Große Hamburger

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(Das ist schon älter, stimmt aber trotzdem noch und passt zum Wetter.)


An der Großen Hamburger Straße ist kürzlich ein Mord geschehen. Eine schwangere Frau wurde von ihrem Freund erschossen. Eine Beziehungstat.

Bei „Filomena“ in der Mulackstraße, die früher Mulackritze hieß,warteten früher Minna und Lina auf ihre Kerle. Und wenn sie schwanger wurden gingen sie zu der Frau an der nächsten Ecke.

Jetzt treffen sich dort die Künstler und besprechen ihre Kopfgeburten.

Wenn ich in der Großen Hamburger bin, denke an meine Mutter die im St. Hedwigs-Krankenhaus gestorben ist –vor vielen Jahren.

Und ich denke daran, wie ich am Abend vorher bei ihr war und wie sie mir sagte, sie mache sich Sorgen um die Frau im Nachbarbett. Der ginge es ja gar nicht gut, ihr Mann sei gestorben. Und ich solle mich nicht wundern, wenn sie deshalb jetzt so seltsam sei. Ich denke daran,wie man mich aus dem Zimmer bat, es störe doch sehr, wenn ich solange bliebe.

Und wie ich mich selbst beruhigend nach Hause ging. Und wie ich mir einredete, wenn sie sich noch soviel Sorge um andere Leute machte, dann stünde es doch nicht so schlecht mit ihr. Und wie ich nicht sehen wollte, was ich nie mehr vergessen kann: Wie sie dauernd am Laken zupfte.

Als am nächsten Tag das Telefon klingelte fühlte ich mich wie eine Schuldige.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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