Ein damals sensationelles Papier

SPD-SED "Der Streit der Ideologien und die gemeinsame Sicherheit". So lautete der Name des Dokuments, das vor 40 Jahren in beiden deutschen Staaten vorgestellt wurde.

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Der vorwärts veröffentlicht dazu einen Gedenkartikel. Ich erinnere mich an dieses Zeit sehr gut. Vor allem in Erinnerung habe ich eine Pressekonferenz, bei der der damalige Rektor der Akademie für Gesellschaftswissenschaften beim ZK der SED ,Otto Reinhold, auf kritische Fragen von Studenten seiner Bildungseinrichtung antwortete. Es war schon viel in der Diskussion damals. Veränderung lag in der Luft, aber im Grunde blieb sie dort auch.

Dass es in der Bundesrepublik höchst kritische Töne gab, ist mir nicht mehr so in Erinnerung. Die CDU sprach damals verächtlich von "Nebenaußenpolitik".

Dass beide Parteien in dieser Weise miteinander sprachen, war sensationell und ermutigend. Im Beitrag des vorwärts wird dieses Dokument als ein Beitrag zur Destabilisierung der DDR bewertet. Das ist eine Allerweltseinordnung, denn solche Beiträge wollen eigentlich alle politischen Kräfte geleistet haben.

Mir erschien die Erarbeitung und Vortstellung dieses Dokumentes damals als ein Beweis politischer Klugheit und zwar von beiden Seiten. Heute reklamiert eine Seite allein die Weisheit für sich. Weise fände ich es heute, nicht ganz zu vergessen, dass es in der DDR Politiker - Parteipolitiker - gab, mit denen "zu reden" war. Sie wären auch heute noch Ansprechpartner, wenn nicht die deutsche Einheit Sieger und Besiegte geschaffen hätte.

Bundespolitiker reden heute, wenn sie vernünftig sind mit allen Politikern aus ehemaligen Ländern Osteuropas. Und das ist auch gut so. Ob ein ehemaliger KGB-Resident oder ein sonstiger Angehöriger der einstigen Partei- und Regierungsapparate, es muss geredet werden.

Mit Vertretern der ehemaligen DDR müssen sie heute nicht mehr reden, deren Macht ist dahin. Die Erinnerung aber an dieses gemeinsame Dokument sollte vielleicht dazu mahnen, Vertreter politischer Kräfte, mit denen man streitend und in Gegnerschaft trotzdem debattiert hat, heute nicht zu dämonisieren.

Die Aussagen des gemeinsamen Dokuments sind sehr allgemein. Dass die Menschheit nur gemeinsam überleben oder untergehen kann, ist aber auch heute noch genau so richtig wie vor 40 Jahren.

Das Blättchen

veröffentlichte eine interessante Schilderung des Hintergrunds

http://www.willy-brandt-kreis.de/pdf_12/121122_reissig.pdf

Dies ist ein sehr interessantes Referat von Rolf Reißig, der auf Seiten der SED mit über das Papier verhandelte.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden