„Ein Scheißjahr für Männer?"

Genderfragen Also, ehrlich, das zu Ende gehende Jahr hat’s mit mir nicht so gut gemeint. Nix Elementares oder Bedrohliches, aber doch allerlei Lästiges hat mir die Zeit vergällt.

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Verantwortlich dafür sind der allgemeine Verschleiß und zuviel falsche Aufregung über die falschen Sachen. Ich kann mich also zurecht in Richtung „Jammertal verfügen. Aber, was sehe ich dort mit Erstaunen? Der Landstrich ist reichlich besetzt. Und zwar mit Männern. Die ziehen allerorten eine niederschmetternde Bilanz.

Es ist ein Scheißjahr für Männer gewesen, so der Titel eines Beitrages in Die Welt, der die „ups“ und „downs“ dieses Jahres ein bisschen satirisch untersucht. Und damit verstärkt er lustig einen Chor, der nichts als Abgesänge intoniert.

Denn auch der weiße Hetero-Schriftsteller hat-ausgedient. Das nun wieder stellt der US-amerikanische Autor Michael Cunningham in einem Beitrag für den Cicero fest. Aber er verirrt sich dann doch sehr in den speziellen US-amerikanischen Sitten der Generierung von Talenten. Es kommen halt Neue dazu und die sind nicht mehr alle weiß. Das ist spannend, aber auch ein bisschen bedrohlich. Und das kreative Schreiben ist auch fruchtbar für die neue Diversity in der Literatur. Naja, na gut.

Der auch in den USA befürchtete Untergang des Weißen Mannes wäre aufzuhalten, meint die Autorin Marcia Pally in Die ZEIT, nachdem das Blatt schon das ganze Jahr schwere Trauerarbeit geleistet hat. Man hätte denken können, der Maya-Kalender hätte nur die Männer im Auge gehabt. Für die USA wäre wichtig, dass die nach der Wahlniederlage Mitt Romneys schwer gebeutelten Republikaner einfach mal ein bisschen ihre Politik ändern, z. B. ihre Einwanderungspolitik meint Marcia Pally, dann klappts auch wieder mit den Jungs. Wer weiß, wer weiß.

Auch Kabarettisten hierzulande nehmen das Thema sehr ernst auf die Schippe. Indem z. B. Vince Ebert , der philosophisch-naturwissenschaftliche Schlaukopf meint: "Freiheit ist ein männliches Ideal - doch Männer, die frei und ungebunden sind, verwahrlosen.“ Huihui - das sind Aussichten, mit dem weißen Manne wird die Freiheit verwahrlosen oder so ähnlich.

Verwahrlosung in der Freiheit. Woran denkt man da so? Vielleicht an einen Mann wie Dominique Strauss-Kahn. Nun hat er schon Millionen an sein vermutliches Opfer in New York gezahlt, jetzt droht ihm dennoch eine weitere Anklage in Frankreich wegen seiner Teilnahme an Partys mit Prostituierten in Luxushotels. Es ist halt ein Kreuz.

Der bürgerliche weiße Mann – er ist hart bedroht. Und er hat auch gleich Ursachen ausgemacht: Die bürgerliche weiße Frau. Die will Jobs per Quote oder auch ohne. Sie will ja gern teilen: Die prekären Arbeitsverhältnisse, die Lohndrückerei und die unsichere Zukunft. Sie ist bereit, das alles mit zu tragen, aber das ist dem „weißen Mann aus dem Mittelstand“ auch nicht recht.

Und deshalb war dieses Jahr ein Klagejahr dieser gebeutelten Bevölkerungsgruppe. Wobei diese ganze Klägerei ja nichts ist als „neues Korn in alte Säcke.“ Seit Jahrzehnten geht dieser allgemeine Jammer, von dem ich aus dem Osten ja dachte, er würde übertrieben, immer wieder durch die Welt. Was sage ich: Seit Jahrhunderten geht das so.

Aktuell ist jetzt schon der Papst eingesprungen und wendet sich gegen diesen Gender-Wahn und all diese verrückten Ideen vom gemachten Geschlecht, wie sie z. B. eine Simone de Beauvoir verbreitet hätte (Judith Butler kennt er vielleicht nicht). Mann der ist ja aufgescheucht, der Papst. Wenn eine deutsche Ministerin von „das Gott“ erzählt, dann ist selbst so eine konservative Person reichlich infiziert durch Griffe in die Gender-Mottenkiste, wie die Welt empört vermeldet. Und Jürgen Liminski vom Deutschlandradio muss da gegensteuern. Gott ist natürlich kein Neutrum. Aber, es ist auch andererseits alles nicht so einfach. Na, der die das Gott sei Dank.

Was Männer wirklich wollen interessierte nicht so sehr, wie eine andere Meldung in „die Meedia“ informiert. Jedenfalls hatte ein Focus-Titel wenig Erfolg am Kiosk. Wieso, wieso?. Geht’s gar nicht mehr darum, was Männer wollen, sondern warum sie „niedergehen?“Ach was, eigentlich geht’s ja nicht um Niedergang, sondern eher darum, den Ball flach zuhalten.

Den flachsten Ball hält da ein Artikel im österreichischen „Profil“.

Die Zukunft des weißen Mannes: Fürchte Dich nicht, Bleichgesicht! heißt der Beitrag und der sieht - neben allerlei Historischem - viel theoretisches Geheule, während in der Praxis die Männer schon noch das Sagen behalten, auch wenn sie als alleiniger Familienernährer ausgedient haben.

Amüsiert konstatiert der Autor: "Weiße Männer werden es gut haben. Weniger Macht, bessere Reputation, keine Komplexe. Insgesamt also: mehr Spaß."

Genau so wird es sein, denn wenn man die Staaten ansieht, die gelernt haben, in Ehren kleiner zu werden, gesund zu schrumpfen, aber nicht gleich unterzugehen, dann ist das immer ein Gewinn gewesen. Man sieht es an dem witzigen Profil-Beitrag.

Also Männer: schrumpft gesund, allerdings an den richtigen Stellen. Ich versuche das ja auch gerade, nur wieder an anderen Stellen. Auf ein Neues.

http://www.agpolpsy.de/wp-content/uploads/2010/06/pohl-krise-der-mannlichkeit-vorabdruck-2010.pdf

Wie das alles so zusammenhängt, hat der Psychologe Rolf Pohl in einem Beitrag ganz gut analysiert. Männer habens wirklich schwer, aber eigentlich immer.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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