"Komm, großer schwarzer Vogel"

Ludwig Hirsch Ein Tatort mit diesem Titel, jedoch kein Verweis auf ein Lied, das nichts mit den Berliner "Piefkes" zu tun hat. Erinnerung an einen großen Liedermacher.

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Am letzten Tatort von Ritter und Starck "Großer schwarzer Vogel" - hier die Rezension von Matthias Dell - fand ich schon manches seltsam, aber am seltsamsten fand ich, dass die Anspielung auf das makaber-melancholisch-"weanerische" Lied des österreichischen Liedermachers und Schauspielers Ludwig Hirsch (1946-2011) "Komm, großer schwarzer Vogel" überhaupt nicht eingelöst wurde.

Es ist mal wieder typisch "Piefke" - einfach klauen und dann paar Krähen in der Gegend...na, ich weiß nicht. Bei Hirschs Liedern - nicht nur bei diesem - stellen sich mir immer die Federn auf. Er ist bissig, makaber und traurig-süß, wie es nur die Österreicher können.

Der Refrain

Und dann flieg'n wir auf mitten in Himmel ein
in a neue Zeit in a neue Welt
und i werd singen, i wer lachen, i wer
"das gibts net" schrein
Weil ich werd auf einmal kapiern'
worum sich alles dreht.

Der Hintergrund des Liedes, so hat er einmal erzählt, ist die Geschichte einer Freundin, die durch einen schweren Autounfall fast völlig gelähmt war und sich gewünscht hat, sie würde erlöst. Dies habe ihn düster inspiriert. Fast alle seine Lieder haben dieses leichte Grausen, manchmal auch Schärfe, einige aber sind nur ironisch-"liab" wie "Gell Du magst mi" - eine wunderschöne Elvis-Adaption.

Das Lied war meist der Höhepunkt aller Liederabende, die Hirsch gegeben hat. Und - auch er hat sich am Ende dem "großen schwarzen Vogel" anheimgegeben. Er litt an einer kräftezehrenden Lungenkrankheit - der COPD - und wurde ins Krankenhaus eingeliefert. Dort stürzte er sich aus dem Fenster

Auf gehts - mitten in Himmel ein
in a neue Zeit in a neue Welt
und i werd singen, i wer lachen i wer
"das gibts net" schrein'
weil i werd auf einmal kapiern'
worum sich alles alles dreht.

Hirschs Ehefrau Cornelia Köndgen hat kürzlich ein Buch über ihren Mann vorgestellt. "Mit einem kleinen Schuss ins Rot" heißt es.

Abschied hat er - der Melancholiker - schon in einem frühen Lied genommen

Der Titel "An Euch"

Daraus der letzte Vers:

Und wenn i einmal gnug hab'
und mir die Zähnd mit ner Black und Decker putz'
und mir Piranhas ins Fussbad einihau.
Merks Euch Ihr lieben Leut,
ich kann gehen, wann und wie ich will
das geht Euch überhaupt nichts an...

Na, sie werden schon wieder von sich hören lassen, Raacke und Aljinovic, wenn sie sich auch vom "Tatort" entfernt haben.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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