Diagnose: kk

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Vor einigen Tagen am Nachmittag, ich lag gerade gemütlich zu Hause rum, klingelte das Telefon. Mein Mann ging ran, lauschte eine Weile, blickte etwas zweifelnd, aber dann grinste er und meinte, indem er mir den Hörer gab: „Hier will Dich einer engagieren“. Es stellte sich ein artiger Herr am Telefon vor und wollte mich – ich war völlig perplex - als Klavierspielerin buchen.


piano light

Er hätte mir mal bei einem Frauenprojekt gelauscht und das hätte ihm so gefallen...Während er weiter erzählte, dachte ich nach, ob das hinhaut.

Es stimmt. Bei dem genannten Projekt steht ein Klavier und – wenn ich dort mal bin – lasse ich es nicht ungeschoren. Ich halte mich für keine Virtuosin, sondern für eine Person, die ein Klavier vorschriftsmäßig bedienen kann und die – in Erinnerung an die einst verwendete Mühe – gern ein bisschen herumklimpert. Weil mein Anschlag nicht so hart ist und ich eine Melodie immer gleich nachspielen kann, klingt das ganz nett. Zwei drei Akkorde finden sich auch und: Flugs fertig ist piano light. Offensichtlich gefällt das vielen, weil es überhaupt nicht beim Quatschen stört.

Von allem ein bisschen

Ich sagte nicht zu und nicht ab, aber weil der Herr so nett war, versprach ich ihm, dass ich drüber nachdenke.

Ich aber kam ins Grübeln. So ist das mit mir: Ich kann von allerlei Sachen ein bisschen. Als Kind konnte ich neben dem Klavierspielen auch ein bisschen singen, aber durch heftiges lautes forciertes Gebrüll habe ich mir die ohnehin kleine Stimme ruiniert.

Mit 19 Jahren – auch so eine fixe Idee – wollte ich zur Schauspielschule. Ganz untalentiert fanden die mich nicht, aber der „große“ Wurf wäre es nicht geworden. Deshalb kam ich davon wieder ab.

In mir ruht kein Buch

Ich kann auch ein bisschen schreiben, so kleine Geschichten. Geht mir gut von der Hand, wenn die Idee sich eingestellt hat, aber ein profundes Werk ruht nicht in mir, jedenfalls nicht dass ich wüsste.

Ich bin geschickt in diesem oder jenem, mir fällt zu allerlei Dingen immer allerlei ein, aber es ist eben nicht der große Ruf in mir, es drängt mich nichts, es zu gestalten. Überhaupt verliere ich auf der Stelle die Lust, wenn etwas nach zu großer Anstrengung aussieht oder zu lange Mühe erfordert. Ich liebe die Kurzstrecke. Und Pathos kann ich sowieso nicht leiden und bitte um einen entsprechenden Hinweis, wenn es mich unfreiwillig dazu gedrängt haben sollte.

Deshalb liebe ich ja auch das Bloggen – und ich denke, das spürt man auch. Das Bloggen ist was für Leute wie mich.

Pflichtsalut an ernsthafte Blogger

Natürlich nicht nur, nein, nein. Es gibt auch sehr ernsthafte Blogger, welche die flache Mitteilungslandschaft mit umfangreichen Ideengebäude markieren, sehr beachtete, (nicht immer beachtliche) Diskursräume schaffen. Sie verleihen allem eine gewisse Tiefe, Gründlichkeit und sorgen mit einem langen Atem dafür, dass der Debatte nicht die Luft ausgeht.

Es gibt solche Menschen. Aber ich bin nicht so.

Ich blogge unter dem Rubrum: „kk“ = kleinkreativ. Das ist ein Schicksal, das ich – mit den Jahren – auch „angenommen“ habe.

Mir macht es Spaß und andere unterhält es vielleicht.

Ach ja, ich werde ihm den Gefallen tun, dem älteren Herrn. Es ist sein 75. Geburtstag. Ich werde ihm einen kleinkreativen Klangteppich weben, das wird nett und ich habe mich nützlich gemacht.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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