Geheime Propagandasachen

CIA Das ist schon verrückt. Die meisten Dinge sind bekannt und müssen trotzdem regelmäßig wieder enthüllt werden, wie es scheint.

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Geheime Propagandasachen

Foto: AFP/Getty Images/Saul Loeb

Ein solches “Ding” z. B. ist folgende Tatsache: Die Central Intelligence Agency (CIA) nimmt weltweit Einfluss: Auf die Politik vor allem, aber auch auf die Kultur. Schon immer und schon immer unter Einsatz enormer Ressourcen.

Dass die Organisation dabei auf eine würdige Tradition zurückblicken kann, fiel mir auf, als ich dieser Tage mal im Netz kramte und einen Beitrag zutage förderte, der schon bei der Erstsendung ziemlich sensationell war. Eine hervorragende Dokumentation zum Thema "Kulturkampf" durch die CIA. Hans-Rüdiger Minow - CIA und der Kongress für kulturelle Freiheit

Vom heißen zum eiskalten Krieg

Es begann nach dem II. Weltkrieg, der nach sehr kurzer Zeit eiskalt geworden war. Es galt unbedingt, den Kommunismus, den Einfluss der stalinschen Sowjetunion in die Schranken zu weisen.

Dafür vor allem war sie da - die Geheimorganisation, über deren Ausmaß immer mal wieder Erstaunen herrscht bevor die nächste Enthüllung über das finstere Treiben östlicher Geheimdienste dazu beitragen soll, dieses Staunen ein bisschen zu relativieren.

Gegründet im Westberliner "Titania"-Palast

Der CIA-gesteuerte “Kongress für kulturelle Freiheit” - gegründet 1950 im Westberliner “Titania-Palast” - hatte seinen Sitz in Paris, residierte aber mit hohem Aufwand in vielen wichtigen westeuropäischen Haupstädten.

Es ging darum, die Intellektuellen, die auch durchaus linksliberal sein konnten oder sogar USA-kritisch, in ihrer Haltung so zu steuern, dass sie nicht zu weit in die “linke Ecke” gerieten. Also suchte man Personen, die im Auftrag der CIA Einfluss nehmen und vor allem Mitstreiter ansprechen konnten. Einer von ihnen war ein gewisser Caspar Witsch, Mitinhaber des Verlages Kiepenheuer und Witsch. Zu seinen Autoren gehörte z. B. Heinrich Boell, der aber erst später in diesem Rahmen auch eine Funktion übernahm. Ob er wusste, wer da zugange war, ist nicht bekannt.

Mitarbeiten sollten sie alle in diesem Kongress, der Millionen einsetzte, um die Stimmung im Sinne der USA zu beeinflussen. Heftige und böse Anwürfe gegen einen zu “linkslastigen” Philosophen wie Jean Paul Sartre und seine Gefährtin Simone de Beauvoir z. B. gingen von der Zeitschrift “Preuve” aus, die von Raymond Aron redigiert wurde, der ein Mann der CIA war und - entsprechend - “Preuve” voll finanziert durch die Kulturstiftung.

In Italien war der berühmte Schriftsteller wie Ignazio Silone die Einflussperson der CIA. Er bekämpfte seinen Schriftstellerkollegen Alberto Moravia, den die Sowjetunion unterstützte mit Hilfe der CIA-Verbindungen.

In Deutschland waren es die Intellektuellen um die Zeitschrift “Der Monat” in Westberlin, die von der CIA gesponsort wurden. Die CIA in Westberlin warb Agenten an, finanzierte Terroraktionen gegen die DDR auch Sabotageakte mit Inkaufnahme von Todesopfern. Westberlin war damals ein Eldorado der Geheimdienste.

Aber man agierte auch weltweit und initiierte eine Diffamierungskampagne gegen Pablo Neruda, der als Nobelpreisanwärter galt.

Die CIA war kulturell interessiert an der Förderung der Avantgarde in Europa. Seltsamerweise ging man mit Künstlern im eigenen Land nicht so liberal um, die McCarthy-Zeit begann.

So wurde Thomas Mann als ein Feind der westlichen Moderne verunglimpft und seine Teilnahme an einem Kongress in Europa verhindert.

Und weil das Ganze ja auch eine prima Arbeitsbeschaffungsmaßnahme war, ging es immer weiter. Nicht nur in Westeuropa und im Osten auch in den USA selbst knüpfte sich das Verbindungsnetz zur CIA immer enger.

Im Jahr 1977 recherchierte der berühmte Carl Bernstein (“Watergate-Enthüllungen) wieviel Journalisten seines Landes Verbindungen zur CIA haben. Er kam auf 400. Ist das viel in diesem Lande? Ich weiß es nicht, aber sie werden wohl nicht im Heimatanzeiger von Nashville gearbeitet haben. The CIA and The Media

Auch in der DDR agierte die CIA

Wenn man - wie ich - aus dem "Osten" kommt, dann stellen sich noch andere Überlegungen ein. Die CIA war auch in der DDR heftig zugange. Nicht nur Rainer Eppelmann war einer, der CIA-Verbindungen hatte. Kreuzgefährlich war es, sich mit ihnen einzulassen.

Aus der Sicht mancher der DDR-Dissidenten aber bedeutete das möglicherweise auch Unterstützung, Aufmerksamkeit im Westen. Es war eine Frage der Position und der Überzeugungen damals, ob und wie das gerechtfertigt wurde. Aus meiner Sicht jedenfalls sprach diese CIA-Verbindung nicht für Eppelmann.

Im Jahr 1974 fing das mediale Getöse um Alexander Solshenizin an, der endlich in den Westen ausreisen konnte, zu Heinrich Boell. Dass das eine Propaganda-Schlacht war, in der die USA - mittels welches Instruments auch immer - da mitmischten,war auch schon damals mehr als deutlich. Auch auf der anderen Seite wurde nicht mit dem Glacéhandschuh gearbeitet. Daran muss man auch erinnern.

Wie das heute bewertet und eingeschätzt wird, hängt davon ab, wie man damals positioniert war. Einflussnahme, Kontrolle und "Lenkung" der Kunst und Kultur. Das hatte - wie alles in Deutschland - seine zwei Seiten.

Auf der einen: Die Grenzen des eigenen politischen Systems, in denen es auch immer wieder massive und kontrollierende Eingriffe in die Literatur und Kunst gab und die manchen Künstler und Kulturschaffenden an den Rand der Selbstzerstörung brachten oder in den Westen trieben.

Und auf der anderen Seite, wenn die gewechselt waren: Die Argumente westlicher Freunde, die dem Ankömmling gleich erklärten wie mies und manipuliert sie auch hier sind.

So blieben manche der “Gegangenen” auch im Westen erneut "fremd". Denn dort saßen jene,die ihnen erklären wie es im Westen läuft und gleich, wenn sie schon mal dabei waren, wie es im Osten läuft.

Und dieser Tage rotiert die Meinungsmaschine hierzulande und anderswo. Einflussnahmen an allen Ecken. Heute morgen befragte Deutschlandradio-Moderatorin Bettina Klein den ehemaligen USA-Botschafter in Deutschland, John C. Kornblum unter anderem auch zur EU und den Sanktionen gegen Putin. http://www.deutschlandfunk.de/gaza-offensive-man-kann-die-sture-israelische-politik.694.de.html?dram:article_id=292974

Hier ein Ausschnitt:

Klein: Es hat aufseiten der Vereinigten Staaten wohl auch große Verärgerung - zumindest hinter den Kulissen - über die Europäer gegeben, die sich beim Thema Sanktionen aus Sicht der US-Regierung da zu langsam und zu zögerlich verhalten hätten. Das ist damit jetzt auch erledigt?

Kornblum: Nehme ich an. Ich meine, wir sind immer frustriert mit den Europäern, aber im Endeffekt, wenn man lange genug redet und offen genug debattiert, dann kommt man immer zu einem guten Ergebnis.

Es muss auch nicht immer die CIA sein,die da zu Werke geht. Manchmal genügt auch die Methode: Steter Tropfen …

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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