„Es läuft eine Talkshow, eine der vielen, die regelmäßig zu Verhören ausarten, sobald ehemalige DDR-Bürger unter den Gästen sind.Jeder Westdeutsche darf seinem ostdeutschen Landsmann öffentlich die Gesinnungsfrage stellen, das gehört zur politischen Korrektheit; jeder Exbewohner der DDR, der nicht damit aufwarten kann, dass er von der Stasi beschattet wurde, ist verdächtig, ein potentieller Angeklagter, der dem westdeutschen Rechtsstaat in Gestalt eines x-beliebigen Wichtigtuers und Medienschwätzers seine Unschuld beweisen muss. Niemand stellt den westdeutschen Inquisitoren die Gegenfrage nach deren Moral, nach deren Lebensläufen. Eine völlig verschüchterte ostdeutsche Lehrerin wird ins Kreuzverhör genommen, man unterstellt ihr allein aufgrund ihres Berufs Zusammenarbeit mit der Stasi. Man spricht so mit den Leuten, als hätte die einzige Dauerfrage ihres Lebens darin bestanden, ob sie für oder gegen den Staat waren, darüber hinaus will niemand etwas von ihrem Leben in der DDR wissen“.
(Natascha Wodin in ihrem Buch: Nachtgeschwister, das von ihremLeben mit dem Schriftsteller Wolfgang Hilbig handelt.)
Es mehren sich dieser Tage erneut allerlei mediale Aufarbeitungen der Historie.Der 13. August steht vor der Tür, der Jahrestag der Deutschen Einheit rückt gnadenlos heran.
Aber es kommt kein Osten vor, sondern es kommen Menschen vor, die „für den Osten“ gekämpft haben, nachdem sie „aus dem Osten“ geflohen sind. Es kommen Autoren vor, die „über den Osten“ schreiben.
Leute im Osten aber kommen seltener vor und das macht mich langsam aber sicher ganz wütend und krank.
Nach der historisch völlig verlogenen „Frau vom Check Point Charly“ und anderen ähnlichen Werken, in denen der Osten als Ort des Schreckens mit allen Klischees vor aller Augen geführt wurde, berichtete die „Welt“ – und Printmedien haben es ebenfalls kolportiert – über Begegnungen zwischen zwei Fluchthelfern. Die erinnern sich und beglückwünschen sich für ihren Mut. Bitteschön.
Kürzlich gab es auf 3SAT einen Beitrag über einen Mann – alle Jahre wieder Michael Gartenschläger - der die Todesschussanlagen an der Grenze abbauen wollte. Von der westlichen Seite her.
Hat der Westen
den Osten befreit?
Zunehmend wird aus der Geschichte der DDR und ihrem –durch ihre Bürger zumindest mit beschleunigtem Ende - eine Geschichte darüber, wie der Westen den Osten befreit hat.
Warum dieses Unbehagen? Nein, nicht weil ich mich nicht erinnern will, sondern weil es einen öffentlichen Diskurs gibt, der so tut, als hätten die DDR-Bürger selbst zu DDR-Zeiten nichts gewusst über ihr Land und behielten jetzt schon wieder das Falsche in der Erinnerung, als müsse man die Leute aufklären. Gartenschläger hat uns schon die ganze DDR-Zeit „begleitet“ immer wieder. Fluchthelfer gab es kommerzielle und idealistische. Weiß ich alles.
Die Mauer stand da, die Grenze war hermetisch abgeschlossen und alle wussten, wer dorthin geht, wird gestellt und kann erschossen werden. Das war bitter, aber damit leben mussten wir und das „erleichterten“ sich die Menschen mit sehr unterschiedlichen inneren Strategien und auch Einsichten. Andere nennen es Rechtfertigung.
Mir half die Rationalisierung, die nicht nur „Mauer“ dachte, sondern versuchte, politisch einzuordnen, dass diese Grenze in Berlin und die zwischen Ost- und Westdeutschland – eine auch von den Westmächten akzeptierte Trennlinie zwischen zwei Systemen, zwei militärischen Blöcken war. Ein solches Argument gilt heute als Verharmlosung.
Die schrittweise Erleichterung für Reisen in den Westen – viele Zehntausende sind in den 80ern zu Verwandten gefahren, die offiziellen Ausreisen nahmen zu – werden fast völlig ignoriert, weil dies die Dämonie der damaligen Grenzen schmälern könnte, dafür aber hilft, neue Grenzen bequemer zu errichten. In Erinnerung bleibt Chris Gueffroy nicht meine Bekannte oder ein Kollege, der viele Male zum Geburtstag der Mutter in den Westen reiste.
„Now we must suffer
and sell our secrets“
Seltsamerweise geht mir diese Zeile aus einem trivialen ABBA-Titel andauernd durch den Kopf. Die Bürger eines Staates, von dem die übernehmende Seite alles weiß, alles verwenden kann und mit Hilfe dieses Wissens, auch prima alles von sich selbst abweisen und anderswo hin entsorgen kann, sind im Grunde wehrlos.
Sie haben – wie Beitrage im Magazin der SZ belegen Geschlossene Gesellschaft in der Süddeutschen Zeitung belegen – auch nichts zu sagen. Kaum. Sie sind an den öffentlichen Debatten im Grunde nicht beteiligt. Stattdessen wird ständig über sie geredet, diese verstockten Ostbürger und sie werden mit immer sehr ähnlichen Fragen und Thesen konfrontiert:
- Wo ist sie, die zweite Welle der Aufarbeitung – nach zwanzig Jahren doch fällig?
- Wo ist sie – die Katharsis und Erkenntnis ohne die es keine Erleichterung gibt?
- Wie habt Ihr das nur ausgehalten und seid nicht abgehauen?
- Wer hier geblieben ist, muss irgendwie beschädigt sein.
Nichts da, tut mir Leid.
Ja, ich wusste Bescheid über alles bin Fragen aller Art gegenüber reichlich immun geworden:Man nahm sich im Osten nicht von früh bis abends andauernd so wichtig und fragte sich, wie man irgendetwas aushält. So kann man auch nicht leben.
Man fragte sich eher, ob es im Konsum heute endlich mal Süßkirschen gibt in der Kirschenzeit.
„Es gehört sich nicht, in
einer Diktatur gelebt zu haben“.
Man wendet sich an die in der DDR Gebliebenen wie eine verwöhnte Dame von der Wohltätigkeit, die ihre gut geschminkten Augen aufreißt, erstaunt, aber gütig lächelnd sagt: „Aber meine Liebe, man lebt nicht in einer Diktatur, das gehört sich einfach nicht, das ist stillos“. Und man selbst guckt hoch und denkt, „Mein Gott, die haben doch keine Ahnung“ .
Ich weiß alles über die DDR, im Guten wie im Schlimmen. Wir haben in den Siebzigern immer mal gedacht, die DDR geht den Bach runter, aber daran hatte damals keine politische Kraft – in Ost nicht und in West schon gleich gar nicht – irgendein Interesse.
Ich kenne die DDR. Ich bin in ihr von der entschiedenen Gegnerin zur mitlaufenden Desinteressierten, zur kritischen Parteigängerin geworden. Ich habe durchaus in ihr widerstanden und dafür bezahlt, aber auch Kompromisse gemacht, die mir nicht angenehm sind und die mich plagen. Auch dafür habe ich bezahlt.
Aber ich möchte, bitte, bitte - nicht aufgeklärt und erforscht werden von einer Medienwelt, die ihre Osterkundungen mit Überschriften versieht wie „Mein erster Ossi“ oder „Herr der Ostdeutschen Seelen“.
Danke, danke. Ich weiß wo ich gelebt habe aber – ärgerlich, wie ich zunehmend werde – denke ich hin und wieder: Wissen manche Westdeutsche eigentlich in was für einem System sie selbst leben? Auch die Bundesrepublik war und ist in vielen Aspekten ein schreckliches Land. Und alle, die das einst auch beklagten, sind merkwürdig lauwarm in ihrer Kritik geworden.
Von der Unterdrückung zur pausenlosen Überredung statt wirklicher Überzeugung sind wir gelangt und Repression nimmt - unter Verweisen auf die ostdeutsche Vergangenheit - in Gesamtdeutschland zu.
Triumphalismus vernachlässigt
wichtige Hintergründe
Der neue merkwürdige Befreiungs-Triumphalismus macht mich krank, aber er sagt mir nichts Neues über die DDR. Im Gegenteil, er verschleiert Hintergründe, wie den schon im Zusammenhang mit den Grenzen erwähnten, nämlich, dass die DDR Mitglied eines anderen, größeren Zusammenschlusses war.
Dass sie darin die disziplinierteste Einheit war, wird mit symbolischem missbilligendem Augenrollen kolportiert. Der Unterton: Diese Ostdeutschen, zu feige, so deutsch, wie wir nicht sein wollen. Da belobigt man lieber die Widerständigkeit der Polen oder der Charta 77-Leute in der CSSR.
Aber und nochmals aber: Ein Grund für die ostdeutsche „Disziplin war ein völlig logischer und leicht zu verstehender: Weil die Deutsche Demokratische Republik für den Krieg in Verantwortung genommen wurde von der UdSSR. Das war immer präsent und wurde auch immer wieder ins Bewusstsein gehoben. Die Tschechen, die Slowaken die Polen, die Ungarn, die Bulgaren sie alle hatten eine Geschichte, die Deutschland verschuldet hatte und für die die DDR und ihre Bürger gerade stehen sollten, ideologisch und teilweise auch materiell.
Zusätzlich war die DDR mit ihrer direkten Grenze zum gleichsprachigen Westen unter besonders strenger Beobachtung. Nebenher: Auch die Grenzen zwischen der CSSR und Bayern waren schärfstens bewacht – zu allen Zeiten.
Trotzdem aber werden wir – wie mir scheint - doppelt verachtet. Für den Preis, den wir zahlen mussten und für den Gehorsam, den einige gezollt haben. Und jetzt erneut - ich spüre es an den Reaktionen gegenüber Christa Wolfs neuem Buch Stadt der Engel
- auch weil sich Menschen verleiten ließen, in der DDR eine Chance zu sehen, etwas gegenüber der Geschichte wieder gutzumachen.
Warum ich oft
an meine Mutter denke
Ich denke, es hat Ursachen, dass ich mich dieser Tage öfter an meine Mutter erinnere: Katholisch, im Gefängnis in der Nazizeit, danach allein mit zwei unehelichen Kindern. Sie verachtete die DDR in den fünfziger Jahren zutiefst, aber sie wäre nie und nimmer in den Westen gegangen. Die Leute im Pfarrhaus haben sie oft gedrängt. Sie wollte nicht. Es war leichter, in der DDR zu leben, wenn man keine Wurzeln hatte, wehrlos war und sich vor allem durch eine bigott-bürgerliche Gesellschaft verraten fühlte, wie es meiner Mutter ergangen war. Wir waren in dieser Zeit mal im Westen – in Unna in Westfalen – den einzigen Verwandten besuchen. Ich fands ganz abenteuerlich und spannend, ihr war es schrecklich. Diese durchaus fleißigen, aber schon wieder so zufriedenen Leute, die nichts aber auch nichts gelernt haben und mit leichter Süffisance auf die mitgebrachten kleinen Geschenke aus dem Osten wiesen, die sich so überlegen wähnten und so borniert waren. Es endete mit einem Riesendesaster, weil meine Mutter ihren Mund nicht halten konnte. Im Zug noch weinte sie und eine mitreisende Diakonissin dachte, es sei wegen der Grenze und der Trennung. Meine Mutter ließ sie in dem Glauben. Wenn sie bestimmte Entwicklungen der Deutschen Einheit erlebt hätte, hätte sie das sehr getroffen.
Ja, ich weiß, auch im Westen hat sich vieles geändert, die Menschen sind nicht mehr die aus den fünfziger Jahren. Wie schrieb Alexander Osang schon zu den Feierlichkeiten im vorigen Jahr im „Spiegel“: „Und so komme ich mir seit Wochen vor, als beobachte ich Vorbereitungen für eine Geburtstagsparty, zu der ich zwar eingeladen bin, aber wahrscheinlich nicht hingehe. Weil ich sowieso keinen kenne.“
(Foto: John Spooner)
Kommentare 192
danke für den Artikel. Ja, und wir haben nicht unter einer Diktatur gelebt? Das Einzige, was ich vielen Leuten aus der DDR übelnehme, ist, dass sie im gegebenen Moment nach den Bananen gerannt sind.......
Lyrisch auf den Punkt gebracht hat es Tamara Danz mit "Silly":
Das Traumpaar des Jahrhunderts
Die Schlampe und der Held
tanzen mit großer Geste
auf dem Parkett der Welt
Die feuerorten Haare
hat man ihr schwarz gemacht
ich hab den blassen Schimmer
die wachsen wieder nach
Sie schwebt verwirrt in Düften
in Lichtern bunt und grell
und er versäuft in aller Ruh
die Mitgift und ihr Fell
Und wenn es ihr zu eng wird
im sündhaft teuren Kleid
sagt er: Sei still und schäm dich
für deine Vergangenheit
Die Suppe ist dünn
und das Bett nicht sehr breit
der Hunger kommt beim Essen
und die Liebe mit der Zeit
Beste Grüße
Hermanitou
Huch, seid Ihr schnell. Ich habe hier noch dran herumgewirtschaftet und bearbeitet und Ihr schon gelesen.
Danke dafür. Na, wollen mal sehen....:-))))))
...direkt rein in die Bananen-Republik.
in den ganzen westlichen Affenzirkus.
Liebe Magda, ich finde, Deine Mutter, Du hast ja schon mal über sie geschrieben, war eine bedeutende Persönlichkeit! Danke, dass Du mir von ihr erzählt hast!
Ansonsten: "Leute im Osten aber kommen seltener vor und das macht mich langsam aber sicher ganz wütend und krank." Belasse es bei der Wut, lasse diese hin und wieder ab, und bleib' gesund, bitte!!!
ja, Ja. JA!
Nicht Tellkamps "Der Turm", Matthias Wegehaupts "Die Insel"!
***
Richtet man den Blick derzeit gen Südwesten, könnte man sich -augenreibend- fragen, ob der untote Nordosten posthum zum eigentlichen Befreier wird (>>>Stuttgart21)...
Affen-KÄFIG.
"Das Einzige, was ich vielen Leuten aus der DDR übelnehme, ist, dass sie im gegebenen Moment nach den Bananen gerannt sind......."
Ach, ich nehme mir viel mehr übel, dass ich eine Befürworterin der schnellen deutschen Einheit war. Bananen - ach herrje, dieses Bild wird nie wieder verschwinden, obwohl auch das schon wieder ein Klischee ist --ein bisschen.
@ mcmac - herrje, stimmt, es sind zuviele Bananen im Spiel und die Affen (Hermanitou) langen eben hin.
ja, mir hängt das auch zum halse raus, und da kann ich nur noch mal posten, was ich schon in zusammenhang mit dem roten ochsen gesagt hatte: was mir z.b. auffällt, wenn ich den gesprächen zumeist gutbetuchter "westler" lausche, wie sie sich hier im viertel niedergelassen haben: daß sie für einheimische nur dann lobende worte übrig haben, wenn diese eine anpassungsleistung an jetzige verhältnisse und die westdeutsch geprägten wertvorstellungen erbracht haben oder als opfer der einen oder anderen diktatur zu betrachten sind - damit bricht sich schon eine art neokolonialen bewußtseins bahn ... diese aussage läßt sich durchaus auch auf diverse leitmedien beziehen ...
goedzak - nee so schnell werde ich nicht krank, aber man muss eine Kränkung auch aussprechen. Ansonsten bin ich wütend und ganz munter. :-)
mcmac - Genau, Wegehaupts Insel. Genau.
Ach, Silly tauchen in meiner Welt plötzlich auch überall auf.
Großartiger Text, danke.
Liebe Magda,
ich folge Deiner Sichtweise, die Du im Blog da gelegt hast.
Besonders interessiert hat mich die Stelle wo Du beschrieben hast, dass die DDR innerhalb des Warschauer Pakts für die deutsche Vergangenheit bezahlen musste.
Das ist auch historisch gut gedacht, wird in der BRD aber leider nicht akzeptiert, weil man sich nach wie vor und nachder Widervereinigung erst recht im Alleinvertretungsanspruch der Rechtnachfolge des Deutschen Reiches sieht.
Wie sehr die westeutschen Karrieren mit nationalsozialitischen Tätern besetzt waren, will man hierzulande bis heute nicht wahr haben.
Zu Deinem Blog kann ich eigentlich nur schreiben:
DU HAST RECHT!
Bleib so wie Du bist und bewahre Dir Dein vollständiges Leben mit all seinen Phasen, die zum grossen Teil die Geschichte der DDR waren.
Gerne lese ich Deine Blogs von Deinem Leben in der DDR.
Wie in Westdeutschland Geborenen haben meist leider viel zu wenig Ahnung davon!
Hier leistet auch "der Freitag" als Meinungsmedium wichtige Pionierarbeit im gegenseitigen Verstehen, weil er er selbst viele Artikel zu diesem Thema veröffentlicht und Bloggern aus Ost und West die Infrastruktur zur Verfügung stellt, um sich gegegenseitig besser verstehen zu können.
Herzliche Grüße
rr
Herzliche Grüße
rr
@Magda
Wir haben in den Siebzigern immer mal gedacht, die DDR geht den Bach runter, aber daran hatte damals keine politische Kraft – in Ost nicht und in West schon gleich gar nicht – irgendein Interesse.
Ich erinnere nur an den Riesenkredit, den damals F. J. Strauß für die DDR zusammengebettelt hat.
Ciao
Wolfram
"Trotzdem aber werden wir – wie mir scheint - doppelt verachtet."
Sie haben es erfasst, aufgewachsen im Westen, kann ich nur bestätigen, dass alle "Ossis" verachtet werden, gleich doppelt...
"Ich weiß alles über die DDR, im Guten wie im Schlimmen."
Und gewiss, Sie wissen alles...
Mein Gott, die DDR gibt es seit 20 Jahre nicht mehr, manche haben das scheinbar noch nicht ganz verstanden. Wie kann man noch auf so was rumreiten, immer und immer wieder (Sie sind gemeint). Wie kann man das so wichtig nehmen.
"Aber ich möchte, bitte, bitte - nicht aufgeklärt und erforscht werden von einer Medienwelt, die ihre Osterkundungen mit Überschriften versieht wie „Mein erster Ossi“ oder „Herr der Ostdeutschen Seelen“."
Ist Ihnen gerade aufgefallen, dass in den Medien auch Schwachsinn verbreitet wird? Nehmen Sie (und die DDR) sich nicht zu wichtig. Ich glaube, die Menschen, die die Vergangenheit bewerten/erforschen nennt man "Historiker". Diese "Historiker" sind sehr schüchtern und deshlab eher selten in der Medienwelt zu finden.
Also mal ganz im ernst, nehmen Sie die Sache nicht zu ernst. In Talkshows wird jede Menge Schwachsinn erzählt (und gewiss nicht nur über die DDR), es zwingt Sie ja keiner sich gerade diese anzugucken. Die Meinungsfreiheit bringt halt auch ihre Schattenseiten mit sich.
Man weis doch jetzt, dass nicht alles schlecht war in der DDR und bei der Wiedervereinigung nicht alles perfekt gelaufen ist. Es war aber auch nicht alles nur Sonnenschein. Z.B. ist die Stasi ja keine Erfindung der BRD.
Und ja die BRD ist auch kein Paradies, aber wenigstens können Sie das, ohne Probleme zu bekommen, sagen...
Btw. so weit ich weiß wollten doch mehr Menschen von der DDR in die BRD als andersrum. Mal überlegt, woran das liegen könnte?
Sehr geehrte Magda,
ich werde mir jetzt mal ganz heftig die Gosch verbrennen, indem ich eine Konstruktion in den Raum stelle:
Nachdem es die Bundesrepublik war, die seit der Teilung in allen Belangen für das untergegangene „Reich“ in „Haftung genommen“ wurde -die DDR hatte sich dieser Zuschreibung erfolgreich entzogen-, der „hässliche Deutsche“ auch mit seinen Nachkriegseigenschaften stets im Westen zu verorten war, scheint es ein eigentümlicher Reflex geworden zu sein, diese Bilder nun vom Westen aus auf den Osten zu projizieren. Der sich auch nicht anders verteidigt, wenn überhaupt.
Von Aufarbeitung keine Spur, nirgends.
Trotzdem gern gelesen, e2m
Mhmm... ich glaube, genau dass ist die Geisteshaltung, die Magda u.a. meinte...obwohl "GEISTEShaltung" angesichts des Beitrags von markelov vielleicht etwas zu euphemistisch beschrieben scheint...
@ markelov - "aber wenigstens können Sie das, ohne Probleme zu bekommen, sagen..." -
Genau, wenigstens haben wir mal drüber geredet.
mcmac - genau, stimmt. :-)))))
@leeelah
Noch einer für Dich, der triffts auch. Sebstverständlich auch Tamara und Silly :-)
Halloween in Ostberlin
Der Osten is ne Reise wert
den sollten sie besuchen
hier gibts noch n Stück
vom neuen deutschen Kuchen
die Rosinen sind schon weg
das macht ihn etwas trocken
doch in mancher Treu-hinter-hand
klebt noch ein fetter Brocken
Die Ossis, die sind lall und mall
vom Plunder und vom Fusel
wenn die mal aus dem Koma sind
kommt das kalte Gruseln
Sie schlagen sich die Köpfe ein
mit ihren Stasi-Akten
derweil wir mitten auf dem Platz
die letzten Ferkel schlachten
Halloween in Ostberlin
hier schwoofen die Gespenster
Halloween in Ostberlin
hier füllt man sich die Wänster
Halloween in Ostberlin
die schaurigsten Gestalten
Halloween in Ostberlin
Gut drauf und wohlbehalten
die Neuen und die Alten
Dann räumen sie von ganz allein
die Buden und die Posten
und wir ziehn weiter mit Geheul
zum nächsten Fest gen Osten
Da tobt auch schon die Klopperei
und wir, die guten Geister
ziehn denen auch das Hemd vom Arsch
nur flinker noch und dreister
Der Osten ist ne Reise wert
den sollten sie besuchen
kein schöner Land hier weit und breit
zum Zochen und zum Spuken
Halloween in Ostberlin
hier schwoofen die Gespenster
Halloewen in Ostberlin
hier füllt man sich die Wänster
Halloween in Ostberlin
die schaurigsten Gestalten
Halloween in Ostberlin
Gut drauf und wohlbehalten
die Neuen und die Alten
Ayayay - haben Sie @markelov, mal überlegt, daß es ein paar Leute gibt, die älter als 20 sind?
Betrachtet man sich beispielsweise, wie die Linke dazu vergattert wird, quasi vor jedem Satz als Disclaimer zu verkünden 'Die DDR war ein Unrechtsstaat!', bevor man mit ihr in Verhandlungen zu treten bereit ist - kann man schon den Schluß ziehen, daß im Westen sehr gründlich verachtet wird. Das erstreckt sich ja aus merkwürdigen Gründen nicht auf die Blockflöten und die Wendehälse.
Liebe Magda,
ich sag's gleich - ich bin aus dem Westen, bitte sehen Sie mir also etwaige Fettnäpfe nach.
Daß Sie Ihre Vergangenheit gern behalten möchten und darüber auch keinerlei West-Belehrung bedürfen, das ist mir sehr verständlich. Ich finde es ein Desaster, daß im Westen so überaus selbstgerecht vergessen wird, daß sich im Osten mit der Wende alles für alle geändert hat. Während sich der Westen ja sehr gleich blieb - das ist eine sehr komfortable Position für Verachtung.
Der Verlust eines Systems, so kritikwürdig und ungeliebt es immer auch gewesen sein mag, ist wohl auch ein Verlust von Heimat. Ein Land besteht schließlich nicht nur aus Politik, sondern auch aus Lebensgewohnheiten, aus Liebgewonnenem.
Außerdem - eine seriöse historische Aufarbeitung von was auch immer beginnt 50 Jahre danach. Mit der zum 3. Reich sind wir ja nun auch noch nicht fertig.
Aus meiner Sicht benötigen Sie keine Brandsalbe:
Ihr Konstrukt beschreibt sehr richtig gegenwärtige Erscheinungen, auch wenn die von Ihnen gewählten Teile des Konstruktes z.T. eher einem Schnellbaukasten entstammen könnten.
Die "Aufarbeitung der Geschichte" ist meist nur eine "Redigation der Geschichtsschreibung". Vielleicht wäre es besser, sich untereinander weiter Geschichten zu erzählen (wie Magda u.v.a.m. es versuchen), als darauf zu hoffen, dass irgendetwas irgendwann von irgendwem abschließend und zur Zufriedenheit aller aufgearbeitet wird.
Wie nicht anders zu erwarten, kam jetzt so ein Spruch wie: "obwohl "GEISTEShaltung" angesichts des Beitrags von markelov vielleicht etwas zu euphemistisch beschrieben scheint..."
Gleich Menschen mit einer anderen Meinung die Kompetenz abschreiben. Nicht mit Sachlichkeit antworten, sondern den Anderen beleidigen.
Das ist natürlich eine, für mich, vernichtende Antwort. Ich warte jetzt nur noch darauf, dass Sie mir was in Latein dahinschmettern oder einen großen Denker zitieren, um mir/uns aber vor allem sich selbst Ihre Klugheit zu beweisen...(vielleicht was von Goethe?)
Falls Sie doch versuchen sollten sachlich zu antworten, verraten Sie mir mal bitte wieso Sie das glauben:
"ich glaube, genau dass ist die Geisteshaltung, die Magda u.a. meinte."
Na ja, Magda schrieb doch eindeutig davon, dass INNERHALB des Warschauer Packts die DDR verantwortlich gemacht worden ist, für die Nazi-Vergangenheit. Reparationen hat sie jedenfalls bezahlen müssen u. a. an die UDSSR. Andererseits stimmt, dass in der DDR-Ideologie die Bundesrepublik als Rechtsnachfolger des Dritten Reiches beschrieben wurde, weil sie mit den faschistischen Traditionen nicht wirklich gebrochen hatte etc. Die DDR sah sich als antifaschistischer Staat auf deutschen Boden und insofern als einzig legitim etc.
Jedenfalls nannten uns die Kinder der Offiziere der sowjetischen Garnison (Halle-Neustadt), welche im rechtwinklig angelegten Neubau-Block wohnten (Block 155), wenn sie uns beleidigen wollten grundsätzlich "Faschisten". Ich weiß nicht, ob das historisch relevant ist - aber das war so.
hallo magda,
bleib wütend und schreib weiter solche interessanten und guten beiträge. markelov mag das nicht interessieren, mich und viele andere schon. weiter so!
@ dame.von.welt
Zu Ihrer Frage: Ja habe ich.
"Betrachtet man sich beispielsweise, wie die Linke dazu vergattert wird, quasi vor jedem Satz als Disclaimer zu verkünden 'Die DDR war ein Unrechtsstaat!"
Ich vermute, dass Sie etwas älter sind, dann kennen Sie vielleicht ja die Anfänge der Grünen, die wurden auch nicht mit Blumensträußen empfangen. Das ist eine Kampagne gegen die Linke, wie es damals eine Kampagne gegen die Grünen gab. Wieso nimmt man das so wichtig?
"daß im Westen sehr gründlich verachtet wird"
Sie müssen die Meiung der Medien/der Politiker untscheiden mit der des Volkes. Den meisten Menschen ist es doch total egal was die DDR nun war und was nicht (zumindest in den alten Bundesländern).
Wieso glauben Sie, dass mich das nicht interessiert? Nur ich lese halt keine Bild oder Ähnliches, warum sollte man sich über die Bild aufregen?
Man informiert sich doch über die Geschichte nicht, indem man Talkshows im Privatfernsehen anguckt.
(Die Bild steht hier stellvertretend für ihre Zunft)
@ dame.von.welt -
Danke für Ihre Anmerkung. Genau, die Linke im Westen macht es besonders deutlich: Man muss immer Glaubensbekenntnisse absondern über die DDR und alles andere ist nicht mehr interessant.
"Das erstreckt sich ja aus merkwürdigen Gründen nicht auf die Blockflöten und die Wendehälse."
Tja wer die ordentlichen Texte sagt, hat keine Probleme. Das mit den Blockflöten beschäftigt mich auch, denn ich war ja Mitglied der CDU. Und auch so an Angela Merkel, die mir von Jahr zu Jahr wendehälsiger erscheint.
"Daß Sie Ihre Vergangenheit gern behalten möchten und darüber auch keinerlei West-Belehrung bedürfen, das ist mir sehr verständlich."
Vielleicht behalten in dem Sinne, darüber ehrlich zu befinden und nicht nach vorgegebenen Urteilen was runterzubeten. Und vor allem: Sich nicht gedemütigt fühlen.
"Mit der zum 3. Reich sind wir ja nun auch noch nicht fertig."
Nein, aber die Hoffnung herrscht, man könnte das vielleicht ein bisschen vergessen oder in den Hintergrund drängen.
Es täte mir Leid, Sie verletzt zu haben. Aber bedenken Sie: Menschen mit anderen Meinungen können darüber hinaus der Meinung sein, dass ihre Meinung lediglich rein sachlich und nie verletzend sein könnte - während Gegenteiliges ganz natürlich und selbstverständlich und nur auf alle anderen zutrifft.
Goethe, nein. Wir wär's mit Wittgenstein: "Die Ergebnisse der Philosophie sind die Entdeckung irgendeines schlichten Unsinns und Beulen, die sich der Verstand beim Anrennen an die Grenzen der Sprache geholt hat. Sie, die beulen, lassen uns den Wert jeder Entdeckung erkennen."
@ mcmac
Natürlich ist das meine ein Hüftschuß und genau deswegen anfechtbar. Ich stellte ihn gegen den Titel des Blogs, der mich sehr an ähnliches Vokabular vor sehr langer Zeit in der seligen BRD erinnert.
@ mahung
Völlig richtig, was Sie schreiben. Das Problem ist, dass die "Wessis", über die sich beklagt wird, über dieses Hintergrund- und Geschichtswissen kaum verfügen, denen ist schon die eigene Geschichte zu viel. Denen gehören dann solche Details um die Ohren gefetzt, wenn sie mit Huberei anfangen. Sachkenntnis bringt Ignoranz eher zum Schweigen, als sich über die Dummheit nur zu beschweren.
Danke für den Text! Der Titel von ABBA - Cassandra?
Das, was im Text beschrieben wird und was sich in den Medien sehr leicht beobachten lässt - es handelt sich um nichts Weniger als einen umfassenden Kolonisationsprozess. Der wird von Vielen nicht mit böser Absicht und auch nicht bewusst geführt, doch wir bewegen uns alle darin. Ein zähes Ringen um Deutungshoheit... Irgendwie ist das auch ganz stark etwas das in den Massenmedien stattfindet. Dort herrschen eben der beschriebene absolute Bekenntniszwang, haarsträubende Ignoranz, nachträgliche Konstruktion von falschen Zusammenhängen, Schwarz-Weiß-Denken, Simplifizierung usw. und zwar auch ganz frappierend bei Leuten, von denen man von ihrer Bildung, ihren Berufen und ihrem Berufsethos anderes erwarten kann. Im alltäglichen Umgang erlebe ich das übrigens eher anders. Dort treffe ich regelmäßig und beinahe überwiegend auf "Wessis", die sich wohl nicht sonderlich für die DDR-Vergangenheit interessieren, was mit einer ehrlichen Zurückhaltung einhergeht, die sehr gut vor unbedachten Äußerungen und verquerem Eifer schützt - wodurch gelingende Kommunikation immer möglich bleibt. In den Medien hingegen kommt es auf echten Austausch, Erkenntnisgewinn, Selbstreflektion seit 20 Jahren und auch derzeit überhaupt nicht an.
@ mahung - Du hast Recht. Uns hat die Selbstbeweihräucherung der DDR durch ihre Repräsentanten auch sehr genervt. Sie war anmaßend, manchmal einfach nur ungeschickt.
Weißt Du ja sicherlich selbst noch.
Andererseits: Ich sehe heute - wo der Zorn sich artikuliert hat - auch das Bemühen, diese historische Streberei nach dem Glück für die Menschen, meist zu deren Nachteil. Ich sehe es und kann es einordnen. Aber die gegenwärtige Geschichtsschreibung - mcmac schrieb "Redigation der Geschichtsschreibung" will eigentlich eine DDR-Sicht am Leben erhalten, die sich aus dem ersten Zorn gespeist hat und nicht aus der Einordnung.
Das mit den sowjetischen Soldaten ist interessant. Ich weiß nur, dass wir immer mal Freundschaftstreffen mit den Soldaten in der Nähe hatten. Da waren wir schon in der Berufsschule und haben mit denen getanzt. Und eine der Mitschülerinnen amüsierte sich eher über sehr konkrete "harte Fakten", die während dieses deutsch-sowjetischen Ringelpietzes zu registrieren waren. Die waren so abgeschirmt sonst in ihren Kasernen,von Jahr zu Jahr mehr.
Und ich erinnere die vielen russischen Filme zum Thema. Manchmal zu viel Pathos, manchmal tief zu Herzen gehend.
Ja, ist Cassandra. Stimmt. Kein schlechter Titel.
"Im alltäglichen Umgang erlebe ich das übrigens eher anders. Dort treffe ich regelmäßig und beinahe überwiegend auf "Wessis", die sich wohl nicht sonderlich für die DDR-Vergangenheit interessieren, was mit einer ehrlichen Zurückhaltung einhergeht, die sehr gut vor unbedachten Äußerungen und verquerem Eifer schützt - wodurch gelingende Kommunikation immer möglich bleibt"
Sehr einverstanden. Sehe ich auch so. Nur - im Moment sind die Medien - und alle so merkwürdig gleichgetönt - nicht zu ertragen. Außer dem Freitag natürlich.
Vielen Dank für Ihre Aufklärung, wie ich mit der Meinung der Medien/der Politiker im Unterschied zu denen 'des Volkes' umzugehen habe. Was habe ich nur all die Jahre ohne Sie getan ...;-)...
Ich war seit der Wende ziemlich oft auf Geschäftsreisen in Westdeutschland, sobald man dort realisierte, daß ich aus Berlin komme, hatte ich Gespräche darüber zu führen, wie rechtsfrei die Räume (Westberlin) und wie stinkfaul, naiv und jammernd die 'Ossis' ja nun mal sind. Man wünschte sich die Mauer zurück, beklagte die Höhe des Solis (völlig vernachlässigend, daß der auch im Osten bezahlt wird) und erklärte mir, wie katastrophal eine *ostdeutsche* Kanzlerin fürs Land so ist.
Zu Ihrer Annahme, ich sei hinreichend alt, um die Gründung der Grünen noch zu erinnern - stimmt. Deswegen wage ich auch zu beurteilen, daß es da einzwei Unterschiede zur Bespiegelung der Linken heute gibt. Die Grünen wurden damals für realitätsferne, strickende, ungewaschene Spinner gehalten, die Linke heute für den Untergang des Abendlandes (damit DerIslamistunserUnglück sich kurz mal ausruhen kann)
Sie haben aber vielleicht meine Eingangsbemerkung an Sie nicht ganz verstanden. So wie ich Magda verstehe, hängt ihr die Vereinnahmung und Erklärung ihrer Vergangenheit aus dem Hals. Magda ist älter als 20. Sie kann auf ihrer Vergangenheit so lange 'rumreiten', wie es ihr gefällt, nebenbei, mich interessiert das und zwar sehr. Ich habe von ihr auch durchaus den Eindruck gewinnen können, daß sie eine ganze Menge mehr 'verstanden' hat.
Ihr Kommentar @markelov, war schlicht anmaßend '(Sie sind gemeint)'.
Ähm, verletzt haben Sie mich nicht.^^
Das was Sie schreiben (der Anfang) ist genauso wie die Aussage:
"Ich lüge." Vielleicht ganz witzig aber inhaltslos.
Aber vielleicht könnten Sie mir ja noch meine Frage beantworten:
"...verraten Sie mir mal bitte wieso Sie das glauben:
"ich glaube, genau dass ist die Geisteshaltung, die Magda u.a. meinte.""
Und wenn Sie schon einen Philosophen zitieren, dann verstehe ich nicht wie Sie unkommentiert den Satz stehen lassen können:
"Ich weiß alles über die DDR, im Guten wie im Schlimmen."
oder "Ich kenne die DDR."
Das ist eine ungemein überhebliche Einstellung. Davon überzeugt zu sein, man kenne die Wahrheit. Ich weiß nicht mal annähernd was in dem Dorf, in dem ich lebe, so alles passiert. Klar, man kann nicht von sich auf andere schließen, aber trotzdem ist so eine Einstellung totaler Schwachsinn. (Darf man das Wort benutzen?)
@ dame.von.welt.
"Die Grünen wurden damals für realitätsferne, strickende, ungewaschene Spinner gehalten"
Trifft das nicht auf die Linke heut ebenfalls zu? (damit kein Missverständnis entsteht, ich meine, dass dies ebenfalls von der Linken behauptet wird.)
Oder nehmen sie die "rote Bedrohung" (oder wie man das nannte) Gucken Sie sich die Kampagnen, die gegen die SPD geführt wurden, an. Die Kommunisten...
"Untergang des Abendlandes "
Der wird doch immer wieder heuraufbeschworen, da brauchts keine Linke für.
Und nochmal, ich finde es anmaßend davon überzeugt zu sein die Wahrheit zu kennen.
@ ed2murrow - "scheint es ein eigentümlicher Reflex geworden zu sein, diese Bilder nun vom Westen aus auf den Osten zu projizieren. Der sich auch nicht anders verteidigt, wenn überhaupt."
Also das ist kein eigentümlicher Reflex, sondern es hat schon eine politische Funktion, denke ich. Und natürlich verteidigt sich "der Osten", ich wills nicht zu sehr verallgemeinern. Aber es wird dann immer als Ostalgie abgetan.
Glauben Sie mir, diese ganzen Konstruktionen haben auch eine Funktion.
Danke fürs Lesen. :-))
Vielleicht fällt mir noch was ein, dazu.
Och, Magda.
Einerseits finde ich Deine herzerfrischenden Äußerungen wichtig.
Andererseits ist das Thema doch durch. Die Deutschen wollen keine Deutsche Einheit. Ist eben so. Den Tag, an dem Ost- und Westdeutsche in einer GEMEINSAMEN Anstrengungen versuchen, die letzten nunmehr schon 70 Jahre zu verstehen und dann auch noch anfangen, vor der jeweils EIGENEN Tür zu kehren, wird es nicht geben. Dafür gibt es m.E. keinerlei Hoffnung.
Wenn ich in der SZ lese, daß fast ausschließlich Westdeutsche in den höheren Führungspositionen sind, dann bleibt eben auch die Erkenntnis:"Wirtschaftswunder" konnten sie ganz gut. "Deutsche Einheit" können sie nicht. Man muß sie dafür nicht verurteilen. Jeder hat so seine Grenzen.
Auf andere einzuschlagen ist immer einfacher, als sich selbst und den Anderen gegenüber die eigene Verletztheit und Verletzlichkeit einzugestehen. Oder eigene Fehler. Und das wird sich wohl leider auch niemals ändern.
markelov
ich beziehe mich auf deinen beitrag. darin wird transportiert: magda, nimm dich nicht so wichtig, wen interessiert schon noch die ddr! und markelov, darauf entgegne ich. mich!
so, und was magda beschrieb, findet eben nicht nur in der bild oder in privatfernsehentalkshows statt. am besten du liest magdas text noch einmal. außerdem sollte man magda nicht unterstellen, dass sie solcherart "medien" überhaupt rezipiert. das ist ja schon fast eine beleidigung.
und übrigens, über die BILD und ihre schäbigen Methoden muss man sich immer und zu jeder zeit heftig aufregen!!! auch wenn man sie nicht liest. ich verstehe deine apolitische haltung - was ich nicht lese findet auch nicht statt - völlig unverständlich. gerade bild und die privaten fernsehsender prägen unsere gesellschaft stark. sind sogar in weiten teilen der gesellschaft "leitmedien" und somit starke meinungsführer bzw. meinungsmacher. da kommst du mit bildungsbürgerlicher ignoranz nicht weiter, denke ich. aber ich merke, ich schweife vom thema ab ...
Natürlich darf man "Schwachsinn" benutzen; man sollte es in der Tat nur besser nicht tatsächlich tun.
Wenn Ihnen diese (von Magda beschriebene) Thematik tatsächlich am Herzen liegt, möchte ich meine Erwähnung von ziemlich weit oben als Lese-Empfehlung an Sie weiter geben: Matthias Wegehaupt "Die Insel" (Roman).
...dass mit Wittgenstein war zugegebenermaßen fies. Der hat ja auch gesagt, dass man über das, worüber man nicht reden kann schweigen sollte.
P.S.: Ihre vehementen Aufforderung einen Verrat meines Glaubens bezüglich dessen, welche Geisteshaltung Magda meinte, nachzukommen, möchte ich Ihnen einen weiteren Tipp geben: Lesen Sie doch mal Magdas Kommentar dazu.
Wenn das so ist @markelov, dann würde ich in Ihrer Stelle mal das Verkünden von 'Wahrheit' unterlassen.
Womöglich aus lange gewonnenem Eindruck, aber so apodiktisch wie Sie habe ich Magda noch nie empfunden. Ich lese bei ihr 'Ich weiß alles über die DDR, im Guten wie im Schlimmen.' oder 'Ich kenne die DDR' als Aussage darüber, daß ihr nicht irgendwer aus dem Westen erklären muß, wie sie denn nun war, die DDR.
Aber - you name it - die westdeutsche Kommunismusfurcht! Läuft auch als Film auf all diejenigen, die den Osten seltsamerweise überlebt haben. Die müssen ja entweder Opfer oder Täter gewesen sein, hm?
Jeder, der die damalige DDR gesehen hat, konnte feststellen, dass die Folgen der Nazi-Diktatur dort viel gravierender waren als in der BRD. Sie haben im Verhältnis weit mehr Reparationszahlungen (viel über Industrieanlagenabbau) an die SU geleistet als die BRD an die Westalliierten – und wurden als Volk entrechtet – die BRD wurde von den Amis bewusst als Bollwerk gegen die SU aufgepäppelt und es wurden mehr Freiheitsrechte gewährt.
Und es war auch naheliegend, dass die Nazis lieber im Westen blieben und da ihre alten Seilschaften am besten für ihre Vorteile nutzen konnten und sich im Staatsapparat und Großindustrie einnisteten. Insofern verständlich, dass man die BRD mehr als Nachfolgestaat des NS-Staates sah.
Aber die DDR war dafür dann auch fortan Teil der „Sowjet-Macht“ ...und hatte leider keine Gelegenheit sich als wirkliche Volksdemokratie zu entwickeln.
Ich finde es auch sehr anmaßend von einigen Wessis, die sich weder für wirkliche Demokratie, noch für Generalstreikrecht einsetzen, den DDR-Bürgern Vorhaltungen zu machen, sie seien besonders untertänigst gewesen.
Wenn die westlichen Alliierten es lieber etwas diktatorischer gehabt hätten – wäre hier auch nicht mehr Widerstand entstanden.
Was m.E. mehr in den Fokus gerückt werden müsste, wäre der allgemeine Untertanengeist, der wohl die Deutschen in besonderer Weise irgendwann heimgesucht und nicht los gelassen hat.
Eine aktuelle gesamtdeutsche Aufgabe:
Die Vertreibung des unsäglichen Untertanengeistes.
"Verrat meines Glaubens...nachzukommen"?
what the fuck?
"Das mit den sowjetischen Soldaten ist interessant. Ich weiß nur, dass wir immer mal Freundschaftstreffen mit den Soldaten in der Nähe hatten. Da waren wir schon in der Berufsschule und haben mit denen getanzt. Und eine der Mitschülerinnen amüsierte sich eher über sehr konkrete "harte Fakten", die während dieses deutsch-sowjetischen Ringelpietzes zu registrieren waren. Die waren so abgeschirmt sonst in ihren Kasernen,von Jahr zu Jahr mehr".
Stimmt. Die einfachen Soldaten saßen relativ isoliert in ihrer Kaserne. Mit denen hatten wir als Kinder nur selten Kontakt. Wir spielten oft im Brachland rings um die Kasernentore. Dort kamen manchmal einfache Soldaten raus und wir tauschten dann mit denen. Wir hatten Zigaretten (konnte man im sog. "Russenmagazin" - einem Laden zur Versorgung der sowjetischen Streitkräfte - ohne Alterskontrolle kaufen) und die Soldaten diverse Abzeichen zum anstecken. Die haben wir dann getauscht. Ich weiß nicht ob das stimmte, aber es hieß, die einfachen Soldaten bekamen einen Wehrsold von 12 Mark der DDR und konnten sich deshalb nicht mal genug Zigaretten kaufen. Deswegen der Tauschhandel.
Ich meinte aber nicht die einfachen Soldaten, sondern die Offiziere, die mit ihren Familien außerhalb der Kaserne, also in meinem Nachbar-Block wohnten. Deren Kinder haben uns manchmal beschimpft.
Es gab damals einen sog. Friedenslauf. Start in Halle, über die Magistrale nach Halle-Neustadt. Wahrscheinlich um die Teilnehmerzahlen zu pushen, mussten die armen Soldaten (so habe ich das damals empfunden) in voller Uniform und mit Stiefeln mitrennen. Andererseits waren die sicher auch froh mal, aus der tristen Kaserne rauszukommen.
Zitat von Ihnen: "verraten Sie mir mal bitte wieso Sie das glauben: 'ich glaube, genau dass ist die Geisteshaltung, die Magda u.a. meinte.' "
Das muss jetzt aber reichen, gell?
@ dame.von.welt
Also was mich etwas stört ist, dass man hier als Antwort nur hole Phrasen serviert bekommt. Äußern Sie sich doch mal bitte. Konkret, wo liege ich falsch, es reicht mir nicht wenn man mir nur sagt, "so apodiktisch wie Sie" , oder "dann würde ich in Ihrer Stelle mal das Verkünden von 'Wahrheit' unterlassen." ich würde gerne Belege sehen.
"daß ihr nicht irgendwer aus dem Westen erklären muß, wie sie denn nun war, die DDR"
Aber das ist es doch grad, woher will Sie den wissen wie die DDR nun war? Sie hat darin gelebt, aber das heißt doch nicht, dass Sie alles mitbekommen hat. Wenn man auf m Dorf lebt nimmt man die Welt doch anders wahr als ob man in der Großstadt lebt. Und die Medien waren doch in der DDR nicht frei und was die Stasi alles getrieben hat, wird Sie doch wohl auch kaum wissen (es wurden so viele Dokumente zerstört), oder dass manche Menschen von ihren Freunden bespitzelt wurden, die wussten auch nichts davon. Also woher kommt die Rechtfertigung zu wissen wie die DDR nun war? Hat sie jeden DDR Bürger gefragt?
Oder ein Bsp. Sie sehen Deutschland doch mit ganz anderen Augen als z.B. ein Einwanderer oder ein Politiker (warum sind die Politiker als so "Weltfremd"?, würden Sie dem zustimmen? Wenn ja, wie können Sie davon ausgehen, dass Sie nicht weltfremd sind?)
Oder ein anderes Beispiel, was wissen Sie über Afghanistan? Doch nur das, was man Ihnen sagt, oder waren Sie zufällig da und sogar wenn, haben Sie nur einen Teil dessen gesehen was tatsächlich abläuft. Wie gesagt, dass trifft prinzipiell auch auf Deutschland zu.
"Die müssen ja entweder Opfer oder Täter gewesen sein, hm?"
Auf jeden...
@ mcmac
Ui, ganz so ausführlich hätten Sie jetzt nicht antworten brauchen.
Glauben heißt nicht wissen, oder wie, oder was?
@Magda
Ich vergaß zu erwähnen, dass ich deinen Beitrag hochinteressant finde. Wir Wessis wurden in der Vergangenheit – wie ihr auch – fast ausschließlich mit gefilterten Informationen über das Leben in der DDR versorgt. Und ich finde es auch wichtig über eure heutigen Befindlichkeiten zu erfahren – das können wir Wessis uns alles garnicht vorstellen.
Was mir noch einfällt: Wenn heute die BRD als Befreier der DDR herausgestellt wird, so kann es auch sein, dass die großartige Leistung der friedlichen Revolution in Vergessenheit geraten soll. Diese wäre nämlich ein schönes Beispiel für die Überwindung des Untertanengeistes.
"so, und was magda beschrieb, findet eben nicht nur in der bild oder in privatfernsehentalkshows statt."
Ich weis, die anderen gleichen sich dem an. Nur warum ist das so?
Vielleicht, aber nur vielleicht, weil sowas konsumiert wird, Stichwort Einschaltquoten. Also am besten das gar nicht angucken! Zudem, glauben Sie tatsächlich, dass wenn Sie den Spiegel oder die Zeit or whatever lesen, dass Sie immer die Wahreit gesagt bekommen? Und alles topseriöus ist? Ich muss nur Matthias Matussek erwähnen, wenn Sie den zufällig kennen, wissen Sie vielleicht was ich meine. Ich vermute, dass er sich ganz gut mit Kai Diekmann versteht.
wie kommen Sie jetzt schon wieder auf apolitisch?, und den Satz
"was ich nicht lese findet auch nicht statt"
Sag ich das? Ich sage nicht alles was man liest findet tatsächlich statt, und vieles findet statt, worüber man nichts lesen kann.
Kennen Sie zufällig John Locke? Gewiss, jetzt frage ich Sie warum. Lesen Sie mal was er geschrieben hat, dann fragen Sie sich vielleicht, warum Sie den überhaupt kennen.
Ein Mal, ein einziges Mal, sehr kurz, viel zu kurz habe ich gespürt, was wirkliche Freiheit bedeuten kann. Ein unbekanntes, beglückendes Gefühl der Schwerelosigkeit trotz allem. Das war vor knapp 21 Jahren, im November, 5 Tage bevor die Mauer fiel, am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz.
Davon gekostet zu haben, zu wissen, wie das schmeckt, schmecken kann, vergisst man nie. Und selbstverständlich ist man augenblicklich süchtig danach. Diese sinnliche Erfahrung der Abwesenheit von Untertanengeist ist natürlich kreuzgefährlich für die, die auch heute noch (und wieder in zunehmendem Maße) auf ihn angewiesen sind, wollen sie ihre exklusive Macht nicht abgeben. Dort könnte einer der Gründe liegen, die Magdas Unbehagen auslösen. Denn diese außerordentliche Erfahrung darf auf keinen Fall allgemein publik werden und schon gar nicht für sich stehen...wo kämen wir da hin?...
Moin Magda,
Danke für diesen Beitrag, großartig.
Es ist und bleibt unerträglich, wie manipulativ die neo-liberalen Medien, vorneweg der Spiegel dieses Haus der Lügen und Spekulationen aufrechterhalten und uns alle für dumm verkaufen wollen.
Ich war zwar noch zu jung, um die Zusammenhänge zu begreifen, aber ich erinnere mich noch genau an einen Tag im November 1989, als Alfred Herrhausen, Vorstandsvorsitzer der Deutschen Bank, in Hessen ermordet wurde und meine Eltern entsetzt erklärten, daß jetzt die DDR "hilflos dem Pack" ausgeliefert wäre. Viele Jahre später, als ich mich begann für die jüngere deutsche Geschichte zu interessieren, hörte ich von dem unveröffentlichten Manuskript einer Hamburger Anwältin, die seit dem Tod von Rohwedder (1. Treuhandchef; Sein Plan war NICHTS zu verkaufen, keinen Krümel, mind.10 Jahre lang) 1990 für die Treuhand gearbeitet hatte und etliche Skandale dort ausführlich beschrieb. So kam zuhause die Sprache wieder auf Herrhausens Ermordung, die Sicht meiner Eltern auf die verheerende Funktion der Teuhand, die Zweifel von W. Schäuble an der Täterschaft der RAF usw..
Seitdem bin ich der Überzeugung, daß die BRD-Wirtschaftsoligarchie die DDR auf mafiöse Art und Weise annektiert und auf wirtschaftlich ausgeweidet hat. Vieleicht war es nicht unbedingt das Bestreben der Regierung Kohl dies zu tun, aber die Wahl hatte Kohl scheinbar nie. Er soll Herrhausen als Berater geschätzt, aber nie auf ihn gehört haben. Außer im Fall von Rohwedder, aber der wurde auch ein halbes Jahr nach Herrhausen ermordet. Angeblich auch von der Dritten Generation der RAF.
Und: Ich kann mich noch genau erinnern, daß meine Mutter(ungarischstämmig) damals im Herbst 1989 die aggressive Arroganz der Nachbarn und Kollegen ("jetzt müssen wir alle wieder entbehren, teilen, durchfüttern, wie nach dem Krieg, wir Armen ") als außerst schlechtes Omen für die Zukunft empfand und meinen Vater überreden wollte zu emigrieren.
Besten Gruß -Emma
Ich kenne die DDR nicht aus persönlicher Erfahrung, aber die mediale Gehirnwäsche zur Einheit nervt in der Tat.
Gut,dass in der BRD immer alles mit rechten Dingen zu geht/ging:
de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Gehlen
de.wikipedia.org/wiki/Gladio#Deutschland
www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14896
de.wikipedia.org/wiki/Radikalenerlass
de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re#Stasi_und_DDR-Verm.C3.B6gen
www.bertelsmannkritik.de/index.htm
@ Fro - "Diese wäre nämlich ein schönes Beispiel für die Überwindung des Untertanengeistes."
Das kann durchaus sein. Nicht ohne Grund haun jetzt wieder alle auf Christa Wolf und anderen Publizisten rum, die sich an diese Zeiten erinnern.
Es ist so, der Untertanengeist hatte im Osten sicherlich andere Kennzeichen und Formen als im Westen. Und deshalb guckt man auf jene, die fremd sind und reflektiert nicht über sich selbst. Aber es stimmt auf jeden Fall, dass wir Deutschen sehr anfällig sind.
Ich selbst war damals zwiegespalten, mir schienen die Illusionen zu groß. Heute denke ich, dass meine Illusionen mit dem - ja wie es aussah - gut funktionierenden bundesrepublikanischen Staat zu tun hatten. So ging es ja auch vielen Ostdeutschen.
@mcmac - Dieser 4. November war ein ganz besonderer unvergesslicher Tag. Ich lag leider zu Hause auf der Couch, aber ich hatte die ganzen Vorbereitungen erlebt und - als wir das sahen - mit den so lustigen Transparenten und den Ordnern, die lächelten, dachte ich auch: Davon erholt sich dieser Staat nicht mehr, jetzt muss was Neues entstehen. Es war, als fiele alles von einem ab. Und - auch in der Arbeit - Du konntest schreiben, was Du dachtest, und es gab eine Weile nicht mal einen richtigen Chefredakteur.
Aber - dann ging die Mauer auf und alle waren abgelenkt. Ich habe damals noch anders argumentiert, deshalb bin ich mal lieber vorsichtig.
Deins ist auch sehr spannend, Emma.
Was Rohwedder betrifft, so denke ich auch, dass sein Tod in merkwürdigen Zusammenhängen steht. Obwohl ich neulich gelesen habe, er habe auch für die Privatisierung agiert. Aber da denke ich, dass das schon "Geschichtsschreibung" ist.
Deine Eltern waren hellsichtig.
"Vielleicht war es nicht unbedingt das Bestreben der Regierung Kohl dies zu tun, aber die Wahl hatte Kohl scheinbar nie"
Kohl war, so schreibt man, überhaupt kein Wirtschaftsmensch, der hat die Einheit um jeden Preis gewollt, die Kräfte einfach gewähren lassen.
Ich will auch nicht ungerecht sein, so ein "Großexperiment" wie die deutsche Einheit kann man ja auch leider nicht im "Tierversuch" vorher üben. Aber eines ist wahr und das haben Deine Eltern gesehen: Dieser Prozess hat die Habgier und den Kapitalismus, der seinen Sieg feierte, so richtig angeheizt. Daraus konnte wenig Gutes entstehen, obwohl es natürlich auch das gibt.
Besten Gruß
Magda
Danke für die Links. Einige kenne ich einige nicht.
Gerade was diesen Gladio-Komplex betrifft. Es gibt immermal wieder so Filme, in denen die Gefahr alter Stasi-Seilschaften thematisiert wird. Bitte sollen sie, es ist Kino.
Aber nie und nimmer wird etwas über diese ganzen "Stay Behind" Geschichten und überhaupt über geheimdienstliches Wirken in Westeuropa gedreht.
Die Stasi deckt alles zu.
"Ich weis, die anderen gleichen sich dem an. Nur warum ist das so?
Vielleicht, aber nur vielleicht, weil sowas konsumiert wird, Stichwort Einschaltquoten. Also am besten das gar nicht angucken! Zudem, glauben Sie tatsächlich, dass wenn Sie den Spiegel oder die Zeit or whatever lesen, dass Sie immer die Wahreit gesagt bekommen? Und alles topseriöus ist? Ich muss nur Matthias Matussek erwähnen, wenn Sie den zufällig kennen, wissen Sie vielleicht was ich meine. Ich vermute, dass er sich ganz gut mit Kai Diekmann versteht".
Es kommt nicht darauf an, dass ein paar distinguierte Bildungsbürger nicht einschalten - sondern darauf, dass eine große Mehrheit "sowas" einschaltet. Insofern ist der Traum vom Boykott eben ein Traum. Oder anders gesagt: Es ist im System angelegt, dass es solche Programme gibt. Solange sich mit gesendetem Dreck (auch geschriebenem) viel verdienen lässt, bleibt das auch so.
Das mit dem apolitisch nehme ich aber zurück. Entschuldigung.
Zu Ihrer Namensliste würde ich gern noch einige hinzunehmen:
Ulf Poschardt , Heike Göbel, Reinhard Mohr, Henrik M. Broder, Josef Joffe, Hans-Ulrich Jörges, Hugo Müller-Vogg, Michael Naumann, H. Markwort etc. pp.
... die Liste ließe sich halt noch endlos fortsetzen.
Ich glaube nicht alles was ich lese und im Fernsehen sehe. Das ist eine Selbstverständlichkeit.
Wirklich gut, ich muss sagen, aufschlußreiche Links, ich kannte keinen.
Ich muss auch noch mal peinlicherweise polemisch hinterhermeditieren, daß mich die neo-liberale westdeutsche Medienperspektive auf den Raubbau in Ostdeutschland ein wenig an die Sichtweise radikaler amerikanischer Verwandter in Israel auf die besetzten Gebiete und die dortigen skandalösen Zustände erinnert.
Es wird weder vernünftig noch emotional menschlich diskutiert, die Anderen von der Gegenseite sind stets die jammernden, ja jämmerlichen Primitiven, neidischen Non-Demokraten, geldgeilen Faulenzer und extremistische Profiteure. Aber diese Urteile bleiben vollkommen unbeschadet von der Tatsache, daß vorher die imperialistische Mördermaschine Großbritannien dort geherrscht hat und daß eine palästinensische Demokratie auch ohne die jüdischen Besiedlungen ab 1948 noch Lichtjahre entfernt gewesen wäre. Und über die grausige britische Besatzungszeit konnten sich im gesellschaftlichen Leben, wie auch im Falle Indiens, Vertreter reaktionärer, faschistoider und radikaler Strömungen auch noch glänzend als "Identitätstifter" profilieren.
schwafelige Grüße nochmal -Emma
"Es kommt nicht darauf an, dass ein paar distinguierte Bildungsbürger nicht einschalten - sondern darauf, dass eine große Mehrheit "sowas" einschaltet. Insofern ist der Traum vom Boykott eben ein Traum. Oder anders gesagt: Es ist im System angelegt, dass es solche Programme gibt. Solange sich mit gesendetem Dreck (auch geschriebenem) viel verdienen lässt, bleibt das auch so."
Diesbezüglich kann ich Ihnen ein Buch empfehlen von Tom Schimmeck "Am besten nichts Neues". Es beginnt mit dem Satz (und daran kann man eventuell erkennen, wie gut das Buch ist): "Ohne Sie, liebe Leser, wäre alles nur halb so schlimm."
Und das Argument überzeugt mich nicht
"Insofern ist der Traum vom Boykott eben ein Traum"
Warum gehen Sie dann überhaupt wählen?
Ja also was mich stört ist, wie gesagt, dieser Anspruch auf Wahrheit.
Ich vergleiche das jetzt mal so:
Das kommt mir hier auch ein bisschen so vor, als ob man schon wieder auf Westerwelle und sein **** (ich zensiere mich mal selbst^^) Äußerungen eingehen würde. Ich gucke mir keine Rede mehr von Westerwelle an (ich kann und will ihn nicht daran hindern das zu sagen, was er sagt; Meinungsfreiheit). Was nicht heißt, dass Politik mich nicht mehr interessiert. Und so ist das auch hier, und das geht doch jetzt schon bald 20 Jahre so, wenn Sie (Magda) das so stört, es zwingt Sie doch keiner das anzugucken oder zu lesen oder zu hören, soll Sie es doch einfach lassen. Alles mal ein bisschen lockerer nehmen (ich möchte hier auf die Überschrift hinweisen "Es hängt mir zu Hlase raus")
Und wie mal an anderer Stelle gesagt, nicht die Medien schreiben Geschichte, sondern die Historiker.
Ein Bsp. (also fand ich jetzt ganz gut), eine Dokumentation über die Kuba-Krise.
www.youtube.com/watch?v=9hegucRX3uI
@ "außerdem sollte man magda nicht unterstellen, dass sie solcherart "medien" überhaupt rezipiert. das ist ja schon fast eine beleidigung"
Nee, es ist so, dass die mich am allerwenigsten interessieren und die bringen auch - nebenbei - wenig zu diesem Thema mit Hintergrund. Aber ich lese sie, weil mich der Medienchor insgesamt interessiert.
@markelov
Mir scheint, daß Magda von der DDR ein ganz klein bißchen mehr mitbekommen hat als Sie. Weswegen ich mir u.a. Magda als Quelle dazu aussuche und nicht Sie. Niemand weiß alles über alles, ist klar, oder?
Abschließend - vielen Dank auch für Ihre Bewertung der Ihnen widersprechenden Kommentare als 'hohle Phrasen.' Sie wollen wissen, wo Sie falsch liegen? U.a. und zuallererst in Ihrem Ton, der macht wenigstens mir wenig Lust auf weitere Unterhaltung.
@ markelov - "Und so ist das auch hier, und das geht doch jetzt schon bald 20 Jahre so, wenn Sie (Magda) das so stört, es zwingt Sie doch keiner das anzugucken oder zu lesen oder zu hören, soll Sie es doch einfach lassen. Alles mal ein bisschen lockerer nehmen (ich möchte hier auf die Überschrift hinweisen "Es hängt mir zu Halse raus")"
Locker kann ich Ihnen auch bieten. Aber jetzt ist maulen angesagt.
Aber wenn einen Politik, wenn einen Medien interessieren und wenn man dann noch aus dem Osten ist, dann interessieren einen auch Entwicklungen und Zusammenhänge.
Und da sage ich mir nicht, das ist eben Zirkus, ich frage mich eher, welche Scherze macht er denn, der Clown, wo soll der Lacher sein. So ist es auch hier. Es gibt - das ist was mich an manchen "Westbürgern" so rasend macht, dafür kein Gefühl, dafür dass auch sie Objekte der Manipulation sind.
Dafür gibt es in der Bundesrepublik Leute, die rechnen genau damit. Und die starten dann eine ganze Strategie und niemand schnallt das, denn sowas machen ja nur Leute, wo die Medien gelenkt sind.
Sie sehen die Dinge nicht, sie wollen sie nicht sehen und lassen sich vieles verkaufen.
Früher gabs mal ein Wort dafür: Manipulation.
Heute schimpft man das: Verschwörungstheorie.
"Mir scheint, daß Magda von der DDR ein ganz klein bißchen mehr mitbekommen hat als Sie"
Behauptet das Jemand?
Omg, da könnt ich auch mit nem Politiker in der Talkshow mich unterhalten xD.
Sie sind nicht zufällig PolitikerIn, oder? :DDD
Haha göttlich, wie sie sich als immer reinreden und wenn man ihnen reinredet, sagen, "nun lassen sie mich doch mal ausreden"
Was ich damit mein?!:
"Ayayay - haben Sie @markelov, mal überlegt, daß es ein paar Leute gibt, die älter als 20 sind?"
"Was habe ich nur all die Jahre ohne Sie getan ...;-)..."
"aber so apodiktisch wie Sie"
Ich kann Ihnen nur noch mal raten meine Kommentare noch einmal in Ruhe sich durchzulesen...
"Und das Argument überzeugt mich nicht
"Insofern ist der Traum vom Boykott eben ein Traum"
Warum gehen Sie dann überhaupt wählen"?
Ok. Aber wo bleibt dann Ihr Gegenargument? Und was hat dies mit meinem Wahlverhalten zu tun? Auch wenn sich durch Wählen allein nichts ändert, gehe ich natürlich hin. Das ist für mich auch selbstverständlich. Vielleicht erläutern Sie mir trotzdem nochmal den von Ihnen geknüften Zusammenhang.
Und Ihre Vorstellung vom großen Medienboykott des Volkes für mehr Qualität in Funk und Fernsehen etc. halte ich weiterhin für etwas naiv, wenn auch wünschenswert. Ich sage es vielleicht mal deutlicher: Wer von fehlendem Niveau in Funk und Fernsehen laut redet, darf von den Mechanismen des real existierenden Kapitalismus nicht schweigen!
WIR SOLLEN KONSUMIEREN. Darum geht es und um nichts anderes. Dazu muss man das Volk animieren. Dazu muss man dem Volk vor allem Möglichen Angst machen. Dazu muss man das Volk gegeneinander aufbringen. Das können die privaten noch besser als die anderen.
Brian Hugh Warner (Marilyn Manson) hat in einem Interview mit Michael Moore (Bowling for Columbine) ein paar sehr kluge Sätze dazu gesagt. In wenigen Worten beschrieben, wie es läuft. Sollten Sie sich mal zu Gemüte führen.
Schön das Sie mal antworten, nur gabs so was ähnliches nicht vor kurzem in Bezug auf Arbeitslose.
Ich sage nur "unverdienter Wohlstand".
Warum also jemanden, der so was sagt, und ich denke Sie und ich wissen beide was von solchen Sätzen zu halten ist, auch noch groß Aufmerksamkeit schenken. (Oder der Panikmache vor dem Terrorismus usw.)
Das ist doch alles bloß Ablenkung, also warum sollte man drauf eingehen? Damit hat Westerwelle doch erreicht, was er wollte. (Die Ablenkung von den Reichen)
Und was ich nicht ganz verstehe ist, wieso die Linke trotz allem immer mehr Stimmen bekommt. Wohl weil die Menschen wissen, dass das nicht stimmt, was über sie gesagt wird. Und wie gesagt, gegen die Grünen wurde doch das Gleiche abgezogen. Ich zitiere (dame.von.welt): "Die Grünen wurden damals für realitätsferne, strickende, ungewaschene Spinner gehalten"
Die Linke wird doch auch als realitätsfern bezeichnet, oder nicht?
Also, wie gesagt, ich halte so was immer für eine Ablenkung, und ich frage Sie jetzt, warum sollte ich das tun, was die wollen, und auf die Ablenkung eingehen?
"Früher gabs mal ein Wort dafür: Manipulation.
Heute schimpft man das: Verschwörungstheorie."
Die Aussage gefällt mir und teile ich.
@ mahung
Warum wählen heute denn immer weniger Menschen? Weil sie denken, dass sie eh nichts ändern können. Und faktisch hat Ihre Stimme doch keine Auswirkung auf das Wahlergebnis. So hat auch Ihr Boykott keine Auswirkungen.
"Und Ihre Vorstellung vom großen Medienboykott des Volkes für mehr Qualität in Funk und Fernsehen etc. halte ich weiterhin für etwas naiv, wenn auch wünschenswert"
Da haben Sie mich missverstanden. Das meinte ich nicht. Ich meinte das, was ich oben geschrieben habe.
Ich möchte an dieser Stelle ausdrücklich empfehlen sich diese Diskussion anzuhören.
"Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit":
www.youtube.com/watch?v=vpiOBvRjuLg
"Behauptet das Jemand?"
Also ich meinte, behaupte ich, dass ich mehr weis? Nein, tue ich nicht.
Sehr geehrter markelov,
ich würde mir wünschen, dass Sie das, was Sie zu sagen haben, mal in einem eigenen, kleinen Blogbeitrag hier auf freitag.de zusammen fassen - wir kommen alle auch anschließend zur Diskussion.
:))
Jetzt sind immerhin die Bedingungen des Diskurses benannt:
Die DDR also eine Art europäisches Palästina, das sich ganz kulturalistisch korrekt gegen das gemeinschaftsschädliche kulturschänderische Statthalterregime der anglo-amerikanisch influenzierten Verwertungshemisphäre wehrt ...
___________________________________________
1. vo|mie|ren [lat. vomere], brechen, speien, kotzen, (Med.): erbrechen.
@ mcmac
Ich habe viel zu sagen, was?^^
Nein, eigentlich nicht, ich muss mich nur ständig wiederholen. Ich kann Ihnen in vier Sätzen zusammenfassen, was ich sagen will (also was mir wichtig ist)
Ich finde es anmaßend zu meinen man wüsste was in der Welt, ja sogar im eigenen Dorf, so vor sich geht. Ich halte solche Diskussionen, wie z.B. auch von Westerwelle ins Leben gerufene Hartz-4-Debatte ("spätrömische Dekandenz") für eine Ablenkung (in diesem, wie auch in den meisten Fällen, von den Reichen/Mächtigen) auf die man nicht eingehen sollte, weil man somit in den Händen derer spielt, die solche Diskussionen beginnen. Und ich lege großen Wert darauf, dass das Weltbild, dass in den Medien (auch in den seriösen) vertreten wird, des öfteren nicht stimmt (sie werden jetzt denken, ist mir doch klar, ich glaube aber nicht, das Ihnen die Ausmaße wirklich bewusst sind, aber vielleicht irre ich mich ja), das Volk ist nicht so dumm wie es als dargestellt wird. Und zu guter letzt alles mal ein bisschen lockerer nehmen.
Ich glaube ich fand dieses Lied immer etwas rätselhaft. Aber meine ABBA-Phase ist auch schon lange, lange her und eigentlich ist es auch verwunderlich, dass ich überhaupt eine hatte. :D
Der Freitag... also was die eigentliche Redaktion angeht, von da kommt sehr wenig, finde ich. Zuletzt dieser Beitrag von Matthias Dell, den ich sehr merkwürdig fand. Es war eben auch nur eine lapidare Kritik an einem Beitrag der SZ. Aber vielleicht rührt ja die Stille daher, dass man ganz intensiv an den Knüllern für den kommenden Erinnerungs-Oktober arbeitet!
"Locker kann ich Ihnen auch bieten. Aber jetzt ist maulen angesagt"
ist für heut' und mich die PERLEnde Quintessenz.
Fein. Auch wenn es nur 4 Sätze sind, ist es doch Stoff für 400 Blogs; falls Sie nicht im Allgemeinen/Beliebigen verharren wollen. -Nur zu!
Hallo Magda,
als jemand der die DDR nur noch aus der Grundschulzeit kennt, würde ich mitunter gerne mal nachhaken, wie man sich als Erwachsener im System eingerichtet hat. Leider ist da die Grundatmosphäre wie von Dir angesprochen schon sehr belastet. Denn einiges was den offiziellen Apparat der DDR anbetraf kann man gerne als Spiessertum bezeichnen oder als Unrecht bezeichnen. So etwas mal zu sagen, geht aber fast gar nicht, weil sofort Reflexe wie z. B in der Unrechtsstaatdebatte hochkommen. So bleibt es dann einem vorenthalten sich ein Urteil zu bilden, weil Andere es gegenüber jenen, die man befragen wollte, schon längst gefällt haben.
Eines kann man zumindest über die damalige Zeit festhalten: niemand kann behaupten man habe nicht gewusst wo man lebt. Insofern erübrigt es sich dann auch das Ganze noch einmal von Nichtdabeigewesenen erklärt zu bekommen. Da sollte man dann doch lieber den Leuten Gehör schenken die in der DDR mundtot gemacht wurden, denn sie wissen wenigstens wovon sie reden.
Ach.
Danke.
:)
"Ich sage nur "unverdienter Wohlstand".
Warum also jemanden, der so was sagt, und ich denke Sie und ich wissen beide was von solchen Sätzen zu halten ist, auch noch groß Aufmerksamkeit schenken. (Oder der Panikmache vor dem Terrorismus usw.)"
Er sagte, glaube ich, leistungsloser Wohlstand und sprach von spätrömischer Dekadenz. Warum man solchen Worten schon lauschen sollte? Ganz einfach deshalb, weil diesen Worten Taten folgen! Westerwelle, Rösler oder Frau vdL einfach ignorieren und nicht zuhören? Halten Sie das für eine Lösung? Diesen Worten folgte konkrete Politik - und ich als direkt Betroffener werde spätestens im Herbst ganz persönlich spüren, was Westerwelle und Co. Anfang des Jahres verbal angeteasert haben. Es macht keinen Spaß diesen Leuten zuzuhören, da gebe ich Ihnen völlig Recht. Aber wissen muss man, was auf einen zukommt. Ignorieren ist schwer, wenn man´s persönlich abbekommt.
Magda hat schon vor Westerwelles Hetze gegen die "Überflüssigen" der kapitalistischen Gesellschaft einen bemerkenswerten Beitrag geschrieben.
www.freitag.de/community/blogs/magda/arbeit-macht-frei---ein-zwischenruf
Solche Beiträge schreibt man aber eben gerade nicht, wenn man - gemäß dem Prinzip der kognitiven Dissonanz - alles was einem nicht in die politische Einstellung passt ignoriert. Nein, man muss den politischen Gegner schon anhören, um ihn bekämpfen zu können. Auch wenn es intellektuell und auch sonst wehtut.
Auch wenn Sie es mir nicht glauben. Die Medien werden die Westerwelles dieser Welt nie ignorieren, im Gegenteil. Und der Konsument auch nicht.
@ Emma in Uniform - "Es wird weder vernünftig noch emotional menschlich diskutiert, die Anderen von der Gegenseite sind stets die jammernden, ja jämmerlichen Primitiven, neidischen Non-Demokraten,"
ich denke, das bestimmt - nicht ganz so zugespitzt -den Debattenton auch in diesem Falle.
verehrter j-ap - Frage: Wenn man die DDR mit dem 3. Reich - unter Aufbietung reichlichen definitorischen Aufwandes - in einen Topf wirft, kotzen Sie da auch?
@j-ap
Gut gebrüllt, Löwe!
Und anstatt dem sonst üblichen Nazi-Vergleich, mal ein ganz unüblicher Naher-Osten-Vergleich. Hut ab, Frau Mütze!
Ihre Diskursbedingungen möchte garnicht kennen: ich.
"Ich glaube ich fand dieses Lied immer etwas rätselhaft"
Dabei ist das recht eindeutig. Kassandra die Seherin warnte vor der Zerstörung und die Leute wollten nicht hören.
Down in the streets they are singing and shouting
staying alive though the city is dead
hiding there shame behind holow laughter
Why you are crying alone on your bed.
Also die Stadt ist zerstört und die Leute singen, weil sie wenigstens ihr Leben retten konnten, aber sie lachen hilflos und verbergen so ihre Schande ....
Und nun wird ihr erklärt, wie sehr man bedauert, dass man sie nicht verstanden hat, dass man dachte ,sie erzählt Märchen und die Prophezeiung nicht ernstnahm, weil man nicht an ihre Kraft glaubte.
.
www.autoren-gedichte.de/schiller/kassandra.htm
Das ist das Gedicht über Kassandra von Schiller. Umfänglich, sehr dramatisch. Da gehts aber um die Zeit vor der Zerstörung um den Willen der Menschen, sich vor kommendem Unheil zu verschließen. Man kann auch an die Klimakatastrophe denken.
Letzte Strophe bei Schiller: Düster, düster.
"Und noch hallen ihre Worte,
Horch! Da dringt verworr'ner Ton
Fernher aus des Tempels Pforte,
Tot lag Thetis' großer Sohn!
Eris schüttelt ihre Schlangen,
Alle Götter fliehn davon,
Und des Donners Wolken hangen
Schwer herab auf Ilion."
"Denn einiges was den offiziellen Apparat der DDR anbetraf kann man gerne als Spiessertum bezeichnen oder als Unrecht bezeichnen. "
Ja, ganz sicher. Spießer sowieso. Und dass in der DDR Unrecht geschehen ist, wer würde das bestreiten.
Interessant, interessant.
Irgendwie schreib ich doch ziemlich viel, und sie nicht viel mehr als ein Satz.
Und nein, glaube ich nicht. Ich denke auch nicht, dass ich so kompetent bin das zu erörtern, dass können andere besser.
Jetzt zitier ich mal Jemanden:
"Es gilt erstmal ein Bewußtsein des Missstandes zu schaffen. Jetzt nicht gleich zu fragen, gib doch die Antwort, ein Dutschke will keine Antwort geben, das wäre genau die manipulative Antwort, die ich nicht zu geben bereit bin, denn was soll es bedeuten als Einzelner Antworten zu geben, wenn die gesamtgesellschaftliche Bewusstlosigkeit bestehen bleibt, die muss durchbrochen werden, dann können Antworten gegeben werden."
Sie müssen erkennen, dass Sie ziemlich wenig wissen und das was sie glauben zu wissen auch sehr gut möglich falsch sein kann (und somit kein Wissen ist, da Wissen wahr sein muss).
Und wenn Sie jetzt sagen, das weis ich, versteh ich nicht ganz, wie sie den Wahrheitsanspruch des Artikels krititlos annehmen können.
@ mahung
Vielleicht sollten Sie darauf schauen, dass "an die Sichtweise radikaler amerikanischer Verwandter in Israel auf die besetzten Gebiete und die dortigen skandalösen Zustände" Frau Emma erinnert und j-ap diese (von Emma ausdrücklich als Polemik bezeichnete) Sichtweise nur noch etwas mehr zuspritzt.
Was das mit Nazi-Vergleich zu tun haben soll (in Bezug auf Palästina: Welcher wäre das, übertragen, der übliche?) ist mir schon schleierhaft.
Die Bedingungen für den Diskurs jedenfalls wurden am Anfang dieses Threads gesetzt und nicht erst mittendrin, so meine Wahrnehmung.
zuspritzt = zuspitzt
*vielleichtkannmanendlichdochbalddemnächstundüberhaupthiereditieren*
@ markelov - Sie monieren meine Aussagen.
Ich weiß alles über die DDR, im Guten wie im Schlimmen."
oder "Ich kenne die DDR."
Wenn man soviele Jahre in einem Land lebte, kennt man es. Wenn man soviele Jahre in einem Land lebte und bekommt nicht nur das Propaganda-Gerede der eigenen Herrschaft, sondern auch - per Fernsehen oder auch anderen Medien - Infos über dieses Land von außen, dann ist das so.
"Aber das ist es doch grad, woher will Sie den wissen wie die DDR nun war? Sie hat darin gelebt, aber das heißt doch nicht, dass Sie alles mitbekommen hat."
Glauben Sie mir, ne Menge. Davon mal abgesehen. Während der DDR-Zeit wussten die meisten Menschen, wie es aussieht im Lande.
Und kurz nach 1989 wurde auch eine Menge bekannt.
Und: Wieso wissen jene, die jetzt - von der Definitionsabteilung - die DDR erklären, mehr darüber?
Die tun ja auch immer so, als wüssten sie alles.
"Er sagte, glaube ich, leistungsloser Wohlstand und sprach von spätrömischer Dekadenz."
Haben Sie wohl Recht, jedoch ist da kein wirklich großer sinngemäßer Unterschied.
"Warum man solchen Worten schon lauschen sollte? Ganz einfach deshalb, weil diesen Worten Taten folgen!"
Sie haben das nicht ganz verstanden, Politiker erzählen viel wenn der Tag lang ist, was wichtig ist, ist was hinten rauskommt. Und hat Ihre Diskussion jetzt was geändert? Ein anderes Beispiel, sind wir noch in Afghanistan, oder nicht? Wird der Spitzensteuersatz erhöht, oder nicht?
Und wieder einmal, wer redet von ignorieren?
Gehen Sie auf die Straße oder gründen eine Partei, whatever.
"alles was einem nicht in die politische Einstellung passt ignoriert. Nein, man muss den politischen Gegner schon anhören, um ihn bekämpfen zu können"
Nein, man muss ihm nicht zuhören, man muss gucken was er macht und nicht was er sagt.
Und genau diese Aussage von Ihnen ist die logische Konsequenz Ihres Denkens:
"Auch wenn Sie es mir nicht glauben. Die Medien werden die Westerwelles dieser Welt nie ignorieren, im Gegenteil. Und der Konsument auch nicht."
Ich kann Sie nur noch einmal auf
"Theodor W. Adorno: Erziehung zur Mündigkeit"
hinweisen:
www.youtube.com/watch?v=vpiOBvRjuLg
oder hier das:
www.youtube.com/watch?v=aaF7PHtv5Do
Dazu noch ein Zitat das ich weiter oben schon gebracht habe:
"...denn was soll es bedeuten als Einzelner Antworten zu geben, wenn die gesamtgesellschaftliche Bewusstlosigkeit bestehen bleibt, die muss durchbrochen werden, dann können Antworten gegeben werden."
Oder lesen Sie das:
"Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?"
www.projekt.gutenberg.de/?id=5=1366=1
"Ich meinte aber nicht die einfachen Soldaten, sondern die Offiziere, die mit ihren Familien außerhalb der Kaserne, also in meinem Nachbar-Block wohnten. Deren Kinder haben uns manchmal beschimpft."
Die russischen Offiziere waren - das stimmt - eine Klasse für sich und so werden auch die Gören gewesen sein. Und mit einfachen Soldaten sind sie umgegangen, dass es einen grauste.
Off topic: Ich war dabei, als sie an der Kreuzung Friedrichstraße/Unter den Linden einen sowjetischen Deserteur erschossen haben. Der wollte zum Check Point Charly flüchten. Als die Schüsse fielen, warfen sich alle in die Büsche und zu Boden. Sowas habe ich noch nie erlebt. Wie sehr der Mensch Instinkten gehorcht. Unser Haus hatte Einschüsse. Da muss einer sehr verzweifelt gewesen sein, wenn er desertierte in der Sowjetarmee.
Magda, dieser Beitag von Ihnen ist eine 1+ super! Begründung:
Ob in der DDR oder jetzt, ich brauche und brauchte keine Vordenker die mir sagten, wie ich mich an historische Zeitabschnitte zu erinnern habe. Was wichtig ist, ist Mut zur Wahrheit. Auch in der DDR konnte man zu bestimmten Problemen NEIN sagen. Freilich, dass konnte Konsequenzen haben, aber ist das nicht heute auch so. Ich werde nun auch bald 50 Jahre, meine Kindheitserinnerung an die "schlimme Zeit" egal ob Elternhaus, Schule, Hort, Studium eben in der DDR will ich nicht missen. Und ich bin meinen Eltern dankbar, es gab in unserem Bücherschrank Werke von Friedrich Wolf, H. Heine, G. Zwerenz, Ossietzky usw. - soll ich das auf Anordnung missen? Warum darf man nicht sagen, es war schön und eine Erinnerung wert. Soll man sich verleugnen, heucheln, soll man sich wieder anpassen - eben weil eine Meinung nicht zeitgemäß erscheint. Unter den komplizierten Bedingungen des kalten Krieges und der Systemauseinandersetzung konnte der soz. Versuch in der DDR nur als ein zutiefst widersprüchliches Phänomen von Erfolgen, Mühen, Fehlern und Mängeln erscheinen, die eben nicht in Schablonen wie Diktatur/ Demokratie/ Täter/ Opfer oder Rechtsstaat und Unrechtsstaat passen. Die haben Recht, die gelitten haben ( dafür gibt es keine Entschuldigung ) und die haben Recht, die eben anders empfunden haben. Was ich gelernt habe aus zwei Gesellschaftssystemen, dass Hass wider Hass heraufbeschwört. Menschen die ehrlich in der Demokratie angekommen sind, sollte man nicht verprellen. Hier sollte man mit Fingerspitzengefühl ans Werk gehen. ( Auf beiden Seiten ) In der DDR habe ich den Ossietzky Spuch gelesen, " Der Krieg ist ein besseres Geschäft als der Friede. Ich habe noch niemanden gekannt, der sich zur Stillung seiner Geldgier auf Erhaltung und Förderung des Friedens geworfen hätte. Die beutegierige Canaille hat von eh und je auf Krieg spekuliert" CvO. - auch falsch, da ich das schon vor 1989 wusste? Nochmal - Super Magda.
@ed2murrow
Danke für die Zurechtweisung. Ich hatte J-AP´s Kommentar als Kommentar auf Magdas Beitrag gelesen, zumal er nicht kenntlich macht, dass er Emma in Uniform meint oder gar den YouTube-Beitrag von Streifzug (den ich mir nicht angeschaut habe). Jedenfalls legt Magdas Blog-Beitrag weder einen Nazi-Vergleich nahe, noch den von J-AP ins Feld geführten Vergleich. Mehr wollte ich nicht sagen.
Ich danke sehr. Sie haben meine Intention gut beschrieben.
Und alle halben Jahre mal - bei Gedenkfeiern, Jahrestagen und was so alles noch "dräut" - geht mir der Hut wieder hoch.
@ Magda
"Wenn man soviele Jahre in einem Land lebte, kennt man es."
Das ist genau mein Punkt. Ich finde es anmaßend zu glauben zu wissen "wie es wirklich war" (ist kein Zitat, sinngemäß). Und ich möchte hier ein letztes mal auf die Unmündigkeit des Menschen hinweisen. Und zu dieser Zeit, glauben Sie wirklich Sie wissen was in diesem Land vor sich geht? Ich möchte mal ein Beispiel bringen, die Medien haben mehrheitlich behauptet die Weltwirtschaftskrise sei nicht vorhersehbar gewesen. Ich denke dies ist falsch, man konnte Sie vorher sehen. (Das stand dann glaub irgendwann auch mal im Spiegel.) Was folgt daraus? Die Medien (die Wirtschaftsabteilung) haben uns entweder deshalb nichts gesagt, weil Sie absichtlich uns das verheimlichen wollten (da mit drinnen stecken) oder weil Sie allesamt Inkompetenz waren/sind. Und was die Politik angeht, sind die Politiker nur noch Marionetten der Finanzindustrie? usw. usf.
Es mag sein, dass Ihnen das bekannt ist, nur woher wollen Sie wissen, ob es nicht noch andere Sachen gibt, die Sie nicht kennen? So ist es nun mal, dass es Menschen gibt die dies nicht wissen. (Mal angenommen, dass es stimmt). Sie wissen dann vielleicht mehr, aber doch nicht alles.
Hierzu die Abschiedsrede von Lafontaine:
www.youtube.com/watch?v=QThWXzMiJc8
"Und: Wieso wissen jene, die jetzt - von der Definitionsabteilung - die DDR erklären, mehr darüber?"
Behaupte ich doch gar nicht.
... ach Magda,
ein scharfes Senfglas hast Du da wieder aufgemacht,
schilderst auch völlig zutreffend das emotionale Minenfeld,
es schluckt viel Kraft, dass man hierzulande nicht zwei Welten
nebeneinander gelten lassen kann....
hoffentlich bleibt bei allen Partygästen
genug Spielfreude für eine gemeinsame Zukunft!
Sonst bleibt's eine Hochzeitsparty, "zu der ich zwar eingeladen bin, aber wahrscheinlich nicht hingehe. Weil ich sowieso keinen kenne.“
(...also, ich würde ja immer lieber auf die Party gehen,
wo ich Alexander Osang hören könnte :-)))
Hallo archinaut - ja, das stimmt, dass das ein emotionales Minenfeld ist, aber auch ein politisch gern genutztes.
".also, ich würde ja immer lieber auf die Party gehen,
wo ich Alexander Osang hören könnte :-)))"
Ich war sogar schon mal auf einer Lesung. Der liest leider sehr leise.
Gruß
... das glaub ich gerne,
man hört ja leider sooooo wenig von ihm!
Der Westen lärmt....
Hoffe auf die leisen Töne.
Herzliche Grüße
archie
Liebe Magda,
selbstverständlich kotze ich da auch, denn um die DDR mit dem Anstreicherregime unter einen Hut zu bekommen, braucht man wesentlich mehr als bloß reichlich 'definitorischen Aufwand' — man muß dazu nicht weniger als lügen.
Meine obigen Anmerkungen gingen aber nicht an Sie, sondern an »Emma in Uniform«.
Stelle gerade fest, dass es auch geradezu Ulrike Meinhofartig viele Stasiuntersuchungshaeftlinge etc "in der DDR" gegeben hat, siehe zum Beispiel hier, mitten in der Stadt:
http://www.uokg.de/Bilder/Cottb02tafel3bsw.jpg
Schreiben Sie eigentlich gerade eine Hausarbeit? Ich erkenne mich ja fast wieder - freilich ich vor mehr als 15 Jahren. Nur das wir noch keine Links zu Youtube etc. zur Verfügung hatten, um unsere Argumente zu untermauern. Glauben Sie mir es oder auch nicht. Meine Einstellung ist theoretisch fundiert genug. Seminare hatte ich genug.
Westerwelle hat gesagt, dass er die "Unterschicht", die "Wertlosen" und "Überflüssigen" missachtet. Jetzt wird so gehandelt wie gesagt und angekündigt. Politiker reden viel und handeln anders als gesagt. Im Bezug auf seinen Unterschichtenhass hat Westerwelle aber die ganze Wahrheit gesagt. Er hat von Anfang an zur restlosen Enteignung der unteren Schichten aufgerufen. Das wird nun umgesetzt. Insofern ist er fast wieder eine ehrliche Haut.
Da muss einem doch nicht der Hut hochgehen! Als ich die Bilder sah von der Feier zum Fall der Mauer am 09.11.2009 vor dem Brandenburger Tor, dachte ich, das ist auch nicht anders als der Osten in den späten Achtzigern. Ein paar abgehalfterte Politiker aus dem befreundeten Ausland, die fromme Reden halten, Popstars für die jungen Menschen - kurzum ein erbärmliches Fest, fernab der Realität. Die einzige Frage, die mich umtreibt lautet: Wird der Westen genauso still abtreten, wie die DDR1989?
F.T. Wo soll das sein?
"Die einzige Frage, die mich umtreibt lautet: Wird der Westen genauso still abtreten, wie die DDR1989?"
Tja, und was dann? Wenns auf Leise ankäme. Intelligent muss man abtreten mit klugem Blick auf die Chancen des Scheiterns oder so.
Sehr geehrter markelov,
Sie jonglieren mit gewichtigen Dingen...Wahrheit z.B..
Ich weiß nicht recht, was ich Ihnen noch sagen soll... Was hat mein Wissen oder Nicht-Wissen mit der kritiklosen Annahme eines (von Ihnen unterstellten)
Wahrheitsanspruches in Magdas Beitrag zu tun? Sie verknüpfen die Dinge wie ein Jurist. Wir sind aber hier nicht vor Gericht. Wir versuchen miteinander zu reden, zu diskutieren, einen Dialog zu führen. Sowohl über ähnliche als auch über unterschiedliche Positionen. Der Wahrheit (was auch immer das ist; ein zu weites Feld...) ist es egal, ob wir um sie wissen oder nicht. Die Wahrheit ist vermutlich etwas Singuläres, in dem sich alles wieder findet (was schon wieder ein Widerspruch in sich ist, denn wie soll das singulär aussehen -ein weites Feld eben und ganz andere haben sich daran schon die Zähne ausgebissen); daran mag man glauben oder nicht. Unsere kleine Menschen-Wahrheit ist in ihrer reinsten Form wohl besser mit dem Begriff Ehrlichkeit zu definieren. Die Wahrheiten, über die Sie sprechen, wenn Sie davon sprechen, sind mindestens so zahlreich, wie es Menschenhirne gibt und gab. Aber auch diese kleinen Wahrheiten sind im Kern und ganz ehrlich bestrebt, sich der einen, großen Wahrheit zu nähern: wir kratzen ein wenig an den Fugen der Wahrheit herum, denn das gibt dem Leben einen Sinn. Und am schönsten ist es, wenn man das, trotz aller Unterschiede, gemeinsam tut und ohne sich gegenseitig den Schädel einzuschlagen. Denn es geht nicht darum, wer recht hat zum Schluss. Deshalb kann man diese Dinge auch nicht formaljuristisch angehen (ein beliebtes Missverständnis westlich der Elbe - man hält es für eine wissenschaftliche Herangehensweise).
***
Sie haben Magda als Erstes einen despektierlichen Kommentar reingewürgt, der komplett frei von dem Verdacht war, sarkastisch oder ironisch zu sein; er war grob rechthaberisch -wie es immer die Attitüde des 'zu Recht' Empörten ist. Das war nicht fein. Und dann wundern Sie sich bei dieser Steilvorlage über das Echo? Was haben Sie gedacht, was passiert, wenn Sie so mir-nichts-dir-nichts in eine Community reinspazieren und mal eben Ihre Meinung hinrotzen? Blumen? Beifall?
Ihr (ich nenne es mal verkürzt) angestrebtes politisches Eremitentum in allen Ehren, aber -und das würde mich nun wirklich-wirklich sehr interessieren- dem wohnt ja ein heftiger Widerspruch inne. Denn warum kommen Sie dann ausgerechnet hier her und holen sich so viel Prügel ab? Womit ich Sie nochmals und durchaus ermutigen möchte, hier einen eigenen Blog zu schreiben; ich glaube, dass das sehr interessant sein könnte. Also: Mich interessieren würde.
mfg
mcmac
P.S.: Passen Sie auf sich auf, vor allem beim Jonglieren. Denn wehe dem, dem dabei die Wahrheit auf die eigenen Füße kracht.
... auch ohne einen einzigen Schuss?...Wunder oder Werte von denen, die die Waffen hatten! Alles nicht so einfach.
unseren täglichen F.T. gib uns heute.
aber ich würde es auch gern wissen. also F.T., übernehmen Sie ...
Hallo Magda,
ich weiß recht genau, dass ich mal ein "Ossi" war. Aber was bin ich jetzt? Ich weiß, dass ich heute kein "Ossi" mehr bin und bin sehr zufrieden damit, dass mir das Leben ausreichend Gelegenheit gegeben hat, diese Rolle zu verlassen.
Auch wenn sich Ihr Beitrag in Qualität und Ton deutlich von dem unterscheidet, was die üblichen Medien kolportieren, vorallem stellen Sie für den unaufgeklärten "Wessi" einige interessante politische Zusammenhänge dar, löst er in mir doch einen großen Widerwillen aus.
Das mag einerseits daran liegen, dass ich Ihre Gedanken alle, wirklich alle schon mehrfach gedacht und mit Freunden, Kollegen, Familie besprochen habe, die diese Gedanken auch schon alle gedacht und besprochen haben.... Andererseits möchte ich nicht "wir" sein, die "doppelt verachtet werden". Ich fühle mich nicht "doppelt verachtet" und ich werde auch persönlich nicht verachtet. In der DDR war ich alt genug und nicht nur Pionier.
Ich habe das Glück, ständig die Seiten zwischen Ost und West zu wechseln und stimme Ihnen zu, dass es wesentliche kulturelle Unterschiede gibt. Es gibt auch typische Muster, auch solche die mir eher unsympathisch sind. Das ist interessant und belebend. Ich fühle mich auch als Immigrant in diesem Land, aber ist das ein Leid?
Markelov schreibt drastisch, aber er trifft es "Wie kann man noch auf so was rumreiten, immer und immer wieder (Sie sind gemeint). Wie kann man das so wichtig nehmen".
Ich möchte einfach nicht zu lange in der Ecke sitzen und denken "meine Taschen sind mit Steinen voll geladen, die hier keiner mehr in Zahlung nimmt". Als Wenzel dieses Lied www.buschfunk.com/site/kuenstler/liedtexte/40_Wenzel/4397_Such_mich_nicht 1998 sang, hat es mich getroffen und ich war traurig. Aber irgendwann ist es einfach gut und alles sinkt zur Erinnerung hinab. Ich aber lebe hier und jetzt und will tätig sein.
Gucken Sie sich den "Schrott von Kopp" einfach nicht mehr an. Das wächst sich sonst zur Neurose aus.
Liebe Magda,
es gibt da das geflügelte Wort vom Schuh, den man sich anzieht... Ich kann nachvollziehen, dass es ermüdend ist, sich von Oberschlauen permanent belehren lassen zu müssen, noch dazu über TV und Medien; also ohne aktiv mitwirken zu können. Trotzdem habe ich auch nach Deinem Beitrag das Gefühl, dass zwar noch erheblicher Diskussionsbedarf besteht, und ich möchte mich nicht damit abfinden, dass es vielleicht besser wäre, mit der Aufarbeitung noch 100 Jahre zu warten und den Historikern zu überlassen.
Die von dir angesprochenen Reiseerleichterungen der 80er waren im Prinzip der Versuch der DDR Führung, den Eindruck von Öffnung zu erwecken. Es bedurfte immer eines speziellen familiären Grundes. Die Reisenden waren überwiegend im Rentenalter oder es durften nur Einzelpersonen, nie ganze Familien reisen. Reisefreiheit ist wohl anders. Und die Tatsache, dass die Mauer auch Blöcke trennte ändert nichts daran, dass nur in Ost - West Richtung gestorben wurde, nicht umgekehrt.
Wenn du also in Ruhe verklärend zurückblicken möchtest (oder eben gar nicht), bitteschön. Es gibt sie aber noch, die zu Unrecht eingesperrten, die Hinterbliebenen der Opfer und auch die, die wissen möchten, was Menschen dazu bewogen hat, bei einer Flucht bewusst ihr Leben zu riskieren oder mit lebensgefährlichen Aktionen, wie dem Abbau von Mordmaschinen Aufmerksamkeit zu erregen. Die heute aus der Schule entlassenen wissen schon nicht mehr, wie es war. Sie haben die Teilung nicht mehr erlebt. Sie sollten alle Seiten hören.
@Wikinger333 schrieb am 11.08.2010 um 23:41
Das Retro-Gefühl, das der Beitrag von Magda bei Ihnen auslöst, teile ich mit Ihnen. Aber die politischen Zusammenhänge sind schon eher so, wie Magda das darstellt: "Und die Tatsache, dass die Mauer auch Blöcke trennte ändert nichts daran, dass nur in Ost - West Richtung gestorben wurde, nicht umgekehrt"
Ihre Bemerkung verharmlost "die Mauer" und reduziert "die Mauer" auf die Grenzbefestigung. Ich schlage Ihnen vor, wie die "Mauer" auch zu sehen ist. Die Tiefe der 1. Staffel der strategischen Verteidigung des Warschauer Vertrages reichte bis an die Wisla, die 2 Staffel bis nach Belorussland. Dort waren Panzerarmeen, Operativ-Taktische Raketen, Pontonregimenter... stationiert deren Auftrag lautete bei einem Angriff der NATO innerhalb von 10 Tagen den Atlantik zu erreichen, Rotterdam und Frankfurt als Nachschubbasen für die US-Army auszuschalten,.... Auf der anderen Seite der "Mauer" waren bis zum Rhein Schächte in den Autobahnen, in die die NATO Kernminen versenken wollte, um diese beim Vormarsch des WV zur Explosion zu bringen; Pershing, Nike, Patriot hatten die Konzentrierungsräume der sowjetischen Panzer mit aufgepflanzten Neutronengefechtsköpfen im Visier. Mit dem FEK (Funkelektronischen Kampf) hoffte die NATO ihre technische Überlegenheit dazu einzusetzen um die Führung des WV zu enthaupten und ihrerseits den Warschauer Vertrag zu besiegen.
Dass diese grausige Maschine nicht zum Einsatz kam, verdanken wir alle der "Mauer". Ohne die Mauer, wäre die DDR Anfang der 60er wirtschaftlich ausgeblutet, politisch destabilisiert und durch die BRD in die NATO vereinnahmt worden. Das wäre in den damaligen Denkvorstellungen der Sowjetunion niemals hinnehmbar gewesen, es wäre zum Krieg gekommen. Und wir wollen auch festhalten, ein vereinigtes Deutschland mit ungeklärten Grenzen zu seinen Nachbarn in Polen, Russland und Tschechien wäre auch für die USA, GB und Frankreich nicht hinnehmbar gewesen.
Und so bitter das für die Ostdeutschen war und so super für die Westpropaganda, es war die Tatsache, die den Frieden in Europa gesichert hat. Interessant wäre die Diskussion, ab wann eine friedliche Neuordnung in Europa möglich war. Und auch hier verharmlosen Sie unnötigerweise, die Liberalisierung der Reiseregelung durch die DDR. Ich glaube, dass wir über eine Schuld der DDR-Führung nach den Ostverträgen der BRD 1970-72, nach dem Abkommen von Helsinki 1975 und vor allem nach dem Machtantritt Gorbatschows sprechen können. In Jahren gesprochen, bleibt da gar nicht so viel vor 1989 üblich. Es war in gewisser Weise, der frühest mögliche Zeitpunkt und wie so häufig in der Geschichte auch der spätest mögliche.
Ihre Bemerkung zu den Opfern an der Mauer (also der Grenzbefestigung) ist unverhältnismäßig. Ohne die Mauer, wie ich sie oben dargestellt habe, würden wir von Millionen Opfern reden, mal abgesehn davon, dass wir das gar nicht mehr könnten.
Wenn wir hier politisch diskutieren wollen, dann bitte in der gesamten Komplexität und nicht mit Frau Ferres am KulissenCharlie. Den Satz, dass jedes Opfer eines zuviel ist, setze ich als Konsens in der Diskussion voraus.
Lieber Rapanui, liebe(r) Wikinger333,
Ihre Kommentare richteten sich zwar nicht an mich. Trotzdem möchte ich Ihnen zumindest deren Wirkung auf mich kurz beschreiben: Ich bekomme keine Luft, kann nicht mehr atmen. Zwei Krankenschwestern treten an das Lager, versuchen zu beruhigen, zu erklären, sedieren mich mit Mitteln - und werfen, auch ihren Mitteln voll vertrauend und in bester Absicht, mir das verschwitze, schwere Bettzeug über mein Gesicht.
Lieber mcmac,
brachte mein Kommentar von 00.28 Uhr etwas Entlastung?
Gruß
Oh ja. -Danke. Konkretes, explizit ausgesprochen, ist immer wohltuend. Selbst wenn man anderer Meinung sein sollte (was aber an dieser Stelle nicht der Fall ist).
Das Amorphe erstickt.
Ebenfalls Gruß.
"Magdas" Beitrag setzt sich in meinem Kopf eben aus zwei Komponenten zusammen.
Einerseits denke ich an Ostberliner Altbauwohnungen im Scheunenviertel mit stundenlangen Diskussionen nach der Wende über Ost/ West, die bei mir einfach "durch sind" und deren Tonlage ich hier wiederfand.
Andererseits fühle ich mit Magda, wie die politische Einschätzung in den üblichen Medien der Gegenwart, hinter den mühsam in eben diesen Wohnungen errungenen eigenen Erkenntnissen zurückbleibt.
Das auf dem Foto zu sehende Auto ist kein Trabant, kein Wartburg, kein Skoda, kein Moskvitch, kein Wolga, kein Saporoshez, kein Zastava, kein Shiguli (heute Lada), kein Polski-Fiat, kein Dacia, kein Tschaika...
Entweder der örtliche Stasischerge hat sich von seinem Genex-Konto was Schickes aus dem Westen kommen lassen oder er kollaboriert schon mit dem BND.
F.T., lüften Sie bitte Ihr schreckliches Geheimnis!
@ Rapanui
Mein erster Kommentar hatte nicht die Absicht politische Analyse zu betreiben sondern bezog sich auf die von Magda dargestellte Gefühlswelt. Dieses "Retro" - Gefühl, wie Sie es nennen, löst in mir Unbehagen aus. Eine "Verharmlosung" von Mauer und die generöse Betrachtung kleinster humanitärer Zugeständnisse bei ansonsten weiterhin (aus meiner Sicht) insgesamt diktatorischen Verhältnissen verstärkt dieses noch.
Nun zu Ihren Anmerkungen. Ich "verharmlose" weder Mauer noch Reiseerleichterung, ich überhöhe sie aber auch nicht als Rettung des Weltfriedens oder humanitäre Glanztat. Zur Sache:
Wenn ich Sie recht interpretiere sind wir uns soweit einig, dass die Mauer von Anfang an und alleine die Funktion hatte, die Bevölkerung der DDR an der Übersiedlung in den Westen zu hindern. Sie hatte keine militärische Relevanz (im Sinne eines "Schutzwalls"). Insofern ist Ihr Exkurs über die Verteidigungsstrategien West und Ost irrelevant. Das apokalyptische Nuklearpotential beider Seiten und die hochgerüsteten konventionellen Armeen standen sich mit oder ohne Mauer gegenüber. Gesetzt den Fall, es hätte ohne Mauer eine massenhafte Fluchtbewegung von DDR - Bürgern gegeben, ist Ihre Schlussfolgerung, dass dies zur Destabilisierung und zwingend zu Krieg geführt hätte, nicht haltbar. In der damaligen Denkweise ging es nicht um Menschen, sondern um Machtbereiche. Territorial wäre die DDR auch mit der halben Bevölkerung überlebensfähig und immer noch im Einflussbereich der Sowjetunion gewesen. Die Abschreckung hätte auch in diesem Fall auf die ihr eigene perverse Art funktioniert. Immerhin hat selbst die Kuba - Krise nicht zu einer Eskalation geführt. Dieses Szenario ist ebenso schlüssig wie das Ihre und ist genauso eine Mischung aus Analyse und Spekulation.
Ihre Einschätzung der Mauer als Garant des Friedens, konsequenterweise Ulbricht als Friedensvisionär und verhinderten Nobelpreisträger ist aus meiner Sicht angesichts des geschehenen Unrechts (und damit meine ich nicht nur die Mauertoten), verzeihen Sie mir, obszön. Es würde mich interessieren, ob Sie die Tötung von Menschen zum Zwecke der Staatsraison nur in diesem Fall als legitim erachten (so verstehe ich Ihre Einlassung ab "Ihre Bemerkung zu den Opfern..."), oder ob sich das auch auf andere Bereiche erstreckt, sagen wir mal bei der Bekämpfung von Terroristen.
Lieber mcmac,
ich freue mich, dass Rapanuis Klarstellungen das Leben gerettet haben. Es tut mir leid, dass ich keinen Beitrag zur Ihrer Genesung leisten konnte.
Ich bin aber auch der Meinung, dass Konkretes, explizit ausgesprochen, immer wohltuend ist. Fangen Sie doch gelegentlich damit an.
Einfach weniger fernsehen!
@Magda: hast Recht, die Bananen sind ein Klischee. Aber ich meinte damit genau das: ich war sehr enttaeuscht, dass es nicht bei zwei deutschen Staaten blieb......
@mmac: danke für die beschreibung dieses gefühls! war da net dabei, kenne aber das feeling
... Nobelpreisträger ... wie H. Kissinger, bin zwar nicht angesprochen worden - hat er sich wirklich verdient!
oder lieber mit (?) ach da war noch was, z.B. der Putsch in Chile 1973...
Oder gar nicht!
liebe magda,
das ist ja ein ganz tiefer seufzer, und ein nur zu verständlicher.
aber du sagst selbst, das gerede und gemeine hat methode, verfolgt eine erkennbare absicht.
jedes herrschaftssystem braucht die beweihräucherung, die schönheitsoperationen am eigenen erscheinungsbild.
hier muss auf jeden fall verhindert werden, dass jemand anderer meinung ist.
zum beispiel könnte es womöglich leutchen geben, die den "Großversuch" für falsch halten, für eine vereinnahmung, die sehr teuer war (in jeder hinsicht), und die auf nichts anderem gründet als auf nationalismus.
dass gewisse kreise profitierten, muss nicht erwähnt werden. das versteht sich. wer erobert denn schon aus purem altruismus?
es soll das image der brd auf hochglanz gehalten werden (im sinne von 'wirtschaftswunderland').
aber du hast schön geseufzt, liebe magda.
"Seminare hatte ich genug."
In Oxford wurde auch der neoliberale Schwachsinn gelehrt. Und deren Prediger haben den Wirtschaftsnobelpreis bekommen. Wenn das in der Wirtschaft so ist, warum sollte das nicht auch in anderen Gebieten so sein? (Stichwort: "Egoistengen") Wollte ich nur mal so angemerkt haben.
"Politiker reden viel und handeln anders als gesagt."
Ich sage nur Bildungspolitik.
"Insofern ist er fast wieder eine ehrliche Haut."
^^
"Wir versuchen miteinander zu reden, zu diskutieren, einen Dialog zu führen."
Sie haben die Dialog mit mir so begonnen:
"obwohl "GEISTEShaltung" angesichts des Beitrags von markelov vielleicht etwas zu euphemistisch beschrieben scheint..."
"Denn es geht nicht darum, wer recht hat zum Schluss."
Warum den dann?
Btw. entweder etwas ist wahr oder es ist unwahr.
"er komplett frei von dem Verdacht war, sarkastisch oder ironisch zu sein; "
Also für mich war ist das klar erkennbare Ironie.
Zitat:
"Ich weiß alles über die DDR, im Guten wie im Schlimmen."
Und gewiss, Sie wissen alles...
Zitatende
"Was haben Sie gedacht, was passiert, wenn Sie so mir-nichts-dir-nichts in eine Community reinspazieren und mal eben Ihre Meinung hinrotzen? Blumen? Beifall?"
Meine Meinung äußere, ähm, also ich dachte immer wir hätten hier Meinungsfreiheit, dass man hier einem so aggressiv begegnet, woher hätte ich das wissen sotten? Ok, ich hab schon davor n paar Kommentare durchgelesen von "Goobye Thinktankboy" z.B. und hätte es dementsprechend doch erahnen können. Mir scheint es so, dass "diese Community" rechthaberisch ist. Und das wollte ich, nebenbei bemerkt, mal in meinem Kommentar ansprechen. Ihr glaubt die Wahrheit zu kennen (im Gegensatz zu den Bild-Leser) und ich sage euch, nur weil Ihr mehr weißt als der Durchschnitt, kennt ihr noch lang nicht die Wahrheit.
Diese Vermessenheit/Arroganz stört mich, die unsere gesamte Gesellschaft, nebenbei bemerkt, durchströmt. Man muss sich nur die vermeitlich Intelektuellen angucken. Hier könnte ich mal empfehlen sich mal das Geschwätz von Claudius Seidl anzuhören (ebenfalls Jemand der davon überzeugt ist, die letztendliche Wahrheit zu besitzten):
www.zdf.de/ZDFde/inhalt/10/0,1872,1021354_idDispatch:9784086,00.html
Und dass man hier keine Ironie versteht bzw. mag, tz. Was war den daran so despektierlich? Ich geb sogar noch n Tipp, nicht alles so verbissen zu sehen. Is das despektierlich? Ich wünschte die Menschen hier würde sich mal mehr vom Buddhismus abgucken.
"Ihr (ich nenne es mal verkürzt) angestrebtes politisches Eremitentum in allen Ehren"
Aus diesem Satz lese ich heraus, das Sie glauben mich schon zu kennen, nach ein paar Kommentaren meinerseits. Hm. Ich kenne mich ja nicht mal selbst :D
"hier einen eigenen Blog zu schreiben; ich glaube, dass das sehr interessant sein könnte. Also: Mich interessieren würde."
Ähm, is mir zu zeitaufwendig (hab bald keine Zeit mehr für so was), zudem, wie mal gesagt können/konnten andere das besser (Frankfurter Schule z.B.)
Demjenigen, dem diese, von Ihnen Magda, beschriebene einfallslose, phantasielose und einspurige Einengung seitens westlicher Medien oder "Weisheit-letzter-Schluß-Demokraten" widerfährt, ist eigentlich angesichts der Penetranz dieser immergleichen "Soße" nur noch eine gehörige und schlagfertige Portion Ironie zu wünschen.
Gerade auch auf Reisen in Osteuropa ist mir aufgefallen, wie erschreckend eng das Weltbild vieler Westdeutscher (-europäer) gerade in bezug auf das, was mal jenseits des "Eisernen Vorhangs" lag, ist bzw. wie wenig sie tatsächlich bereit sind, wirklich darüber erfahren und verstehen zu wollen - nämlich eigentlich nur die Bestätigung der vorab gespeicherten Klischees. Und dann wird auch schon gar nicht mehr zugehört. Damit sind sie eigentlich auch zu bedauern: Wie viel ihnen doch eigentlich entgeht ...
Der Text steht nun auch auf der Startseite. Vielen Dank viele Grüße, Tessa
als die ostalgiewelle medial über uns schwappte, hat sich auch keiner beschwert... bis auf ein paar hardliner. daraus entwuchs dann folgendes und damit ist nun auch keiner zufrieden.
historisch betrachtet fängt eine anständige aufarbeitung erst nach 2 generationen an.. mit gegebenem abstand. noch schlimmer nach dem zweiten weltkrieg, da kam nun das erste buch aus dem angelsächsischem raum, welches auch das handeln der allierten in den mittelpunkt stellte, das auch nicht immer koscher war, inklusive unnötiger flächenbombardements.
das schimpft sich dann relativierung, da geht dann auch die halbe welt auf die barrikaden. dass "nicht alles schlecht" noch lange nicht "gut" heißt, will dann auch keiner mehr verstehen. am wenigsten die "nicht alles schlecht"-sager.
das ist doch ein ganz normales und simples abstoßungsverhalten beiderseits. die einen wollen sieger sein und sich beim soli gut fühlen und die anderen wollen nicht besiegte sein.
es ist übrigens nix neues, dass die geschichte von den siegern geschrieben wird. :P
mfg
mh
Hallo,
hier noch ein paar Antworten auf Kommentare, von denen ich hoffe, sie kommen noch an. Ich wollte nur nicht unter jeden einzeln was schreiben.
@ rapanpui 23.33
"ich weiß recht genau, dass ich mal ein "Ossi" war. Aber was bin ich jetzt? Ich weiß, dass ich heute kein "Ossi" mehr bin und bin sehr zufrieden damit, dass mir das Leben ausreichend Gelegenheit gegeben hat, diese Rolle zu verlassen. "
Ich bin auch nicht mehr in dieser Rolle. Mein Zorn kommt ja auch nicht daher, sondern dass es im Moment eine Tendenz gibt, die Ossis und die Vergangenheit als Munition in der Gegenwart und zur Selbstbeweihräucherung zu verwenden
"Gucken Sie sich den "Schrott von Kopp" einfach nicht mehr an. Das wächst sich sonst zur Neurose aus."
Ich bin ein ziemlich erdverbundener Mensch und reichlich unneurotisch. Ich reagiert mit meinem Text auf Entwicklungen, die sich unabhängig von mir vollziehen.
@ Wikinger 23.41 - "Die von dir angesprochenen Reiseerleichterungen der 80er waren im Prinzip der Versuch der DDR Führung, den Eindruck von Öffnung zu erwecken"
Ja sicher, wem sagen Sie das? Sie verfallen genau in den Ton, den ich kenne. Nebenbei ist Ihre Argumentation auch reichlich apolitisch. Aus Güte und Einsicht fällt kein Staat Entscheidungen. Man muss sie ihm immer abtrotzen und in einem Land, der Druck von unten unterdrückt, war dennoch diese Entscheidung ein "Fortschritt", was auch im Westen gewürdigt wurde.
Und ich verbitte mit die Unterstellung, dass ich in Ruhe verklärend zurück blicke. Ich blicke erklärend zurück, nicht verklärend. Verklärend blicken eher momentan die Definitionsmächtigen-West zurück. Die verklären ihre Rolle und - nebenher - auch ihr eigenes System auf Kosten des vergangenen.
Lesen Sie meinen Text da finden Sie nichts davon. Ich wende mich nur gegen einseitige rückwärtige Beschönigungen, die die Rolle des Westens aufbrezeln und den Beitrag der Leute im völlig zu vergessen scheinen.
@Rapanui - 00.28 Interessante Details über Zusammenhänge.
"Ohne die Mauer, wäre die DDR Anfang der 60er wirtschaftlich ausgeblutet, politisch destabilisiert und durch die BRD in die NATO vereinnahmt worden. Das wäre in den damaligen Denkvorstellungen der Sowjetunion niemals hinnehmbar gewesen, es wäre zum Krieg gekommen"
Eine bittere Wahrheit. Und ich finde eben, niemand sollte dafür gescholten werden, dass er sie ins Gedächtnis ruft.
Wir waren immer der Meinung ,dass es viel über die Problematik der DDR-Führung sagte, dass sie das ihrer Bevölkerung nicht klar zu machen in der Lage war .
"Ich glaube, dass wir über eine Schuld der DDR-Führung nach den Ostverträgen der BRD 1970-72, nach dem Abkommen von Helsinki 1975 und vor allem nach dem Machtantritt Gorbatschows sprechen können"
Schuld weiß ich nicht, aber die DDR-Führung hat sich mit den Verträgen und überhaupt mit allen Verhandlungen in ein unglaubliches Dilemma begeben: Das war der Anfang vom Ende. Man kann nicht mit dem "Klassengegner" auf Abkommen anstoßen mit der SPD ein gemeinsames Papier verabschieden (1988 war das wohl) und der eigenen Bevölkerung keine plausible Erklärung dafür anbieten. Mir fiel immer ein: Die verhalten sich, als handle es sich um einen Sündenfall den eigentlich niemand wissen dürfte.
Und noch einmal @ Wikinger 01:39 - Ich habe kein Retrogefühl. Und ich verharmlose nicht .
Sie schreiben an Rapanui:
"Insofern ist Ihr Exkurs über die Verteidigungsstrategien West und Ost irrelevant. Das apokalyptische Nuklearpotential beider Seiten und die hochgerüsteten konventionellen Armeen standen sich mit oder ohne Mauer gegenüber."
Naja, ist schon gut. So einfach kann man es sich freilich auch machen.
@ mcmac 00:35 - Sie haben Recht. Das sind schwere Kissenschlachten - auch retro - wenn man so will.
@ Rapanui 01:22 - "Einerseits denke ich an Ostberliner Altbauwohnungen im Scheunenviertel mit stundenlangen Diskussionen nach der Wende über Ost/ West, die bei mir einfach "durch sind" und deren Tonlage ich hier wiederfand. "
Ich denke, die wiedergefundene Tonlage hat sich ergeben, weil sie auch wieder aufgebracht worden ist.
Ich erinnere mich gut, an die Zeiten Anfang der Neunziger, als diese Debatten anstanden. Damals gab es diesen ersten "Osttrotz", den ich noch gar nicht so ernst nahm. Jetzt hat sich diese Debatte sogar noch verschärft und ich will sie gar nicht neu beginnen, sondern andere tun das, weshalb ich schreibe: Es hängt mir zum Halse raus.
@ h. yuren- Stimmt, stimmt, jedes Herrschaftssystem braucht die Beweihräucherung, das kenne ich noch aus DDR-Zeiten. Die konnten es gar nicht genug betreiben, das Beweihräucherungsgeschäft. Nur, ich dachte nicht, dass es unter besseren Bedingungen so beschissen und mit eindeutigem politischen Zielen weitergeführt wird.
@ miauxx - "Gerade auch auf Reisen in Osteuropa ist mir aufgefallen, wie erschreckend eng das Weltbild vieler Westdeutscher (-europäer) gerade in bezug auf das, was mal jenseits des "Eisernen Vorhangs" lag, ist bzw. wie wenig sie tatsächlich bereit sind, wirklich darüber erfahren und verstehen zu wollen - nämlich eigentlich nur die Bestätigung der vorab gespeicherten Klischees."
So ist es. Danke.
@ mh - "es ist übrigens nix neues, dass die geschichte von den siegern geschrieben wird. :P"
Nee, neu ist es nicht, aber immer wieder ein Thema.
Danke an alle für ihre Beiträge. Allen, denen ich nicht geantwortet habe, danke ich auch.
Ich fand die ganze Debatte richtig gut und auch für mich durchaus bereichernd. Nie hätte ich gedacht, dass das Thema so eine Resonanz findet.
Vielen Dank fuer das rege Interesse, es ist in Cottbus. Und ja nur ein Beispiel. Allerdings auch dafuer, dass sowas mitten in der Stadt moeglich ist, Am Amtsteich...
Mehr @
www.uokg.de/Text2/Mit-Cottb01.htm
Magda! Ich kenne mich zwar mit der angesprochenen Problematik überhaupt nicht aus, obwohl ich zu nichtdemokratischen Zeiten ebenfalls zu den Duldsamen gehört hattte. Wie hätte ich es damals auch in menem Alter durchschauen können? Da gehört freiheitliche Erziehung zu, welche ich leider nicht genoss. Trotzdem konnte ich die von dir vorgbrachten Gedanken sogleich nachvollziehen. In der Demokratie, so scheint es, betrachten sich die Leute gern als Patrioten. Die Gesellschaftsform garantiert dies seinen Teilnehmern quasi automatisch. Es steckt im Wort.
Was mir nach der Wende aufgefallen war, ist, dass die ehemals Duldsamen plötzlich auch zumeist zu Patrioten geworden waren. Ich konnte mir gar nicht mehr erklären, wie sich das Regime unseres Erichs, angsesichts des schon immer dagewesenen Patriotismus, solange hat halten können. Vielleicht waren meine Familie und ich die einzigen, die nicht dazu gehörten, so fragte ich mich. Heute weiß ich es besser und meine, dass der Anteil derer, die sich auflehnen würden, sich gleichen mag. Auch der Anteil derjenigen, die bereit wären, für einen Staatssicherheitsdienst zu arbeiten, wäre ähnlich.
Schade ist es um die linke Idee, die 89 begraben werden musste aufgrund menschlicher Schwächen und das die Gegener von derlei Gedankengut reichlich Wasser auf ihre Mühlen bekamen. Heute habe ich den Eindruck, alles was links klingt, ist per Gestz zu verteufeln. Man guckt nicht mal hinein, was wohl drin sein könnte, distanziert sich, als wäre es ansteckend. dabei haben wir doch auch bloß gelebt und vermissten musste ich nichts. Wie denn auch, wenn ich nicht wissen konnte was? Denn für Schranken hatte man gesorgt, das steht fest. Doch welche Schranken werden heute in die Köpfe der Menschen gepflanzt? Ich sehe viele, zu viele, vielleicht auch deshalb, weil ich schon ein System sich auflösen gesehen habe und daher weiß, wie es um die Wahrheit stehen kann, wie schnell sich ein fataler Irrtum zeigen kann.
Aber dies war ja dein Blog und ich wollte ihn als gut gemacht bezeichnen.
Habe ihn also gern gelesen und ein wenig zurückgedacht!
Liebe Magda,
wer, wie Du, seine Zunge zum zeithistorischen Fenster aus dem Halse hängt, muss sich nicht wundern, wenn diese von Salz und Pfeffer, "salt and pepper", gesegnet beregnet wird .
tschüss
Jochen
siehe dazu:
12.08.2010 | 23:27
Der deutsch- deutschen Würze Empörung, gilt meine Erhörung
zeitgeschichte
„
genauer Link:
www.freitag.de/community/blogs/joachim-petrick/der-deutsch--deutschen-wuerze-empoerung-gilt-meine-erhoerung
12.08.2010 | 23:27
Der deutsch- deutschen Würze Empörung, gilt meine Erhörung
zeitgeschichte
JP
@ j-ap
"Die DDR also eine Art europäisches Palästina, das sich ganz kulturalistisch korrekt gegen das gemeinschaftsschädliche kulturschänderische Statthalterregime der anglo-amerikanisch influenzierten Verwertungshemisphäre wehrt ..."
Mensch, überschlagen Sie sich nicht.
So ist es nämlich nicht gemeint, lesen Sie es halt nochmal.
Und geben mir dann noch mal ein Lateinstunde, versprochen?
Indianer-Ehrenwort?
Liebe Magda,
Du schreibst:
"....aber die DDR-Führung hat sich mit den Verträgen und überhaupt mit allen Verhandlungen in ein unglaubliches Dilemma begeben: Das war der Anfang vom Ende. Man kann nicht mit dem "Klassengegner" auf Abkommen anstoßen mit der SPD ein gemeinsames Papier verabschieden (1988 war das wohl) und der eigenen Bevölkerung keine plausible Erklärung dafür anbieten. Mir fiel immer ein: Die verhalten sich, als handle es sich um einen Sündenfall den eigentlich niemand wissen dürfte. "
war die DDR denn so gestellt, dass sie, angesichts der Großwetterlage der Entspannung zwischen den USA der UdSSR hätte anders als vertraglich handeln können?
Das Phänomen ist doch, dass die Noimeklatur der DDR, trotz Perestroika, Glasnost, urbi et orbi et gorbi, soalnge überhaupt überwintern konnte, weil der Wille zur Auflösung der Blöcke auch im Westen nicht nur Zustimmung fand.
tschüss
JP
auch Dank für die Links:
Gold Star For Robot Boy schrieb am 11.08.2010 um 15:32
Ich kenne die DDR nicht aus persönlicher Erfahrung, aber die mediale Gehirnwäsche zur Einheit nervt in der Tat.
Gut,dass in der BRD immer alles mit rechten Dingen zu geht/ging:
de.wikipedia.org/wiki/Organisation_Gehlen
de.wikipedia.org/wiki/Gladio#Deutschland
www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14896
de.wikipedia.org/wiki/Radikalenerlass
de.wikipedia.org/wiki/CDU-Spendenaff%C3%A4re#Stasi_und_DDR-Verm.C3.B6gen
www.bertelsmannkritik.de/index.htm
Gute Ergaenzung aus der TAZ von heute:
taz.de/1/berlin/artikel/1/gefuehle-von-ohnmacht-1/
@Wikinger333 schrieb am 12.08.2010 um 01:39
Ich schrieb: "Ich schlage Ihnen vor, wie die Mauer auch zu sehen ist". Das ist ein Angebot an Sie, sich auf diesen Gedankenexkurs zu begeben. Warum Sie gelegentlich in Propagandaformulierungen wechseln, kann nicht mit meinem Beitrag zu tun haben.
Sie schreiben: "Ulbricht als Friedensvisionär"; "Tötung von Menschen zum Zwecke der Staatsräson"; "Mauer als Garant" des Friedens. Auf dieser Ebene der Propaganda habe ich mich nicht bewegt. Einzig mein "Dank der Mauer" hat eine zu positive Konnotation. Ich meine das aber nicht dankbar, sondern sachlich.
Ich schrieb: "Den Satz, dass jedes Opfer eines zuviel ist, setze ich als Konsens in der Diskussion voraus."
Sie schreiben: "Ihre Einschätzung .... angesichts des Unrechts... Mauertoten ....obszön". Das ist argumentativ unredlich.
Zu Ihren interessanten sachlichen Anmerkungen:
>>>>
Die "Mauer", die im populistischen Sinne den Menschen vor Augen steht, ist die Berliner Mauer. Ihre stark vereinfachende Fragestellung, zeigt eine gewisse Nähe zu dieser Vorstellung. Wir müssen erst die Begriffe klären. Die "Mauer" nach Westdeutschland war schon vor 1961 praktisch geschlossen. Die "Mauer" in Berlin war bis 1961 eine durchlässige Grenze und wurde erst am 13.08.1961 eine auch physische Mauer. Über die bis zum 13.08.1961 offene Grenze flossen erhebliche Mengen ökonomisches Potenzial der DDR nach Westberlin und dann in die Bundesrepublik: Subventionierte Lebensmittel, Wohnraum, Industriewaren und vor allem die Ressource Bildung. Das fúnktionierte ökonomisch so wie es heute wieder funktioniert. Träger der Ressource Bildung sind aber keine Cyborgs sondern Menschen. Nur, wenn Sie bereit sind, den Widerspruch zu ertragen, dass der Mensch Individuum und gesellschaftliches Wesen zugleich ist, können Sie überhaupt verstehen, dass es in der DDR-Bevölkerung (weniger natürlich in Ostberlin) Anfang der 60er Jahre sogar eine Zustimmung zur Schließung der Grenze durch die "Mauer" gab. Diese Zustimmung verwandelte sich bis Ende der 80er in starke Ablehnung. Vorallem deshalb weil der Preis für den, immer niedriger werdenden, ökonomischen Gewinn der DDR-Bevölkerung und die politische Stabilisierung einer unbeliebten politischen Führung, nämlich die Toten an der Mauer und die Freiheitsbeschränkung viel zu hoch war. Aber als Grundton gab es weithin auch ein Verständnis für die ökonomische Funktion der "Mauer". Ich erinnere mich, welche Verachtung es für Ärzte gab, die einfach ihren Posten in der DDR verließen, von der Freiheit sprachen und sich dem höheren Einkommen in Westdeutschland zuwandten. Letztlich wurde die "Mauer" von der DDR-Bevölkerung immer stärker ausschließlich als Einschränkung der Freiheit wahrgenommen und die ökonomische Funktion geriet aus dem Blick. Es war ja auch so, dass die "Mauer" zunehmend als ökonomisches Hindernis empfunden wurde.
Insofern ist es möglich, die "Mauer" als ausschließlich gegen die Abwanderung der DDR-Bevölkerung zu sehen. Ich habe diese Anschauung differenziert und den nicht genau zu beschreibenden Begriff der "Freiheit" um die ökonomischen Notwendigkeiten ergänzt.
>>>halbe Bevölkerung...überlebensfähig
Das in Bildung akkumulierte Kapital geht dorthin, wo die besten Verwertungsbedingungen sind. Ihre Anmerkung, dass die DDR "auch mit der halben Bevölkerung überlebensfähig" gewesen wäre ist bestenfalls spekulativ. Vor der heutigen praktischen Anschauuung Ostdeutschlands und seiner gewaltigen ökonomischen Probleme durch die Abwanderung qualifizierten Personals ist Ihre Anmerkung hinreichend widerlegt.
>>>>ging es nicht um Menschen, sondern um Machtbereiche
Genau das habe ich versucht darzustellen. Der Unterschied in unseren Auffassungen dürfte darin bestehen, dass Sie meinen das träfe nur auf den Ostblock zu und ich, dass jede Art von weltpolitischer Konstellation durch diese "Machtbereiche" definiert wird - also natürlich auch auf den Westblock im Kalten Krieg.
Dass der Westblock durch seine Überlegenheit auf ökonomischem, kulturellem und militärischem Gebiet den Kalten Krieg gewonnen hat, steht fest. Auch ich habe durch diesen Sieg des Westblocks persönlich gewonnen an Wohlstand und an "Freiheit". Aber ich bin sehr skeptisch, was die politischen und ökonomischen Grundlagen dieses Gewinns anbelangt.
Um zum Ausgangspunkt von Magdas Beitrag zurückzukommen: Solange mich jemand aus dem "Westen" belehrt, wie der "Osten" war ohne, dass er diese Maßstäbe auch selbstkritisch auf den "Westen" anlegt "hängt es mir zum Halse raus".
Ganz praktisch, wer heute über die Normannenstraße spricht und sich nicht fragt, was in der Chausseestraße passiert ist nur eingeschränkt gesprächsfähig.
Jetzt habe ich nach langer Zeit wieder einmal so eine Diskussion geführt und "Magda" ist schuld ;-)
Hallo Rapanui,
also an Debatten - wenn sie sich auch meist wiederholen - bin ich gern schuld :-))))
Ihre Anmerkungen gingen zwar nicht an mich, sondern an Wikinger, aber ich kommentiere auch noch einmal, obwohl man - je länger der Kommentarstrang - umso weniger eigentlich klärt.
Meine erste Erinnerung an den Mauerbau war - ich war ein Teenager - reine Empörung. Als ich dann nach Berlin kam - 1966 - fand ich beide Stimmungen vor: Empörung aber auch "grimmige" Einsichten.
Das ist die "triviale" Variante Ihrer Aussage, dass der Mensch Individuum und gesellschaftliches Wesen zugleich ist.
Es gab ja sogar eine gewisse Hoffnung unter den Künstlern, dass sich - unbeeinflusst durch die Zwänge einer offenen Grenze - ein offener Austausch von Meinungen und auch Kritik im Innern vollzieht. Denkste, denkste...von daher waren die DDR-Oberen ihre eigenen Totengräber.
Und noch was ist mir - heute am Tag des Mauerbaus - eingefallen. Es geht um die Frage, wer befehligte überhaupt den Mauerbau. Dazu werde ich mal noch eine Kleinigkeit verbloggen.
Gruß
ein offener Austausch von Meinungen und auch Kritik
>>
Auch Kritik, Wahnsinn!!
Diese Vorsicht hat alles verbogen. Und verbiegt es noch heute. Heftig.
Eine Frage an die Redaktion:
Warum wurde aus "Es hängt mir zum Halse raus" nun "Suffer and sell your secrets"? Übersetze ich es falsch? Gibt's eine Pointe, die ich nicht verstehe?
Ach Du Güte, ich bin zwar nicht die Redaktion, aber ich sehe, dass es auch noch falsch zitiert ist. Ich achte auf sowas auch nicht so sehr. Bei mir steht ja - in der Zwischenzeile - "Suffer and sell our secrets."
Das verdreht die Pointe noch zusätzlich. Ich maile mal an Tessa.
Gruß und Danke
Am Ende gar ein kleines Pong auf das "Resigniere und rede darüber!"?
Aber jetzt, wo ichs mir nochmal angucke, kann man es auch als ironische Aufforderung an die Ostdeutschen verstehen: "Suffer an sell your secrets", ist unter dem Aspekt sogar ganz pfiffig.
Aber jetzt habe ich schon an Tessa gemailt.
Nicht "Suffer and sell your secrets", sondern "our secrets". Ich meine ja, mit der Ironie ist es immer so eine Sache. Wessen Geheimnisse sind's denn nun, die an wen verkauft werden sollen? Und wer fordert da wen auf zu diesem Handel?
es war eine Welle, eher aber wie ein Tsunami, und in solchen Situationen hochgepeitschter Emotionen bleiben die wenigsten nüchtern. Die gesamte Wiedervereinigung teilt sich in zwei Sphären: das Missverständnis der Sehnsüchtigen und die ungeduldige Fressgier der Haie. Beide Parteien haben sich getroffen, aber naturgemäß haben die Träumer verloren. Danach? Das übliche Gebaren der Gewinner, die Deutungen, vor allem aber die Deutungshoheit. Die Talkshows? Das Prekariat soll sich auch mal überlegen fühlen dürfen, heute notwendiger denn je, zwecks Sedierung.
Was unter Umständen möglich gewesen wäre, wurde um der Euphorie willen aus der Hand gegeben; deine Bitterkeit, Magda, ist mehr als berechtigt. Doch die Chance ist dahin.
Also nochmal:
@ GerhardHM - "Wessen Geheimnisse sind's denn nun, die an wen verkauft werden sollen? Und wer fordert da wen auf zu diesem Handel?"
In der "sell your secrets" - Fassung (jetzt geändert)wären es jene, die uns übernommen haben, die die Forderung stellen.
In der ABBA-Form sagen sich die Bürger der Stadt selbst, dass es so ist.
Pity Cassandra that no one believed you
But then again you were lost from the start
Now we must suffer and sell our secrets
Bargain, playing smart, aching in our hearts
Arme Cassandra, weil niemand Dir glaubte
warst Du vom Anfang an verloren
wir müssen leiden und unsere Geheimnisse
verkaufen, dabei auch noch feilschen und das Herz tut uns weh.
Na ganz so wehleidig ist es nun nicht, es geht im Fall der deutschen Einheit eher darum, dass sich ein eigener Sieg, ein Triumph der Menschen auf der Straße irgendwie in ewas Unwesentliches verwandelt hat. Der Sieg scheint bei den anderen allein und nur noch deren Verdienste sind wesentlich.
Und - der Handel ist auch nicht aufgegangen . Die "verkauften" Geheimnisse sind wohlfeile Waffen geworden. Die einen waren zu selbstsicher und die anderen haben sich zu klein gemacht und sich eine Art von Sicherheit erkaufen wollen. So scheint es mir. Ich dachte damals, das ein so wohlgeordnetes Gemeinwesen wie die Bundesrepublik eine Garantie ist, wofür auch immer.
Na, herrlich jetzt legen wir hier noch 'ne richtige ABBA-Exegese hin. Das hat doch auch was hübsch-ironisches.
Große Deutungen der Geschichte wiederholen sich als Schlagertexte.
@ Lethe - "Die gesamte Wiedervereinigung teilt sich in zwei Sphären: das Missverständnis der Sehnsüchtigen und die ungeduldige Fressgier der Haie."
So sieht es aus. Danke für den Kommentar, der prägnant sagt, was mir wichtig war. Ganz bitter bin ich nicht, eher wirklich wütend.
Gruß
Dank für die Info. Welchen konkreten inhaltlichen Bezug hat jetzt dieses Foto zu Magdas Beitrag?
Hallo Magda,
Dank für die Sorgfalt mit der Sie noch einmal auf die Argumente eingehen.
Bei der "Neurose" hätte ich noch ein ;-) dahintersetzen sollen, weiter oben hatte "Goedzak" schon geschrieben Sie sollten auf Ihre Gesundheit achten.
@ Rapanui
"Propaganda bezeichnet einen absichtlichen und systematischen Versuch, Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zu steuern, zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten erwünschten Reaktion." Das ist zwar aus Wikipedia, erscheint mir jedoch schlüssig.
Mit dem Vorwurf der Propaganda unterstellen Sie mir, ich würde Ziele verfolgen anstatt hier meine Meinung zu posten. Das ist nicht akzeptabel. Ich räume ein, dass ich bei einigen Statements zu emotional geworden bin. Mit Propaganda hat das nichts zu tun. Ich halte es auch nicht für unredlich, pointiert zu argumentieren.
Und schließlich: Ich versuche nicht, Sie zu belehren; ich versuche mit Ihnen zu diskutieren. Sie müssen meine Meinung ja nicht teilen. Und es gibt auch in den Medien zahllose Diskussionen, in denen auch DDR - Bürger zu Wort kommen.
Und nochmal zur Sache:
Meine Grundauffassung ist folgende: Die individuelle Bewegungsfreiheit jedes Menschen ist ein hohes Gut. Die Funktion des Menschen als gesellschaftliches Wesen ändert daran nichts. Eine Gesellschaft / Regierung, die es nötig hat, ihre Bildungselite oder andere Personen mit Zwang im Land zu halten, ist unmenschlich. Der beabsichtigte Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft oder der angebliche Weltfrieden reicht nicht aus, um den Menschen diese Freiheit zu rauben, selbst wenn dies die Abwanderung von Bildungsträgern zur Folge hat. Ein gewagter Vergleich: Das deutsche Ärzte wegen der besseren Arbeitsbedingungen nach Skandinavien gehen, obwohl der deutsche Steuerzahler für ihr Studium bezahlt hat und gleichzeitig die ärztliche Versorgung in Deutschland in einigen Regionen nicht mehr gewährleistet ist, ist ärgerlich. Trotzdem würde es wohl niemandem einfallen, sie zwangsweise in Deutschland zu halten.
Ich stimme Ihnen dahingehend zu, dass die Mauer ein Mosaiksteinchen in einer hochkomplexen politischen Gemengelage war. Am Ende stand die glückliche Tatsache, dass aus dem Kalten Krieg kein heißer wurde. Ich gestehe der Mauer aber keine Schlüsselrolle zu, sondern allenfalls eine symbolische und insgesamt betrachtet überflüssige Nebenrolle zu. Insofern waren die Mauertoten aus meiner Sicht keine zum Erhalt des Friedens bedauernswerterweise erforderlichen Opfer. Sie starben bei dem Versuch, ein unveräußerliches Menschenrecht wahrzunehmen.
Erlauben Sie mir noch eine Frage. Sie schreiben, Sie hätten persönlich an Wohlstand und Freiheit gewonnen. Warum setzen Sie das Wort "Freiheit" in Anführungszeichen?
...F.T. - Sie sind so ein bischen für die politische Bildung zuständig?
@ apatit - Ja, für eine ausgewogene Sicht sorgt Herr Teich mit seinen Infosplittern.
Damit es nicht in Diktaturverherrlichung ausartet. :-)
Aber ich diskutiere nicht mit ihm, ich gebe ihm vorbeugend immer Recht.
"what happened to our love?"
@ hibou - Oh, is it another ABBA-title ore a real question honey.
I suggest S.O.S.
Here we go:
Ergänzung:
stand nich die Frage der deutschen Einheit der anstehenden Einheit Europas im Flaschenhals wie ein Sektkorken?
Kam von daher die Euphorie als der Sektkorken am 09. November 1989 in den europäischen Himmel knallte?
tschüss
JP
Ergänzung:
stand nich die Frage der deutschen Einheit der anstehenden Einheit Europas im Flaschenhals wie ein Sektkorken?
Kam von daher die Euphorie als der Sektkorken am 09. November 1989 in den europäischen Himmel knallte?
tschüss
JP
Nachdem das SED-Regime abgetreten und das Herrschaftssystem in sich zusammengefallen war, hatte ich (Wessi) die große Hoffnung, dass dort etwas ganz Neues entstehen könnte: eine soziale Demokratie (oder demokratischer Sozalismus) im besten Sinne der Worte - mit Spenden und zinslosen langfristigen Krediten aus dem Westen unterstützt. War nicht und konnte auch aus vielerlei Gründen nicht sein. Das war m.E. aber keine wirkliche Niederlage der Demokraten und ehrlichen Sozialisten – immerhin wurde eine Diktatur gestürzt. Und es geht doch weiter.... oder sind die Sehnsüchte vergessen? M.E. wäre es hifreich, von diesen Sehnsüchten zu erfahren – als Inspiration für rat-und phantasielose „Wessis“ und als Erinnerungshilfe für enttäuschte „Ossis“..
Auch hört man m.E. zu wenig über den Moment, als die Staatsmacht aus den Köpfen wich.
mcmac hat es sehr schön rübergebracht:
„Ein Mal, ein einziges Mal, sehr kurz, viel zu kurz habe ich gespürt, was wirkliche Freiheit bedeuten kann. Ein unbekanntes, beglückendes Gefühl der Schwerelosigkeit trotz allem. Das war vor knapp 21 Jahren, im November, 5 Tage bevor die Mauer fiel, am 4. November 1989 auf dem Berliner Alexanderplatz.
Davon gekostet zu haben, zu wissen, wie das schmeckt, schmecken kann, vergisst man nie. Und selbstverständlich ist man augenblicklich süchtig danach. Diese sinnliche Erfahrung der Abwesenheit von Untertanengeist .....“
..und Magda:
„......jetzt muss was Neues entstehen. Es war, als fiele alles von einem ab. Und - auch in der Arbeit - Du konntest schreiben, was Du dachtest, und es gab eine Weile nicht mal einen richtigen Chefredakteur.“
M.E. können die Sehnsüchte und Erfahrungen der Ex-DDRler den erneuerungswilligen Bürgern Mut machen.
Sehr schön der Blogbeitrag von mcmac.
Ja, eine demokratisch sozialistisch runderneuerte DDR wäre interessant gewesen, und eine Alternative zum Hinziehen für linke BRD-Bürger. Analog zum Motto des deutschen Grundgesetzes, §20: "Die Deutsche Demokratische Republik ist ein demokratischer und sozialer Bundesstaat". Die heutige BRD, die immer weniger mit ihrem eigenen Grundgesetz zu tun hat, hängt mir nämlich beim Hals heraus.
Wobei eine Ochlokratie eigentlich deprimierender ist als eine Diktatur, denn da kann man reellerweise darauf hoffen, dass die Verhältnisse besser werden, wenn das jeweilige Regime abgesetzt wird. Metaphorisch wird man in der BRD weniger von großen Haien verschlungen, sondern öfter von einer Masse Piranhas abgefieselt.
Es ist frustrierend, wie seitens der Regierenden der verschiedenen Ebenen die demokratischen und sozialen Errungenschaften seit dem 19. Jahrhundert nach und nach zurückgefahren werden, und die brachialkapitalistischen Profiteure sich bereichern. Aber den Kopf lasse ich trotzdem nicht hängen. Ich habe meine Überzeugungen, meine linksalternativen (als Gegenstück zum Neokonservatismus und Neoliberalismus) und neuerdings auch meine universalistischen (als Gegenstück zur christlich-abendländischen Rabulistik bayerischer Couleur).
ich bezweifele nicht, dass die Begeisterung echt war, zumindest seitens der vielen. Ob es aber tatsächlich der Geschmack der Freiheit war, der die Menschen jubeln ließ oder doch nur ein massenpsychologisches Phänomen, darf angesichts seiner Ergebnisse für hinterfragbar gelten, allem subjektiven Empfinden zum Trotz
Ergänzt: Das auch zu Fro seinem Kommentar vom 14.08.2010 um 20:13
Leute im Osten aber kommen seltener vor und das macht mich langsam aber sicher ganz wütend und krank.
>>
Magda haben Sie vielen Dank für diesen Artikel !
Zum erstenmal bedaure ich nicht professionell schreiben zu können.
Jetzt bleibe ich dem Blog treu in der Hoffnung es gibt noch mehr
Blogger die so schreiben können.
Wie schade das die "kalten Krieger" und Sieger so "laut" in
der Öffentlichkeit sind und dadurch eine ganze Generation die
Chance für ein neues Deutschland verspielt wird. Ich träume von
einem "runden Tisch" an dem Wessis und Ossis sitzen und ohne
Parteipolitik unsere Gesellschaft gestalten.
Hallo hansi,
sehr herzlichen Dank. Dieser Beitrag muss einen Nerv getroffen haben, denn das Echo ist die ganze Zeit zwar hin und wieder streitbar, aber insgesamt positiv.
Was mich aufregt ist, dass alle die Zuschreibungen und Vorurteile - wie es scheint - ganz willkommen in der gegenwärtigen Situation zu sein scheinen. Das lenkt ab von den sozialen Verwerfungen hierzulande.
Ein neuer "runder Tisch" - das wäre schön. Andererseits - es gibt ja viele Aktivitäten. Ich selbst war mal eine Weile in der Frauenbrücke OST-West zugange.
www.frauenbruecke-ost-west.de/index2.html
Aber, das hat sich für meine Begriffe zu sehr formalisiert.
Am Ende geht es doch immer wieder persönlich oder auch - wie hier beim Freitag - im Community-Kontakt.
Ich habe mich auf jeden Fall sehr gefreut über Ihre Ermutigung .
Apropos: Wenn Sie die Freitag-Community verfolgen, werden Sie tatsächlich noch mehr sehr interessante Blogs finden. Es lohnt sich auf jeden Fall .
(So jetzt habe ich auch noch was für die Allgemeinheit getan :-)))))
Gruß Magda
Runde Tische und Hoffnungen auf ein "neues Deutschland" sind Illusionen. Es ist so, wie es unter den gegebenen Umständen sein muss. Keiner (jedenfalls keiner von den relevanten Akteuren dieser Republik) sagt, was er wirklich meint. Aber jeder verfolgt seine Interessen.
"Wir sind das Volk" war tatsächlich revolutionär und konnte nur aus einer sozialistisch 'sozialisierten' Masse kommen. "Wir sind EIN Volk" war im Osten eine Illusion, nicht wegen der Ost-West-, sondern wegen der Oben-Unten-Divergenzen, und im Westen blanke Demagogie.
Ohne die Mauer, wie ich sie oben dargestellt habe, würden wir von Millionen Opfern reden, mal abgesehn davon, dass wir das gar nicht mehr könnten.
>>
Das wissen wir ja nicht. Tatsache ist jedenfalls, dass die DDR-Armee gleichwohl 7 Tage in der Woche rund um die Uhr in Alarmbereitschaft war, was sie einiges kostete. So hat es mir ein ehemaliger DDR-Offizier erklaert. Und ich wuesste auch nicht, warum eine zivilere Grenze besagte Folgen gehabt haette. Vielleicht wird dem Westen hier auch mehr Kriegsbereitschaft angedichtet als vorhanden. An dem verlorenen Krieg haette eine offene Grenze nichts geaendert. Siehe auch die oben etwas deplazierte Neuss-Szene ("Wir Friedenskaempfer ...").
Sie sind so ein bischen für die politische Bildung zuständig?
>>
Noe. Ich aergere mich nur, wenn ich was ganz falsch finde.
" Wir sind ein Volk " = wurde bestimmt nicht im Osten kreiert! Richtig!!!
Es wird wohl zu viel psychologisiert. Es gibt auch einfache Dummheit, historische Chancen etc. Und oft weiss man vorher nie, was rauskommt.
Fuer mich war das Erstaunlichste, wie sich die DDR-Verlage ueber den Tisch ziehen liessen, worueber es ein dickes Buch gibt mit einer Luecke. Als die West-Verlage kamen und behaupteten, sie haetten jetzt das Copyright fuer ganz Deutschland, wurde ihnen sofort geglaubt. Und viele schoene Buecher, die man gut haette weiterdrucken und verkaufen koennen, wurden einfach eingestampft.
im Westen blanke Demagogie.
>>
Nicht ganz! Willy Brand zum Beispiel hat es ernstgemeint und gesagt, was interessierten ihn die Saarlaender, die Mecklenburger waeren ihm viel wichtiger. Und so ging und geht es vielen.
nicht im Osten kreiert! Richtig!!!
>>
ist das denn wichtig?
Damit es nicht in Diktaturverherrlichung ausartet. :-)
>>
Eine gewisse Sorte allgemeiner Bloedheit nervt mich mehr. Alles was auf Verschwendung politischer Energie hinauslaeuft, Froschmaeusekriege usw.
@ Fritz Teich "Noe. Ich aergere mich nur, wenn ich was ganz falsch finde."
Nicht alles,was Sie falsch finden, ist auch falsch .
"Eine gewisse Sorte allgemeiner Bloedheit nervt mich mehr."
Mich auch, deshalb halte ich mich Ihnen gegenüber ja immer zurück, weil die Debatten immer ins Sinnlose führen.
@goedzag:Runde Tische und Hoffnungen auf ein "neues Deutschland" sind Illusionen. Es ist so, wie es unter den gegebenen Umständen sein muss."
Da haben sie recht ! Leider !
Schön das sich Leute wie Magda sich dennoch in Projekt wie "Frauen-
brücke... angagieren.
Gibt es sowas auch für Nichtfrauen??
"Nicht ganz! Willy Brand zum Beispiel hat es ernstgemeint und gesagt, was interessierten ihn die Saarlaender, die Mecklenburger waeren ihm viel wichtiger."
Was das mit dem Spruch "Wir sind ein Volk" zu tun hat, ist mir restlos schleierhaft.
Logik ist bei Ihnen immer ein bisschen abwesend.
Offensichtlich finden Sie nur die Leute aus dem Osten erwähnenswert, wenn sie im Gefängnis waren. Genau das aber moniere ich. Sie sollten auch lesen, was als Eingangsbeitrag steht.
Über Repression in der DDR wird reichlichst gesprochen, niemand widerspricht dem und Sie wollen die Aufmerksamkeit allein darauf lenken. Das ist ganz sinnlos,weil ich - s.obiger Beitrag - das weiß und die Ostbürger generell wohl auch. Was Sie also sagen wollen ist - wie immer - gar nichts. Nichts Neues, jedenfalls. Warum, weiß ich nicht.
www.ost-west-forum.de/index.php?option=com_content=view=106=78
Hier ist das Ost-West-Forum. Aber ich finde es - ehrlich gesagt - bei aller guten Absicht - ein bisschen "gutsherrlich."
Und - wie es jetzt auf der Website aussieht, sind die Aktivitäten etwas erlahmt oder werden neu gebündelt.
@Magda, danke für den Link das ist nach oberflächlischen lesen,
nicht so mein Ding.
Ich meine mehr so das Gespräch zwischen Ost-West so in diesem
Sinne : www.christian-sichler.homepage.t-online.de/essay.htm
so als Ausgangspunkt einer steten Diskussion : Vergleisch DDR/BRD
bis 89 und schlussfolgernd wie heut in Deutschland weiter !
Hallo Wikinger,
ich lasse das jetzt mal mit dem Rechten über die Formulierungen "oszön" und "unredlich", das bringt nix.
Wie ich mühen Sie sich redlich um eine Stellung zum Thema "Mauer" und es scheint mir glaubhaft, wie Sie das tun.
Die Methode meiner Argumentation, so auch hier, sieht ungefähr so aus, ich versuche wirtschaftliche, politische, militärische, historische, ideologische,... Fakten zu beschreiben. Vor diesem Hintergrund beschreibe ich die persönlichen Optionen der Menschen. Wie man auch in diesem Forum lesen kann, sind die unendlich... Lediglich statistisch kann ich beschreiben, in welchem Umfang bestimmte typische Verhaltensmuster aufgetreten sind. Mein persönliches Verhalten beschreibe ich hier nur unscharf.
Wenn es mir erlaubt ist, es zu beschreiben, nehme ich Ihre Methode so war: Sie haben bestimmte idealistische, durchaus redliche Vorstellungen und übertragen diese in einem ein- bis zweistufigen Bewertungsprozess auf komplexe Zusammenhänge. Ich respektiere das und freue mich, dass immer wieder ein Blick des reinen Herzens auch mein eigenes Verhalten kritisch beleuchtet.
>>>>>Der beabsichtigte Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft oder der angebliche Weltfrieden reicht nicht aus, um den Menschen diese Freiheit zu rauben, selbst wenn dies die Abwanderung von Bildungsträgern zur Folge hat.>>>>>
Erst Sozialismus ermöglicht die Freiheit der Menschen und den Weltfrieden. Eine Freiheit ohne Sozialismus kann ich nur in Anführungszeichen schreiben. Wenn Sie der Meinung zuneigen "Freiheit oder Sozialismus" haben wir ein starkes Verständigungsproblem, weil wir die Begriffe "Freiheit" und "Sozialismus" völlig verschieden benutzen.
Die "Mauer" war für mich als Sozialisten Hoffnung und Schmerz in einem. Einerseits gab sie mir die Möglichkeit, daran zu glauben, dass es einen Raum gab, in welchem der Sozialismus eine reale Chance bekommt, andererseits zeigte die "Mauer", dass viele und zum Ende der DDR hin, wohl die meisten Menschen, gezwungen werden mussten im Sozialismus zu leben. Dieser Widerspruch zwischen dem eigenen Anspruch an den Sozialismus und dem Zwang ihn durchzusetzen, führten zum Zusammenbruch und widerstandslosen Aufgeben des Sozialismus in der DDR.
Diese Wahrheit zu akzeptieren ist unumgänglich. Die Auswirkungen für die Idee des Sozialismus sind historisch zu nennen. Meine Unsicherheit ist bis zum heutigen Tag sehr groß, ... Aber für das Nachdenken ist Unsicherheit sehr zu empfehlen. Weite Teile der alten Bundesrepublik leben in großer Sicherheit.
Ja.
Lieber Rapanui,
vielen Dank zunächst, dass Sie mir ein "reines Herz" zugestehen. Würden Sie mich genauer kennen, fürchte ich würden Sie das nicht tun :) Ich würde mich eher als Pragmatiker bezeichnen. Ich argumentiere nicht auf Basis theoretischer Abhandlungen oder ideologischer Überzeugungen, da fehlt mir in der Tat die Grundlage. Ich habe im Laufe der Zeit im In- und Ausland (auch bei Besuchen in der DDR; insbesondere beim stets wenig erfreulichen Grenzübertritt...) Erfahrungen gesammelt, die schließlich zu meiner jetzigen Sicht der Dinge geführt haben. Kein Anspruch auf allumfassende Richtigkeit.
Ich habe schon mit vielen Menschen, die sich als Sozialisten bezeichnen diskutiert; wie Sie sich denken können, meistens kontrovers. Sie sind der Erste, der das System der DDR als Sozialismus bezeichnet. Die meisten Sozialisten, die ich bislang getroffen habe, behaupteten, das wäre kein wirklicher Sozialismus gewesen, weil sich Sozialismus niemals auf Zwang, Mauer oder Unterdrückung gründen lässt. Nun bin ich kein Theoretiker; ich habe die einschlägige Literatur nicht studiert. Wenn ich mir die Länder, in denen "sozialistische" Regierungen herrschen / herrschten, so aus der Ferne ansehe, erscheinen mir die Lebensverhältnisse allerdings durchgängig als weniger erstrebenswert (materiell und politisch), als sie in freiheitlichen Ländern mit sozialer Marktwirtschaft sind, bei allen Schwächen und Fehlern, die auch hier vorherrschen. Ich denke auch, dass hier der eigentliche Grund für den Zusammenbruch des Sozialismus in Europa liegt. Die Menschen streben in der Masse nach individuellem Wohlstand und nur in zweiter Linie nach gesellschaftlichem. Ich behaupte: Auch die in unserem Land individuell Benachteiligten, die heute "sozialistisch" wählen, würden dies nicht mehr tun, wenn sie erst den Hebel zum individuellen Wohlstand gefunden hätten.
Sie schreiben: "Erst Sozialismus ermöglicht die Freiheit der Menschen und den Weltfrieden." Wir haben offensichtlich tatsächlich sehr unterschiedliche Vorstellungen von Freiheit und Sozialismus. Mir fallen da Formulierungen wie die von Castro ("Sozialismus oder den Tod") ein, die ich nicht mit meiner Vorstellung von Freiheit, Pluralismus und Demokratie vereinbaren kann. Es fällt mir überhaupt schwer, mich als einen " - isten" zu bezeichnen, weil ich fürchte, das eine solche Selbstdefinition mich in der kritischen aber gleichzeitig offenen Auseinandersetzung mit Argumenten unterschiedlichster Art behindern würde.
Sie haben Recht wenn Sie schreiben: "Weite Teile der alten Bundesrepublik leben in großer Sicherheit." Ich glaube, die meisten Menschen in den "neuen" Ländern, haben sich dieser Sicherheit angeschlossen und wollen keinen Weg zurück; auch nicht die halbe Strecke. Sie sind mit der 80 % - Lösung zufrieden, weil sie wissen, dass sie das 100 % perfekte System nicht erreichen können und dass das Streben danach die Gefahr birgt, in ein 20 % System zurückzufallen. Oder in Schulnoten ausgedrückt: Lieber eine 2 - als sich im Streben nach der 1 im Thema verzettelt und eine 6 kassiert. Wenn Sie jetzt sagen, dass wäre keine besonders akademische Argumentation, haben Sie sicherlich Recht. Aber realistisch ist sie schon.
...aber 1000 * besser als die " Bröselmeier " - Talkrunden im TV!
Ich glaube, auf der Seite war ich auch schon mal. Sehr ausführlicher Text.
Hier ein Link zu einem Interview mit Peter Michael Diestel. Der äußert sich in vielem respektlos und völlig neben der "offiziellen" Spur.
Kann ich nur empfehlen.
www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2534809
Die simple Refelxion, daß, gegen geographische Logik angenommen, die Russen hätten im Westteil die DDR errichtet, es sicher ziemlich ähnlich gelaufen wäre, bekommen viele Westdeutsche, Meister darin, sich selbst und anderen die Taschen voll zu lügen, nicht so leicht hin.
FG
Hallo Wikinger,
es freut mich, dass Sie meinen Satz vom "reinen Herzen" erneut mit reinem Herzen aufgenommen haben.
Die Argumentation, dass der Sozialismus in der DDR "kein richtiger Sozialismus" war, ist zum Beispiel: feige oder auch: billig. Natürlich war das Sozialismus, so wie er mit seinen Methoden, seiner Denkweise, den weltpolitischen Konstellationen und den materiellen Voraussetzungen praktiziert wurde. Nur in dem ich diesen Sozialismus, dessen Niederlage und deren Ursache annehme, verinnerliche und daraus lerne kann ich verarbeiten was geschah. Diesen Horizont der Vergangenheitsbewältigung gibt es in der westdeutschen Gesellschaft gar nicht, der ist dem überwiegenden Teil gar nicht denkbar. Die selbstzufriedene Sicherheit verhindert das Denken.
Meine Motivation für den Sozialismus entsteht doch nicht daraus, dass ich in einer Art sozialistischen Revanchismus hoffe, dass die gute alte DaDaeR (Wenzel) wiederkommt. Die Ausplünderung der Menschen und der Natur, die Dummheit der Massenmedien, der Glauben an das Geld, die massenhafte lächerliche Selbstinszenierung und vorallem der Einsatz militärischer Gewalt sind für mich so abstoßend, dass dies genug Motivation ist, über die Ursachen nachzudenken und nach Alternativen zu suchen. Und wie schon gesagt: ich bin sehr verunsichert, aber wie immer optimistisch und auf der Suche.
Die tumbe Weise in der mir durch die üblichen Medien erklärt wird, wie es in der DDR war und wie herrlich die Erlösung, eben diese "hängen mir zum Halse raus".
Liebe Magda,
da hast du vieles auf den Punkt gebracht. Danke dafür.Dieses ständige Umdeuten, Verdrehen und Lügen ist ja gewollt.Es ist kein Zufall. Je mehr sich die Bundesrepublik vom Sozialstaatsgebot verabschiedet und dem angelsächsischen Raubtierkapitalismus hingibt, ist es nur logisch, die vergangene DDR undifferenziert als Hort der Unmenschlichkeit und Knechtschaft darzustellen.
Und doch, liebe Magda: Vielen Ostdeutschen ist nicht aus der Sicht der Bibel ein "ertragenes Land" , sondern eben aus der Sicht von Marx eine Sozialutopie verlorengegangen. Das ist die Hölle, erst recht, wenn man das Handeln dieser schwarz-gelben Clique, die sich unsere Regierung nennt, tagtäglich ertragen muss. Da passt alles, was du geschrieben hast gut dazu.
"Vielen Ostdeutschen ist nicht aus der Sicht der Bibel ein "ertragenes Land" , sondern eben aus der Sicht von Marx eine Sozialutopie verlorengegangen."
Also bei mir war es wirklich ein damals "ertragenes" Land, das heute in ein dämonisches Reich verwandelt wird.
Eine Sozialutopie war es damals, wie ich denke, nur noch für Wenige. Aber auch das erschreckt offensichtlich die heute Definitionsmächtigen so sehr, dass sie gar nicht aufhören können, neue Schwärze drüber zu gießen.
Danke fürs Lesen
chaosradio.ccc.de/cre160.html
Die Deutsche Demokratische Republik ist jetzt bald seit 20 Jahren Vergangenheit und Dinge geraten in Vergessenheit. Im Gespräch mit Tim Pritlove versuchen Frank Rieger und Martin Schramm das Gefühl, DDR-Bürger zu sein, wieder in Erinnerung zu rufen und zu erklären, worin sich das Leben im Osten vom Westen unterschieden hat.
Themen: Agitatoren in der Schule, Altstoffsammlung (Crowdsourcing), Verkehr, Gemeinschaftsumschalter, Notizblöcke an der Tür (Anrufbeantworter aus Papier), Privatwirtschaft und das Verhältnis zur Gesellschaft, Bezahlen im Nahverkehr, Platzierung im Restaurant, Motivation und Frustration, Kreativität durch Mangel, Polytechnischer Unterricht, Computer in der DDR, Ausbildung Studium, Stasi und ihr Realitätsbezug, der Beginn des Niedergangs, die Wende.
Hallo mh,
ich bin eigentlich auch keine, die andauernd rückwärts guckt und solche Sendungen sind mir auch nicht so das bedeutende Ding.
Meine Maulerei geht ja eigentlich mehr dahin, dass einem dauernd die DDR erklärt wird und zwar mit den Begriffen, die jetzt dafür anzuwenden gültig sind. Kein DDR-Gebrauch ohne die Zuschreibung "Unrechtsstaat".
Ich will sie gar nicht in Erinnerung rufen. Ich bin nicht DDR-nostalgisch. Ich weiß - s. o. - wie der ganze Laden gelaufen ist.
Die wirklichen DDR-Freaks sind neuerdings Leute aus dem Westen, die erkannt haben, was für ein Aufregungspotential man damit generieren kann. Und wie sehr man die eigene Befreiungsleistung beweihräuchern kann, wenn man immer und immer wieder darauf hinweist, wie beschissen die DDR war.
Bittschön. Ich weiß - auch s.o. wie das alles war.
GRuß
das wars ja eben nicht... es war einer der angenehmen talks, fernab der idiologisch geprägten veröffentlichungen, die du ja gefordert hast. :P
und ob es sich nun speziell an dich richtete... ich wage es zu bezweifeln. ^^
mfg
mh
"und ob es sich nun speziell an dich richtete... ich wage es zu bezweifeln."
Es richtete sich nicht an mich? Sauerei. Das ist ja alles viel schlimmer, als ich dachte. :-)))))))
Es gibt schon hübsche ironische Herangehensweisen, ganz unbestritten.
Magda, vielen Dank für diesen Beitrag! Tja, so war das wohl und was ich in den letzten 50 Jahren, überwiegend im Tal der Ahnungslosen, davor und danach erlebt habe, das war ähnlich.
Interessant finde ich die Konjunktur der "DDR- Deutung-Talk-Runden". Wenn dann der " Zeitzeuge", der Widerstandskämpfer, vorgeführt wird, Fotos vom freiheitsliebenden, aber frührevolutionären Rauschebart am FKK in Ahrenshoop gezeigt werden, wie er gerade das Ormig-Flugblatt entwirft und dann von der Unfreiheit in der "sogenannten DDR" milde, aber mit betroffenen Gesicht, gesprochen wird, ist der Augenblick, wo mir das Kotzen kommt. Wer denkt denn, dass die Normalos bei den Schreiberlingen nicht auch gern in den Westen verreist wären und ihre Bücher gegen Westgeld verkloppt hätten?
Maxi S.