Die Enden der Parabel 126 – 166

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Noch ein Restsatz von 126: „Ernest Pudding war dazu erzogen worden, an eine lückenlose Befehlshierarchie zu glauben genau wie die Männer der Kirche in früheren Jahrhunderten an eine Hierarchie des Seins geglaubt hatten“. Das ist noch heute so.

Dieser Pudding nun, der also geheimdienstlich tätig sein will oder soll oder beides, verzweifelt aber an den Halbverrückten, die dort in dieser „Weißen Visitation“ zugange sind.

Die untersuchen gerade einen Hund namens Wanja – denn noch immer geht’s um Pawlow und da wird viel eingespeichelt. Mal schon vor dem eigentlichen Reiz, mal mit ihm. Transmarginale Phasen werden erreicht, warum auch immer.

Pudding bramarbasiert zur Lage von einer Kanzel, denn das Ganze ist ja in einer Kirche verortet. Er – ein Veteran von Flandern quatscht über den Krieg, über Kochrezepte, die klar und wahr sind und die Leute nicht verarschen. Wenn jemand Hunger hat, dann will er einfach Kartoffeln essen und ist nicht neugierig auf „klugscheißerisch, muskatverbrämte Überraschungen“. Auweia ich traue mich nicht, jetzt zu Herrn Kabischs Pürreebeitrag zu verlinken, tu es aber trotzdem. Es passt so gut und ich hänge gleich dran: Ist eben Literatur nichts für ungut. :-)

Woher diese Anti-Kochkunst-Mentalität bei Pudding kommt, weiß man nicht, aber er hasst Überraschungen und bereitet den Leuten selbst welche. Er bäckt eine Kröte in einen Teig hinein und lacht sich kaputt, wenn die angeschnitten wird. usw . ein seniler Scherzkeks eben.

Es hocken bei dem Geheimprojekt auch allerlei Flüchtlinge, Überläufer und Exilanten. Und sie streiten sich über allerlei psychologische Testmethoden. Zum Beispiel ein MMPI. Und grübeln über die Verlässlichkeit der Tests mit Slothrop, der dort erforscht wird, weil man ihn ja einsetzen will. Genauer: Man will ihn der deutschen Rakete vorwerfen.

Das Gemeine bei Pynchon ist, dass man Seitenweise Beschreibungssingsang liest – zum Beispiel, dass das Gebäude der „Weißen Visitation“, ein architektonischer Amoklauf ist und dazwischen findet sich ein Satz ,der die Handlung vorantreibt. Sehr raffiniert.

Dr. Jamf aus Ungarn

Jetzt kommt Jamf ins Projekt, Dr. Jamf. Der wollte viele Jahre zuvor Babys so konditionieren, dass sie eine Erektion kriegen, wegen des gut messbaren Ergebnisses. Wenn ein Baby einen Ständer hat, den hat es ihn oder auch nicht. Die Details dieser Übung lesen sich grimmig-absurd. Vor allem aber hat dieser Jamf unterlassen die Konditionierung wieder aufzuheben. Und das Ergebnis dieses Versäumnisses ist? Na, wer wohl: Slothrop.

Der hat diese Gabe, wie wir schon wissen, eine Erektion zu kriegen, wenn eine Rakete im Anflug ist und das hat ihn gerettet. Er kann voraussagen, wo eine einschlägt usw. Und dann folgen viele psychologische Erörterungen, warum und wieso das so ist. Die Geheimforscher diskutieren dann noch die Frage, ob der gute Slothrop kraft seiner Kräfte vielleicht auch Raketen lenken kann.

Sie grübeln über ihren Probanden nach. Ja und dann: Roger Mexico und Pointsman lässt Pynchon dann verschwinden: „Sie gehen zum Strand, gehen ins Meer, weg. Tschüss. Ich aber bin noch nicht viel weiter.

Mich beschäftigt eine eigene Idee: Am Buch entlang erzählen. Man nimmt sich ein Buch vor und erzählt das nach und kreiert eine neue Kunstform – orientiert an Frau Hegemanns Werk – eine Art Montage aus dem Plot des Autors oder der Autorin und dem eigenen Schrott, den man dazugibt.

Ab 151 – wird neu angesetzt. Mit einem holländischen Mädchen namens Katje. Wie komme ich jetzt auf Mata Hari – Assoziationen? Osbiee Feel macht Pilzmus, sehr geheimnisvoll. Es liest sich wie Giftpilze. Katje war zuvor passive Protagonistin in einer schrecklichen Pornogeschichte, die deutsche Besatzer aufführen. Sehr gewalttätige Unterwerfungsspiele. Aber sie spielt mit, weil sie offensichtlich einen Auftrag hat. Märchen, in denen eine Hexe, zahlreiche andere Gestalten wie Gottfried zum Beispiell und ein Ofen eine Rolle spielen – der Ofen Anspielung auch auf Vernichtung. Porno und Untwerwerfung - geht gut zusammen.

Hauptman Blicero liebt Rilke. Blicero denkt an einen Herrero, den er in Deutsch-Südwest aufgegriffen und....wir sind auf S. 165 angekommen. Nicht sehr weit.


Der Text ist Teil eines Projekts:

Wir lesen gemeinsam Thomas Pynchons "Die Enden der Parabel".



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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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