In meiner Sammlung funktionieren einige Links nicht mehr und ich war schon in Sorge, dass sie nach dem kürzlich in Russland verabschiedeten Gesetz über über „unerwünschte“ ausländische Organisationen, nicht mehr zu finden sind. Aber Memorial gehört nicht dazu. Es gibt zwar ausländische Unterstützung – hier in Deutschland ist ein umfangreiches Internetportal entstanden – auch ins Aktuelle politisiert und es gibt Memorial International.
Ich suche auf dem deutschen Gulag Portal allerlei Biographien ab.
Ach, wenn es nicht immer Definitionskämpfe um die "Geschichtsschreibung" gäbe - dort sind sie die ganz entsetzlichen, bewegenden Geschichten.
Keine "Narrative", sondern Geschichten. Der Begriff "Narrativ" hat schon was Künstliches, was von Zeitgeisterbahn.
Auch Zenzl Mühsams Biographie ist dort zu finden. Und eine Empfehlung, sie nicht so schnell in die DDR zu holen.
"Die Genossen erzählten mir, dass Mühsam sehr krank war und in Moskau im Krankenhaus gelegen habe. Ich machte darauf aufmerksam, dass Zensl Mühsam über das, was sie gesehen und gehört, nicht nur nicht schweigen wird, sondern wie ich sie kenne, auf der anderen Seite gegen die Sowjetunion stehen wird. Sie fasste die Verhaftung als eine ungeheuerliche Beleidigung ihres Mannes auf und kann diese Angelegenheit nur vom persönlichen Standpunkt aus betrachten. Ich glaube, es wäre nicht gut, wenn Mühsam hier erscheinen, da sicherlich diese Angelegenheit gegen die Sowjetunion genutzt würde." (Aus einer Meldung von Roberta Gropper (die ebenfalls in der UdSSR inhaftiert gewesen war) von 1947 an die Berliner SED-Führung über Kreszentia Mühsam)
Aber auch
Trude Richter - die in der DDR am Literaturinstitut lehrte und erst 1989 ihr Buch Totgesagt veröffentlichte.
Margarete Buber-Neumann - deren Buch Als Gefangene bei Stalin und Hitler den Leidensweg vom sowjetischen Lager Karaganda nach Ravensbrück beschreibt. Im Zuge des Hitler-Stalin- Nichtangriffspakt war sie ausgeliefert worden.
Hugo Eberlein - mit einer Schilderung seiner Leiden: "Nach der Verhaftung saß ich bis zum 19.1.1938 ohne jegliches Verhör in Haft. Am 19. Januar 1938 begann das Verhör, daß ununterbrochen zehn Tage und Nächte dauerte. Ich mußte ohne Schlaf und fast ohne Nahrung die ganze Zeit stehen. Das Verhör bestand in der Erhebung der sinnlosesten Anschuldigungen und wurde durch solche Faust- und Fußschläge begleitet, daß ich nur unter schrecklichsten Schmerzen stehen konnte. Die Haut platzte, in den Schuhen sammelte sich Blut. Einige Male wurde ich ohnmächtig. Dann fiel ich um und wurde abtransportiert. Als ich wieder zu mir kam, mußte ich sofort wieder stehen. Man verlangte von mir, ein Geständnis zu unterschreiben, daß ich Spion und Terrorist bin und daß ich für Pjatnitzki den Block der Rechten und Trotzkisten organisierte.
Sein Sohn Werner Eberlein war ebenfalls lange Jahre in der Sowjetunion gefangen und zu DDR-Zeiten dennoch in hohen Funktionen tätig. Vielleicht ist er darum nicht bei den Biographien zu finden. Das sind die erahnbaren Übergänge von der Geschichte in die "Narrative, in die Geschichtsschreibung.
Demnächst erhalten wir eine Spende von der LINKEN für unser Projekt.
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