Emmanuel Macrons mutige Initiative

Der Algerienkrieg Die Debatte um die Aufarbeitung der kolonialen Vergangenheit wirft ein durchaus erhellendes Licht auf die Haltung und Gesinnung der Kandidatin und des Kandidaten.

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Emanuel Macron bezeichnete den Algerienkrieg kürzlich als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".
Emanuel Macron bezeichnete den Algerienkrieg kürzlich als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Foto: -/AFP/Getty Images

Djamila Bouhired und und Djamila Boupacha – das waren die beiden Namen, die der Brutalität und menschenverachtenden Gewalt des algerischen Unabhängigkeitskrieges von 1954–1962 Namen und Gesicht gaben. Auch in der DDR wurden ihre Namen oft genannt – „Freiheit für Djamila“ stand sogar an Hauswänden.

Die jungen Algerierinnen wurden beschuldigt, an Bombenattentaten beteiligt gewesen zu sein. Sie waren Mitglieder der FNL – der Nationalen Befreiungsfront – die gegen die französische Armee kämpfte. Es war ein blutiger und unerbittlicher Kampf. Ich war noch Schülerin, als ich im Kino einen Film sah, der Djamila Bouhireds Kampf gewidmet war.

Um Geständnisse zu erpressen wurden beide jungen Frauen tagelang brutal gefoltert.

Im Falle von Djamila Boupacha trug eine breite internationale Aufmerksamkeit und Solidarität zu ihrer Entlassung aus dem Gefängnis bei. Pablo Picasso malte sie und viele Künstlerinnen und Künstler setzten sich für sie und für ein Ende des Kampfes in Algerien ein. Algerien wurde im Jahr 1962 unabhängig. Aber die Folgen und Traumata dieses Krieges blieben lange Zeit unbearbeitet.

Kolonialkrieg – Verbrechen gegen die Menschlichkeit

Im April dieses Jahres reiste der Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron nach Algerien und dort nannte er den Kolonialkrieg ein „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ . Er traf auf Entrüstung, aber er löste damit eine breite Debatte in Frankreich aus. Die Süddeutsche Zeitung berichtet ebenfalls ausführlich darüber. Die Zeitung thematisierte auch den schwierigen Balanceakt dieser Initiative, denn der Algerienkrieg kannte auch bei den Algeriern selbst Verlierer.

Der Umgang mit der Vergangenheit ehrt Macron und entlarvt Le Pens Denken

Während des Fernsehduells zwischen Marine Le Pen und Emmanuel Macron thematisierte auch Le Pen die Initiative Macrons. Sie warf Macron vor, eine „Kultur der Reue“ zu inszenieren. Ähnlich hatte sich zuvor auch schon der konservative Kandidat Fillon geäußert.

Marine Le Pens Anwurf ist nicht verwunderlich, denn die Front National hat ihre Wurzeln auch in der rechten französischen Terrororganisation OAS, die in Algerien eine blutige Spur hinterließ.

(Auch veröffentlicht unter https://magdaskram.wordpress.com/2017/05/04/Emmanuel-macrons-mutige-initiative/)

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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