Kriegsdebatten und Friedenspreise

Bundeswehreinsatz Nein, ich habe mir den Film "Eine mörderische Entscheidung" gestern nicht angesehen. Auch nicht die anschließende Debatte.

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Dass der Einsatz in Afghanistan wenig Erfolg hatte und hat, ist unbestritten. Vor allem, ist das Kriegsziel ja auch gar nicht einleuchtend definiert. Am Beispiel Kunduz wird das nur noch deutlicher und die Wahrheit grausam.

Die Frage ist, welche Lehren daraus gezogen werden:

Bessere Ausstattung meint der Bundeswehrvertreter, das mindere die Gefahr von Fehlentscheidungen, Drohnen z. B. seien unbedingt nötig.

Weniger moralischen Ballast meint ein Soldat und Autor. Die Frage, wieviel Kollateralschaden ein Einsatz "verträgt" hat er in einem Buch behandelt, das der Frage nachgeht, ob Töten erlaubt sein kann.

Jürgen Todenhöfer meint, wie immer, dass die Einsätze sinnlos und mörderisch sind. Und erntete dafür - wie immer - viel Beschimpfung im mitlaufenden Forum.

Der sicherheitspolitische Sprecher der Grünen blieb bei der Sache in Kunduz, die eine Fehlentscheidung war.

Dass die Soldaten ziemlich betrogen wurden was den Einsatz eingeht prangert eine Journalistin an.

Der Aachener Friedenspreis

Ach, ach, ach - Aachen fällt mir ein: Dieser Tage wurde der Aachener Friedenspreis vergeben. An zwei Schulen in Deutschland und eine im Irak

Er ging an das Robert-Blum-Gymnasium in Berlin und die Käthe-Kollwitz-Schule in Offenbach, weil sie im Jahr 2010 und 2011 zu den ersten Schulen gehörten, die sich mit Beschlüssen gegen Werbeauftritte der Bundeswehr im Unterricht wandten.

Die Internationale Schule in Dohuk bekam den Preis, weil die von einem chaldäischen Bischof 2004 gegründete Schule in Dohuk in der autonomen Region Kurdistan im Nordirak Mädchen und Jungen aller Volksgruppen und Religionen gemeinsam unterrichtet und als Modellprojekt für Frieden, Versöhnung und Verständigung gilt.

Tja, aber auch dieser Preis - der immer mal in der Kritik ist - regte die Streitlust an. "Die Welt" schimpfte über diese Entscheidung, denn die Frage, wie eine demokratische Armee zur Friedenssicherung beitragen kann, würde dann ohne die Soldaten behandelt. Und der Namensgeber der "Robert Blum Schule" habe einst den Kampfgeist der Truppen gepriesen, die 1848 die Verteidigung Wiens gegen die Konterrevolution organisiert hätten. Es gelte außerdem daran zu erinnern: (...) "dass es Soldaten waren, die am 20. Juli 1944 die Ehre dieses Landes retteten? Und dass es deutsche Soldaten und Soldatinnen sind, die heute in Afghanistan das elementare Recht von Mädchen verteidigen, zur Schule zu gehen?"

Das ist der Gipfel der Argumentation und wird die Soldaten, die in Afghanistan missionieren sollen, bestimmt zum Gipfel des Hindukusch erheben.
Wir merken uns: Die Bundeswehr steht laut Alan Posener in der Tradition der Friedenssicherung und des revolutionären Kampfes von 1848 und knüpft auch am "Tyrannenmord in letzter Minute" an.

Das mit der Friedenssicherung und der revolutionären Tradition hat die verflossene Nationale Volksarmee einst auch immer gefeiert. Aber, das ist lange her und ich fand das schon damals unendlich schwarz-weiß. Dass Kinder in der Schule über Soldaten was sangen, fand ich ebenfalls nicht gut, dass junge Männer in den Schulen angeworben wurden, das war immer mal wieder in der Kritik - vor allem im Westfernsehen.
Deshalb wurden die "Frauen für den Frieden", die sich 1982 gegen die Militarisierung der Gesellschaft wandten, auch gefeiert im Westfernsehen.

Aber jetzt ist alles ganz anders. Jetzt hat die Bundeswehr diese Tradition übernommen. Nein, nicht die der "Frauen für den Frieden", sondern die der frühzeitigen Militarisierung der Gesellschaft, über die allenhalben geklagt wird. Und der Brauch der frühzeitigen Soldatenwerbung und des erneuten Windens von Siegerkränzen mit dem Papplorbeer der Verteidigung von Frieden und Revolution und des Tyrannenbeseitigens obendrauf wird auch weiter gepflegt. Das ist ein Elend, das ist überhaupt nicht gut. Mir fällt nichts mehr ein.

Doch: Es gibt ein Mantra, das darf man noch aufsagen: Soldaten sind Mörder. Sie sind Mörder. Ob mit oder ohne Drohne. Sie sind Mörder.

Das ist der Beitrag in "Die Welt

http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article119680969/Hausverbot-fuer-Soldaten.html

http://www.aachener-friedenspreis.de/preistraeger

Anmerkung: Die Welt hat irrtümlich mit dem "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" verlinkt. Auch andere Redaktionen müssen das verwechselt haben und deshalb bekam der Preis doch ein größere Medienecho.

Hier Infos über die "Frauen für den Frieden"

http://www.havemann-gesellschaft.de/index.php?id=81

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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