Ein privat-politischer Kater

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Ich habe mal wieder einen Kater, den ich für absolut bloggenswert halte. Warum? Weil er eine Nachwehe der gestern erfolgten Ausstellungseröffnung ist, bei der ich die Grundlagen für die weitere Ausschweifung gelegt habe.

Die Ausstellung "...der Zukunft ein Stück voraus. Pankower Pionierinnen in Politik und Wissenschaft"

wurde also gestern in der Ausstellungshalle des Kulturzentrums "Sebastian Haffner" , Prenzlauer Allee 227, 10405 Berlin feierlich eröffnet. Man kann sie dort noch bis November besichtigen.

Alle, die ich gezwungen hatte, sich meine für die Audiostation aufgenommene Rede von Agnes Wabnitz reinzuziehen, waren - schon aus Selbstschutz - hell begeistert.

Es war richtig feierlich. Auch die Reden, aber die aus meiner Sicht ein bisschen zu sehr.

Zur Eröffnung sprach Christine Bergmann, Ministerin a.D. (deren Ministerium Gerhard Schröder damals mit "Gedöns" gekennzeichnet hat).

Sie war - wie alle Redner und Rednerinnen bei solchen Anlässen - zu lang.

Und sie fing sich einen Zwischenruf ein:

"Frau Bergmann, Sie haben die DDR vergessen".

Der Hintergrund: Bergmann erwähnte engagierte Frauen, wie Elisabeth Lüder oder auch Louise Schröder, die aber alle in der Bundesrepublik Deutschland wirkten.

Sie vertröstete die Zwischenruferin und sprach am Ende einige Worte über das Selbstverständnis ostdeutscher Frauen und die hohe Kindergartendichte, die es - noch immer - in den neuen Bundesländern gibt.

Nachdem die Eröffnung so halbwegs harmonisch bewältigt war, unterhielt ich mich mit einer Besucherin, die süffisant anmerkte: "Natürlich konnte sich Christine Bergmann bei diesem Anlass nicht auf Hilde Benjamin beziehen, die sich schon in den fünzigerJahren für ein Familiengesetzbuch stark gemacht hat, dass - wie ihre Biographin Marianne Brentzel www.mariannebrentzel.de/benjamin-leseprobe.html
feststellte - "Jahre vor den vergleichbaren Veränderungen in Westdeutschland - ein neues Namensrecht, das Mann und Frau die Wahl des Familiennamens freistellte, die weitere rechtliche Gleichstellung der außer der Ehe geborenen Kinder, die Verankerung des Rechts auf Scheidung, wenn die Ehe "ihren Sinn" verloren hatte, die Verpflichtung von Mann und Frau, sich gleichberechtigt um die Belange der Familie zu kümmern, " verankert hatte.

All sowas haben wir also nach der Vernissage besprochen. Und dabei einen getrunken. Und das zog sich und zog sich. Am Ende zogen einige Frauen noch zu einem etwas versnobten Italiener im Prenzlauer Berg. Und dort trank ich weiter und stellte fest, dass ich aufgrund einer höchst ungesunden Mäßigung meines Alkoholkonsums nicht mehr in gut trainierten Zustand war, was die Rotweinmengen betraf.

Am Ende fand ich mich - etwas schwankend - wieder auf der Metzer Straße und wurde von einer anderen, vernünftigeren Dame zur Straßenbahnhaltestelle geleitet. Die musste eher aussteigen und verpflichtete eine junge Mitreisende, mich auf die richtige Haltestelle hinzuweien.

Die tat das und ich verabschiedete mich von dieser fremden jungen Freundin ähnlich beschwingt, wie schon vorher von der älteren Bekannten.

Ich rief - wie immer zu später Stunde - meinen Mann an, auf dass er mich abhole. Und fuhr dann mit der in Berlin nur noch gelegentlich verkehrenden S-Bahn nach Hause. Mein Mann holte mich ab und fragte ungehalten, warum ich kein Taxi genommen hätte. Ich sagte ihm, weil ich überhaupt kein Geld mehr gehabt hätte.Er meinte dann seinerseits. Mein Gott, ich wäre doch runter gekommen und hätte bezahlt.

Ich nun wieder: Darauf bin ich nicht gekommen.Mein Misstrauen gegenüber Männern scheint auch im Suff noch zu funktionieren.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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