Vor einiger Zeit war ich - um einen Krankheitsverdacht zu entkräften - bei einem Lungenfacharzt. Der hat mir vor vielen Jahren dringend geraten, mit dem Rauchen aufzuhören und das habe ich auch getan.
Nun war da also dieser Verdacht auf Sarkoidose, dem nachgegangen werden sollte. Ich selbst war ohnehin der Meinung, dass meine Lunge - bis auf einen alten Tb-Herd - nichts aufwies und wollte bei der Gelegenheit auf die konsequente Einhaltung seines Ratschlages hinweisen, vielleicht auch ein bisschen Lob ernten.
Kein Lob, sondern nur
der Hinweis auf alte Sünden
Aber, was sagte dieser - für seine "Grobkörnigkeit" in der Patientenkommunikation ziemlich berüchtigte Mediziner - zu mir? "Ach, dem sind doch viele Jahre des Missbrauchs vorangegangen. Da kann noch immer alles passieren." Kein Lob, keine Ermutigung oder Trost für den Fall, dass doch was ist. Es war - Gottseidank - nichts, aber es war doch gut, der Sache nachzugehen.
Belehren und erschrecken
ob Raucher oder Nichtraucher
Daran musste ich die Tage mal wieder denken. Eigentlich müssten sich besonders die Nichtraucher - sowohl jene, die schon immer solche waren und jene, die es geworden sind - über diese Schockbilder-Pflicht beschweren. Die ehemaligen Raucher auch deshalb, weil sie in eine Art visuelle Mithaftung genommen werden, obwohl sie doch schon aktiv waren, um dem Schrecken, der auf Bilder gebannt wurde, zu entgehen.
Aber (siehe der Lungenspezialist) das nützt auch nichts. Missbrauch bleibt Missbrauch, auch wenn er zurückliegt und der Original-Nichtraucher weiß, dass auch er an Lungenkrebs und anderen Krebsarten erkranken kann. Kein Ausweg nirgends. Der Staat behandelt uns alle gleich: Wir alle sind zu belehren und zu erschrecken, gleich in welchem Zustand wir sind. Der Staat ist wie mein Lungenfacharzt.
Und die Raucher werden sich - wegen der Schockbilder - wohl kaum ändern. Jedenfalls nicht aus Ekel oder Grusel.
Denn - noch immer scheint es, dass Raucherinnnen und Rauchern die Frage nach dem Lebenssinn einfacher erscheint.
Wenn man sich einige Fragen der Philosophie ansieht, dann sieht es so aus:
- Wer bin ich?
- Ein Raucher, eine Raucherin
- Warum gibt es mich?
- Wegen der Tabakindustrie
- Warum gibt es überhaupt etwas?
- Damit man es mit Rauch vernebeln kann.
- Was soll ich tun?
- Vielleicht eines der neuen Etuis besorgen, die die Schockbilder verstecken sollen.
Insgesamt wäre zu fragen:
Aufhören oder nicht Aufhören
Oder: Den Staat verklagen und eine zweite Warnung für die Packungen fordern, denn auch Kinder werden völlig sinnfrei erschreckt, wenn ihr Blick auf die neuen Packungen fällt.
Aufschrift: Das Ansehen dieser Schockbilder ist für Menschen unter 16 Jahren verboten.
Kommentare 9
Ich weiß nicht, ob die Antiwerbung der richtige Weg ist. Die Befürworter sagen ja, und belegen das mit Zahlen. Die Gegner sagen nein, und belegen das mit Zahlen.
Aber die „echte Werbung“ die suggeriert, dass man jung, frei, gesund, sexy und mit strahlend weißen Zähnen, oder eben als einsamer abenteuerlustiger, aber doch echter Mann, seinen Weg durch Dschungel, Prärie oder das unbeschwerte Leben nimmt, bildet die Realität dann auch nicht so dolle ab. Wenn eine Terrororganisation ein Flugzeug sprengt, sind wir entsetzt, die Zigarettenindustrie holt jeden Tag ein vollbesetztes Flugzeug vom Himmel. Gestern, heute, morgen … Gut, nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich, das eine tut man „freiwillig“ (ist ja noch lang hin, ich kann schon wieder aufhören, mir geht’s gut, Helmut Schmidt), das andere nicht, warten wir's doch ab.
Beim anders Punkt kann ich Dir jedoch zustimme, mehr Lob wär' gut, aber Ärzte haben eben auch einen selektiven Blick. Die sehen halt nur Kranke. Und wahr ist, dass man bereits ab dem ersten Tag des Aufhörens davon profitiert, wenn man das Rauchen lässt. Aber, wie hieß es früher: Irgendwo dran müssen we ja kaputt gehen. Und Gesundheitsapostel können anstrengen. Sterben tut man dennoch, und bislang alle. Der beste Weg damit umzugehen ist vermutlich wie immer, das Leben bewusst zu genießen. Wenn die Zigarette noch Genussmittel ist, warum nicht? Aber wie oft ist sie es?
Schockbilder?! - Was man alles verpasst als natural born Nichtraucher, dessen Blicke von anderen Beghrlichkeiten angezogen werden... :-)
Ach, und schön, dass nichts war!!!
"Aufschrift: Das Ansehen dieser Schockbilder ist für Menschen unter 16 Jahren verboten. "
;-D
Wie wäre es auch mit: Das Auferlegen von Folgen von EU- und Merkelscher Politik ist für Menschen unter 16 Jahren verboten?
Ja, GEBE, Sie sind natürlich einer, der immer das Große Ganze sieht. Sehr lobenswert.
Und was ist das Große Ganze?: Angela Merkel. Die übrigens hat sich schon vor Jahren das Rauchen abgewöhnt. Vorher hat sie geraucht wie ein Schlot.
Das "Große Ganze", wohl dem, der es kennt!
Kennen Sie aber auch den Ausdruck, daß jemand ein Schlot sei?
Ja, Genussmittel können der Gesundheit schaden ... Und die Tabaklobby ist schwach – ganz anders die Zucker- und Alkohollobby. Wer diese Ekelbilder für eine sinnvolle warnende Aufklärungsmaßnahme hält, müsste sich eigentlich auch für Ekelbilder von Körperteilen Zuckergeschädigter auf Pralinenschachteln und Alkoholgeschädigter z.B. auf Champagnerflaschen einsetzen ...
Ich halte davon allerdings nichts. Die negative Suggestion, die von diesen Bildern ausgeht, kann m.E. kranker machen, als die giftigen Substanzen der Genussmittel selbst.
Für die Gesundheit unverbesserlicher Raucher wäre es sicher hilfreicher, wenn sie auf ihren Packungen lesen würden: Raucher können bis zu 108 Jahre alt werden. Versehen mit dem Abbild eines fröhlich rauchenden Johannes Heesters...
Nee, ist das ein regionaler Ausdruck?
>>Raucher können bis zu 108 Jahre alt werden. Versehen mit dem Abbild eines fröhlich rauchenden Johannes Heesters...<<
Während auf allen Automobilen ja jetzt stehen muss: „Autofahren kann tödlich enden. Für Sie, die Strasse überquerende Fussgänger und Anwohner verkehrsreicher Strassen“. Garniert mit Bildern von Unfallopfern.
Wie, muss doch nicht? Tja, wer gut schmiert, der gut fährt...