Jesus Christ - Superbart

European Songcontest Schade, dass der deutsche Beitrag so schlecht abschnitt, aber von Conchita Wurst kann man sich mehr als eine prima Scheibe Toleranz abschneiden.

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Der gestrige ESC-Sieg Österreichs erschien mir wie ein singender Kommentar auf die Ängste, die mit dem höchst rutschigen Gebiet von Sex und Gender verbunden sind. Mir fiel gleich noch Katja Kullmanns Erinnerung in ihrem Mach mir den Larry-Text ein: „Sah ich im Alter zwischen drei und dreizehn im Fernsehen oder beim Karneval bärtige Menschen in Tutus herumtippeln, wurde mir schlecht. Wenn das Publikum auch noch lachte, kamen mir vor Wut die Tränen“.

Ja, so ist das, wenn ein so männliches Zeichen wie der Bart mit absolut weiblichen Accessoires gemixt wird, dann gibt’s aber ein Aufsehen. Zwar gefiel mir der Look nicht so gut, weil ich ein feindseliges Verhältnis zu Bärten habe. Ich musste an diesen Harald Glöckler denken, dessen Gesicht auch so rabenschwarz eingewickelt ist. Aber das ist egal. Jetzt müsste der Glöckler nur noch mit Kleidern auftreten, dann könnte er ein schöner deutscher Konkurrent für Conchita sein.

Was will Wurst denn nun singen und sagen? Vielleicht: Es ist eigentlich Wurst, welche Geschlechtsmerkmale man aufgibt und welche man behält, wenn man als Mann eine Frau darstellt. Fummel, Make up, Nailpolish sind unbedingt nötig, aber eine Rasur kommt nicht infrage. Der Bart bleibt und ...wie der bleibt.

Nun sieht das Ergebnis so herrlich dreifach-gedreht aus, dass es eine Freude ist.

Bei dem Anblick dachte ich: So sieht Jesus vielleicht als Transe aus. Was mag der gepredigt haben: „Ihr Lieben, wer von Euch ohne Bart ist, der werfe den ersten Stein“. Jesus Christ, Superbart, eben.

Conchita Wurst – Du kannst uns was lehren: Nämlich, Geschlechterzuschreibungen haben „so einen Bart“. Sie/er hätte auch gut singen können: „I am what I am“ aus dem „La Cage aux Folles“.

Nur schade, schade, schade, dass ihr/sein Phoenix Lied auch „so einen Bart“ hatte. Den Song hätte glatt Ralph Siegel geschrieben haben können, der es aber diesmal anderswo versuchte . Eine große Stimme – ja schön und gut - aber das hörte sich streckenweise an, wie ein Unterwasser-Lufthol-Wettbewerb kurz nach dem Auftauchen.

Ich fand es schade um den hübschen Elaiza-Beitrag aus Deutschland. So weit hinten, das haben die Mädchen nicht verdient. Aber, wenn es sowieso nur um „die Wurst“ oder „La Wurst“ ging, da war es weder "right or wrong", sich zu bescheiden.

Wie auch immer: Von Conchitas Wurst konnte man sich prima eine Scheibe Toleranz abschneiden.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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