Ein Minimanifest
Nachdem ich gestern durch die die maikühle Luft marschiert bin und zwar in den zu höchst konkreten, irdischen Gefühlen verleitenden festen Wanderschuhen und nachdem ich nicht nur ausgeschritten, sondern auch in mich hineingewandert bin, stellte ich nach Überquerung von vier Nebenstraßen fest: Nein, ein Schöngeist bin ich nicht.
Die Schöngeistigkeit überkommt mich höchstens manchmal wie eine lästige Krankheit, wenn gerade nichts anderes da ist. Zum Beispiel kein richtiger Ärger, keine Abwechslung und auch keine klaren Wetterlagen. Unklare Wetterlagen verleiten mich aufs hinterhältigste zur Schöngeistigkeit.
Dies festzustellen war mir heute aus irgendeinem Grund wichtig. Ich trete aus der bei mir ohnehin immer nur partiell auftretenden Schöngeistigkeit aus und ein in die Welt der Praxis, die mit den Wonnen der Trivialität reich gesegnet ist.
Erneuert und verkündet in den ersten Maitagen 2010
Verziert mit Schönblühern, nicht schöngeistigen Blüten
http://lh3.ggpht.com/_Sc4ZfO5dTTA/S_J_IHEEuvI/AAAAAAAAA7k/J2SKHGNP4DY/s400/Bl%C3%BCten.jpg Von Magdas Kram
Kommentare 6
Danke für den tollen Blog und das schöne Bild.
rr
Ich habe,ehrlich gesagt(mein Name geht mir hier schon langsam auf die Nerven) mit dem Wort Schöngeist immer nur das verbunden, was es sagt: "Schöner Geist". Meinten Sie vielleicht, Magda, es gibt für Sie immer zu viel Probleme,um sich ihres schönen Geistes zu besinnen ? Bei mir ist es so: Wenn die Probleme zu schwer wiegen, dann besinn ich mich immer des schönen Geistes und rette mich damit.
"...ein Schöngeist bin ich nicht."
Ist doch klar.....
wie bildet man denn die weibliche Form
von "Schöngeist" ?
Vielleicht frei nach Amanda:
belle espriteuse .....oder
schöne Spiritistin :-))
so viel ist klar, hausfrauen und hausmeister sind nicht gemeint, und mit ihnen die meisten menschen, die einem ordentlichen beruf nachgehen und womöglich mit nachbarn, verwandten und bekannten umgang haben.
die dudenredaktion betrachtet den schöngeist offenbar von außen:
"[LÜ von frz. bel esprit](auch leicht abwertend): jmd., der sich weniger mit alltäglichen Dingen beschäftigt, sondern in Belletristik, Kunst o.Ä. schwelgt, darin aufgeht u. dabei einen vergeistigten, intellektualistischen Eindruck macht."
die redaktion umgeht den offenen vorwurf mangelnder bodenhaftung, den das hohe ansehen der literaturbeflissenen verbietet.
liebe magda, dies ist der anfang meines artikels über den schöngeist auf www.wortplus.com
Danke für die Kommentare. Bei mir ist diese Wendung eigentlich immer gegen solche gerichtet, die ich mit "Neues von der Schöngeisterbahn" immer mal wieder ein bisschen verspotte. Schöne Seelen, hochempfindsam, vor allem aber mit sich selbst, mit anderen weniger. Das alles aber wollte ich nicht hinschreiben.
Deshalb die Huldigung ans Triviale. :-))
Sonst bin ich ja auch immer für schöne Sachen.
Aber Schöngeister: Erinnert mich immer an die philosophische Frage, wen man retten soll, wenns brennt: Einen Penner, der im Vorraum der Galerie schläft oder die Kunstwerke. Ich würde immer den Penner retten, weil: vielleicht hat der noch ne Pulle Schnaps in der Manteltasche, die man nicht verkommen lassen darf.
Amanda bringt mich noch zu der Frage, was das Gegenteil von "schöngeistig" sein könnte?
@ Ehrlicher - "Bei mir ist es so: Wenn die Probleme zu schwer wiegen, dann besinn ich mich immer des schönen Geistes und rette mich damit.
"
Naja, ich habe sowas ja nicht, ich bin ja Schöngeist-Trotzig. Ich wer gern schlecht, das ist viel ergiebiger. :-))
@ archinaut - aha, Du bist gendersensibel. Gut. :-))
@ h.yuren- das mit dem "Schwelgen", das gefällt mir. So schöngeistig die Augen zur Decke drehen. Hach, wie ist doch alles so schön.
Danke für den Link - ich guck mal hin.
"......... aha, Du bist gendersensibel. Gut. :-))"
jawohl, liebe Magda,
frage mich natürlich auch noch:
Ist "gender" etwa männlich?
Weiblich wär' doch "gendie"..... :-))