"Klimawechsel" - amüsant und menschenfreundlich

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Na, hoffentlich heben die sich keinen Tabubruch, dachte ich, als ich kürzlich den Trailer zur ZDF-Kleinserie "Klimawechsel" ansah. Was sind denn das alles für schwitzende Schreckschrauben, die in so geballter Form durch ein großstädtisches Bildungsbiotop geistern. Nach den ersten Eingangsfolgen und auch der heutigen Fortsetzung kann ich nur sagen: Die Serie ist klasse.

Lehrer, meistens Lehrerinnen und Schüler sind der Hintergrund. Im Mittelpunkt stehen die Sorgen Ängste und Verrrücktheiten von Frauen, die teilweise aus der Spätschwangerschaft ins Frühklimakterium schrammen. Man konnte sich schon sorgen und fürchten, dass hier - auf Kosten alternder Frauen - irgendwelche Scherze gemacht werden, die wohlfeil sind.

Aber, das ist eben nicht das Ding von Doris. Dörrie meine ich. Wobei sie schon komödiantisch reichlich zulangt, ihre Frauen sind immer hart an der Grenze zum Kippen ins Klamottige, aber sie bleiben eben da genau stehen und prima bei sich und alles ist in Ordnung.

Die verkannte Künstlerin - Andrea Sawatzki, die stillende Altmutter - geistert mit ihrer Kunst auf dem Buggy durch die Gegend, dass man denkt, sie ist nach der Geburt ihres Kindes irgendwie nicht mehr ganz zu sich gekommen. Ulrike Kriener erschreckt ihren nur noch nach Ruhe strebenden Gatten mit wilden Stripübungen und rivalisiert lautstark mit der Tochter, die ihr klarmacht, dass sie jetzt "dran" ist.

Alle Damen lieben den sächselnden-sexy Hormon-Yoga lehrenden Ronny, der gern Hilfestellung leistet und auch die alternde Gynäkologin Dr.Bach hin und wieder befruchtet. Und ein Schüler erfreut die verhuschte und panische Lehrerin mit Sex und einer Zuwendung, die fast schon was Hausväterliches hat. Alles ist immer irgendwie anders, als es sein soll. Es kommt noch eine Sufi-affine übergewichtige Dame vor, auch ein Psychotherapeut, der völlig entgleist, als ihm eine Patientin entgleitet - das ist der August Zirner - wäre noch lobend zu erwähnen. Massenhaft herrliche Typen.

Wenn Schauspielerinnen und Schauspieler so spielfreudig werden, wenn alle einem Riesenaffen Zucker geben und Kabinettstückchen sich an selbiges reiht, dann habe ich keine Lust, nach dem Haar in der Suppe zu suchen. Ginge auch gar nicht, denn in diesem Film wird ungeheuer oft rasiert und ein glattes Bein spielt eine wichtige Rolle bei der allgemeinen Abhandlung über die Probleme der Wechseljahre, die hier Frauen, aber auch manche Männer fest im Griff haben.

Es wird geschwitzt, es wird gelitten, es wird die Stimmung gewechselt. Aber das alles wird mit Menschenfreundlichkeit dargeboten trotz aller Scherze.

Schwitzen kenne ich noch aus den ersten Jahren des Wechsels. Ich weiß inzwischen, dass diese Wechseljahre gar nicht mehr aufhören. Aber den wenigen Interessierten sage ich mal: Ich habs mit einem pflanzlichen Mittel prima in den Griff gekriegt und guckte hochbeglückt und gern zu, wie sie sich alle abstrampeln und komödiantisch klarmachen, dass das Leben ein ständiger Wechsel ist.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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