Gehen - Gedenken - Belehrung

Alltag In Berlin wird immer mal wieder ein Verkehrschaos beklagt. Aber meistens kommt man ganz gut durch und "erfährt" viel beim Fahren und Wandern.

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Dass Berlin im Verkehrschaos zu versinken droht, wird zwar warnend berichtet, aber meist hat man Glück und das Chaos ist gerade dort auf Tournee, wo man selbst gerade nicht ist.

Ich war kürzlich vormittags in Alt-Moabit unterwegs. Und ich kam – wie immer – prima zum Westhafen, wo ich von der Puttlitzbrücke aus meinen morgendlichen Rundgang begann. Ich bin in letzter Zeit ziemlich rastlos. Aber ich fühle mich damit in einem seltsamen Einklang mit dem Zeitgeist, seit ich einen ganz bekannten Autor gelesen habe, der behauptet, er könne überhaupt nur denken, wenn er sich bewege und sobald er still stehe, stünden auch seine Gedanken still. Na, so absolut ist das nicht bei mir aber ich habe zumindest, wenn ich so zugange bin, die Illusion, mir ginge viel durch den Kopf. Wenn ich dann zu Hause ankomme, ist das alles schon wieder ins Unerhebliche entschwunden. Es ist halt eine Illusion.

Egal. Diesmal also bin ich am Hauptbahnhof gelandet, vorbei an der Moabiter JVA, die wie eine Festung an der Straße steht.

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Von dort ist es nicht mehr weit zum neuen Hauptbahnhof.

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An einem Stromkasten hatte sich ein junges Roma-Mädchen mit ihrem

Sammelbecher niedergelassen. Ich gab ihr ein paar Münzen und wurde am Straßenrand von einem älteren Herrn – angetan mit urlaubspassenden Caprihosen und buntem Hemd - belehrt. Ob ich wüsste, dass diese Gelder von anderen – dem Boss oder dem Chef des Clans - gesammelt würden, er hätte einen Bekannten, der ihm das mal verklickert habe. Der sei dabei gewesen, als sie an der Lotto-Annahmestelle am Alexanderplatz das ganze Geld zusammengetragen hätten. Also – ich hätte nichts davon, wenn ich mein Geld verschwende. Der Welteklärer sah dabei selbst ein bisschen aus wie jene vermuteten Clanchefs, wohlgenährt und gönnerhaft, allerdings tragen die bestimmt keine kurzen Hosen. Die sind bei diesen Völkern verpönt.

Dass ich dieser jungen Frau vielleicht helfe, weil sie mit ein bisschem mehr gesammeltem Geld keinen Ärger kriegt mit der Familie, wollte ich geltend machen, aber das hörte der schlaue Passant wohl nicht mehr, der mir im Vorübergehen "dennoch und trotzdem" einen schönen Tag wünschte.

Dann habe ich ein bisschen nachgelesen. Sicherlich gibt es größere Gemeinschaften, die den Gelderwerb – in vielerlei Hinsicht – gemeinsam betreiben, aber mafiaartige Clanstrukturen gibt es nicht.

Hier die taz in einem Beitrag dazu.

Aber, schöne Gesänge gibt es, die ich im vorigen Jahr schon auf dem Alex mal gehört hatte. Vielleicht war das der Clan, der dort gesammeltes Geld zusammenträgt.

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Bei dieser Gruppe ist zu beachten, dass das junge Mädchen ganz links andauernd mit einem jungen Mann aus dem Publikum flirtete. Das war wirklich hübsch zu betrachten.

Nein, es geht mir nicht darum, ein Volk zu verklären. Es ist uns vieles fremd und anders und irritierend.

Am zweiten August - also gestern - war Gedenktag für die Sinti und Roma.

Eingebetteter Medieninhalt - Hier eine sehr gute Dokumentation zum Thema, die kürzlich bei arte lief.

Und hier noch - weil es ohne sentimentale Erinnerung an einen alten sowjetischen Film nicht abgehen soll:

Das Zigeunerlager zieht in den Himmel. Die Wiedersehensszene zwischen Zabor und Rada.

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Und hier habe ich ein bisschen mehr darüber geschrieben. Das Zigeunerlager zieht in den Himmel

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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