacht zu behalten. Vielleicht wäre es nicht schlecht, seine eigenen Wertorientierungen zu beschreiben und zu prüfen, ob man seinen eigenen Grundsätzen entspricht." so Prof. Schmidt-Glinzter.

Genau das wäre eine Forderung, die auch für die gegenwärigen Debatten um die Aufarbeitung-Ost hilfreich und fruchtbar wäre.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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