Festtagsreden

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Die – auch heute noch – persönlich vorhandene - reine Freude über den Mauerfall vor fast 20 Jahren, auch die erinnerte Erleichterung darüber, dass alles so unblutig verlief, obwohl der reine Dilettantismus am Werke war, sie wird einem durch das triumphalistische Gekakel der politischen Klasse restlos versaut und verdorben.


Gängige Allerweltsansprachen rechnen die Maueropfer neu aus, natürlich spricht niemand darüber, wie viele Leute ohne Grenzverletzung, per – zugegeben von Schikanen begleitetem - Ausreisebegehren in den Westen gelangt sind. Es waren 500.000 insgesamt Wie viele Reisen in den 80ern ohne Schikanen bewilligt wurden.

Auch das ist alles kein Ruhmesblatt in der DDR-Geschichte, aber es macht deutlich, dass es Wege nach draußen gab.


Ganz besonders verbiesterte Aufklärer wenden sich mit hohem Pathos gegen eine Ostalgie, die überhaupt im Zuge des Kapitalismus nur einen Sinn macht, gegen den Verkauf von angeblichen Original-Ost-Souvenirs. Öffentlichkeitswirksame Finanznot und immer mehr Gesslerhüte, die zu grüßen sind.


In der DDR hat der Einzelne nichts gezählt, sagt ein Festredner. Und ein anderer bestallter Verwalter des Unrechts und Definitionsmeister verkündet, dass es ohnehin in der ganzen DDR nur einen Einzelnen gibt, den er respektiert: Wolf Biermann. So gleicht sich alles aus, auch, wenn es um die Verteilung von Logik geht.

Mir kommt das alte Kampflied in den Sinn: „Auf Dich kommt es an, auf uns alle.“

Stimmt, stimmt, auch das nicht eingelöst, aber – es wurde, wie in dieser Gesellschaft auch - mal drüber gesprochen.

Freitags-Blogger Zhou er ge hat den interessanten Satz eines Schulfreundes kolportiert, der mir immer wieder in den Sinn kommt in diesen Tagen. Ich leihe ihn mir mal aus: „Es reicht nicht, dass ich gewinne, der andere muss auch verlieren!“ So siehts aus. So kommt mir das alles vor oder wie der Spiegel-Autor Osang schrieb: Er geht nicht hin zu den Feierlichkeiten, er kennt ohnehin niemanden

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden