(Das ist schon älter, stimmt aber trotzdem noch und passt zum Wetter.)
An der Großen Hamburger Straße ist kürzlich ein Mord geschehen. Eine schwangere Frau wurde von ihrem Freund erschossen. Eine Beziehungstat.
Bei „Filomena“ in der Mulackstraße, die früher Mulackritze hieß,warteten früher Minna und Lina auf ihre Kerle. Und wenn sie schwanger wurden gingen sie zu der Frau an der nächsten Ecke.
Jetzt treffen sich dort die Künstler und besprechen ihre Kopfgeburten.
Wenn ich in der Großen Hamburger bin, denke an meine Mutter die im St. Hedwigs-Krankenhaus gestorben ist –vor vielen Jahren.
Und ich denke daran, wie ich am Abend vorher bei ihr war und wie sie mir sagte, sie mache sich Sorgen um die Frau im Nachbarbett. Der ginge es ja gar nicht gut, ihr Mann sei gestorben. Und ich solle mich nicht wundern, wenn sie deshalb jetzt so seltsam sei. Ich denke daran,wie man mich aus dem Zimmer bat, es störe doch sehr, wenn ich solange bliebe.
Und wie ich mich selbst beruhigend nach Hause ging. Und wie ich mir einredete, wenn sie sich noch soviel Sorge um andere Leute machte, dann stünde es doch nicht so schlecht mit ihr. Und wie ich nicht sehen wollte, was ich nie mehr vergessen kann: Wie sie dauernd am Laken zupfte.
Als am nächsten Tag das Telefon klingelte fühlte ich mich wie eine Schuldige.
Kommentare 9
Liebe Magda,
wenn man sich nicht verabschiedet, bleibt man doch beieinander, oder...?
Gruß mit Lichterglanz
Dieser Text schleicht sich ins Unterbewusstsein.
Meine Worte für Magda:
Sie ist gestorben, wie sie gelebt hat. Bescheiden rücksichtsvoll.
Nimm es an. Als ein ein letztes Geschenk. Lass los.
Hallo Ihr beiden,
Danke für die Worte.
@ chrisamar - Aber ja. Der Anlass war, dass ich vor kurzem mal wieder in die Gro0e Hamburger musste und dann diesen Text geschrieben habe. Ich selbst finde ihn auch ganz ordentlich.
Und, wenn man so etwas mal geschrieben hat - der November ist auch Schuld - dann ist man schon "gelöst".
Ich denke oft an sie, weil ich noch was schreibe zum Thema.
Gruß Magda
Beeindruckender und berührender Blog!
Die bei den Kommentare von archinaut und chrisamar haben ja ins Schwarze getroffen.
Man fühlt sich schuldig, obwohl man sich nichts vorzuwerfen hat.
Das ist der Teil des Lebens, der weh tut und Schmerzen bereitet.
Du schreibst ja von diesem Gefühl auch in der Vergangenheitsform, daher hoffe ich, dass Du schon zu einem großen Teil drüber weg bist.
Das mit dem an sie denken wird bleiben, aber das ist ja auch gut, wenn Du Dich dabei nicht mehr schuldig fühlst.
Herzliche Grüße
por
Nein, lieber poor on Ruhr ,ich denke gern an meine Mutter und völlig ohne Schuldgefühle.
Gruß
Magda
Schön zu wissen. ;O)
Guten Abend, Magda!
hallo meisterfalk,
Dir auch einen guten Abend. Eben vom hübschen Fernsehfilm mit Jan Josef Liefers kurz mal reingeschaut .
den Jan Josef Liefers sehe ich doch am liebsten im gespann mit Axel Prahl - da habe ich also nichts verpaßt. Bin gerade von der redaktionskärrnerei (texte kürzen und redigieren, kommas ergänzen etc.) zurück, per rad bergauf und verschwitzt - hatte den schönen beitrag nachmittags gelesen, und eigene diffuse erinnerungen an die große hamburger, anfang 80er jahre, irgendwo mußte da ein café gewesen sein, und der namen der straße warf einen großen und düsteren schatten ...