"Hol über" - für einen großen Schauspieler

Götz George spielte seinen ersten Film - mit einer Hauptrolle darin – im Jahr 1957 bei der DEFA. Erst viel später - 1989 - war er wieder in einem DEFA-Film zu sehen.

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Alter Kahn und junge Liebe ist ein kleines, einfaches, vergnügliches Lustspiel über das Leben der Binnenschiffer und hebt besonders die Vorteile, die durch gemeinschaftliches, genossenschaftliches „Binnen- Schiffen“ entstehen hervor.

Der fröhliche Genossenschafts-Schiffer Hermann Vollbeck fährt mit seinem sehr fidelen Bootsmann Ernst (Kurt Schmidtchen) und einer Enkelin Anne (Maria Häusler), die ihren Urlaub an Bord verbringt auf der Spree. Dort tritt Anne auf Karl Borchert (Götz George), den Sohn des verstockten Einzel-Schiffers Hein Borchert. Karl leidet unter dem strengen Regime seines Vaters, kann sich aber von ihm nicht losreißen. Anne und Karl verlieben sich. Aber auch der großklappige Schlepperkapitän Horst (Horst Naumann) müht sich um das Mädchen. Der wird von Horst Naumann gespielt, auch einer, der wie Götz George und Maria Häusler, dann nach dem Mauerbau 1961 in den Westen ging.

George studierte damals beim UFA-Nachwuchsstudio in Westberlin. Schauspieler konnten in diesen Zeiten die Grenzen wechseln und Rollen hier und da annehmen.

Der Film endet – nach allerlei hochübertriebenen Konflikten – mit der versöhnlichen Aussicht, dass Anne und Karl sich finden, weil Karl sich weiterentwickeln will und vom Vater endlich unabhängig wird. Beide schippern in einem kleinen Kahn von Schiff zu Schiff auf dem Wasser einer gemeinsamen Zukunft entgegen.

Eine Kino-Kindheitserinnerung

Der Film gehört zu meiner Kino-Kindheit. Ich war 11 Jahre alt und fand ihn so romantisch mit seinen Flussansichten und kleinen Gesangseinlagen.

Kürzlich habe ich ihn – der jetzt auch in einer restaurierten Version auf DVD zu erwerben ist - im Internet gefunden und mir leicht wehmütig wieder angesehen.

Eingebetteter Medieninhalt

Götz George – er war zur Drehzeit erst 18 Jahre alt - spielt sehr einfach, zurückgenommen und glaubwürdig. Er blieb mir in Erinnerung, obwohl er in der DDR erst viel viel später 1989 (Der Bruch - DEFA in Kooperation mit dem WDR ) wieder einen Film drehte.

Er tauchte dann im Fernsehen – in den 70ern - immer mal auf und ich hörte in einem Kulturbeitrag fürs Fernsehen, dass er sich über mangelnde und zu anspruchslose Rollen beschwerte, die man ihm anbot.

Erst mit Schimanski wurde er zum Star und ich weiß nicht, ob der zurückgenommen Karl aus seinem DEFA-Debüt nicht eher seinem Wesen entspricht als dieser Macho. Er hat sich immer wieder beklagt, dass man ihn mit seiner Rolle verwechselt. Aber das geht ja vielen Schauspielern so

Über den Styx

In der allerersten Szene des alten DEFA-Films sieht man Götz George auf einem Treidelpfad am Fluss der Kamera entgegen gehen. Dann wendet er sich dem Wasser zu und ruft zu seinem Schiff hinüber „Hol über“.

Und als ich gestern von seinem Tod erfuhr dachte ich bei mir: Jetzt hat er – der alte Charon - ihn übergeholt über den Styx.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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