Ein neuer "Besen" in Brüssel - neue Männerbilder in Deutschland?

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Ein einziges Mal habe ich diese Nachricht morgens auf Deutschlandradio Kultur gehört, dann nicht wieder:

Als inakzeptabel hat die neue EU-Kommissarin für Justiz und Grundrecht, Viviane Reding, den hohen Unterschied der Löhnezwischen Männern und Frauen kritisiert. Der EU-Durchschnitt liegt bei 18 Prozent, in Deutschland beträgt er sogar 23,2 Prozent.

Sie betonte, dass die Beseitigung der Lohnunterschiede in Deutschland zu einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts von rund 30 Prozent führen könnte. Deutschland als eines der wirtschaftlich am weitesten entwickelten Länder sollte mit gutem Beispiel vorangehen, anstatt Nachzügler zu sein, mahnte die EU-Kommissarin.

Und tatsächlich haben die Lohnunterschiede zwischen den Geschlechtern sich in den vergangenen 15 Jahren kaum verringert und in einigen Ländern sogar noch zugenommen.

In der derzeitigen Krisensituation könne sich Europa eine solche Lohndifferenz nicht leisten. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit sei eines der ältesten Rechte und Werte, meinte Reding und kündigte an, sich verschärft und intensiv dafür einsetzen, diese Kluft zu überwinden.

www.welt.de/die-welt/wirtschaft/article6656814/Frauen-verdienen-viel-weniger-als-Maenner.html

Während sie noch klafft, die Kluft, geht es darum, die Männer mit neuen Leitbildern auszustatten. Die stimmen nicht mehr. Ohnehin seien Männer aus dem Blick geraten sind, konstatierte kürzlich ein Kongress in Düsseldorf und stellte leitmotivisch die Frage: „Neue Männer – Muss das sein?“ Man könnte scherzhaft antworten, „Nein, die alten reichen noch völlig aus“, aber das geht natürlich so nicht.

Männer leiden weniger am „Mann sein“ per se, sondern viel mehr an den falschen Leitbildern. Zuviel John Wayne, zu wenig Wowereit meinte der Sozialwissenschaftler Andreas Heilmann in einem Interview mit der Welt .

Oh Mann, immer diese Vorbilder-Sachen. Männer sind da genau so abhängig wie Frauen. Aber während die Frauen Barbie folgen, wie immer behauptet wird, folgen die Männer nicht Kenny. Sie wollen wilder sein oder glauben sie müssen das.

Übrigens: Heilmann – im Gegensatz zu dem Düsseldorfer Männer“Thing“ - hält Frauenförderung nach wie vor für wichtig und richtig.

Dazu kommen muss aber noch was anderes, nämlich ein Abschied im Grunde von zuviel Männlichkeit. Von einem Bild, das immer mehr Risse bekommt und das es auch so gar nicht gegeben hat.

(Übrigens: Männer im Osten hatten diese andauernden Sorgen um ihre Männlichkeit einfach nicht, Auch keine um den Unterhalt bei Scheidungen. Man ging auseinander – höchstens kloppte man sich um die Sperrholzschrankwand und den Videorecorder – und die Ehefrau verdiente selbst. Für die Kinder bekam sie einen Betrag, den der Ehemann aufbringen konnte ohne sich zu ruinieren. Das ist ja auch hierzulande jetzt geregelt, aber mit schweren Stolperern. Das nur am Rande.)

Mir fällt im Umgang mit jüngeren Männern auf, dass die in vielem schon ganz anders sind, als es in meinen jüngeren Jahren war. Verunsicherter, stimmt, aber auch weicher. Jedenfalls die, mit denen ich zu tun habe. Und das waren Wessis. Einer - der über uns wohnte - wollte immer alles ausdiskutieren und ich wunderte mich über dessen Harmoniesucht. Aber, ein bisschen leiser sein wollte er nicht. In S-und U-Bahnen kommt einem hin und wieder eine andere Sorte unter.

Wenn ich mir ein Männerbild vorstellen sollte, komme ich immer auf Franzosen, vielleicht weil meine brüchigen Wurzeln dorthin zeigen: Depardieu mit der verrückten Nase, der alte Belmondo, Jean Gabin (wer kennt den noch?) Es gibt einen italienischen Schauspieler, auch schon älter, Gian Maria Volonté. Der hat mich immer tief beeindruckt, ist aber leider schon gestorben. Ich sags ja: Meine Vorbilder sterben aus, das ist die Last des Alters. Ein bisschen lädiert sind die alle schon. Ich bin auch nicht mehr so richtig auf dem Laufenden. Aber Brad Pitt hat mir noch nie gefallen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden