Linke Lebenslügen

Parteien und Koalitionen Ziemlich zu Beginn der 1990er Jahre – nahm ich an einem Projekt der CDU-nahen Jakob-Kaiser-Stiftung „Frauen ins politische Ehrenamt" teil. Eine interessante Erfahrung.

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Ein Teil fand in Potsdam statt, ein anderer Teil in Königswinter, an das ich noch immer gern zurückdenke.

Der Abstand war schon

damals nicht so groß

Und da sprachen wir natürlich auch über das Parteiensystem. Der Referent meinte, im Grunde stünden die Parteien gar nicht so weit auseinander.

Die SPD z. B. setze auf mehr Verteilungsgerechtigkeit und denke eher an die Arbeitnehmer. Das sei auch der Grund dass Oskar Lafontaine die Verschärfung der Asylgesetzgebung mit getragen habe.

Die CDU hingegen setze mehr auf die Unterstützung der Wirtschaft, habe aber auch eine arbeitnehmerfreundliche Seite. Norbert Blüm z. B. gehöre zu diesen Kreisen. Er und Regine Hildebrandt hätten sich damals schon gut verstanden und Blüm hätte damals - in den 1990ern – ständig geklagt, dass Kohl alle Kosten der Einheit von den abhängigen Beschäftigten bezahlen lassen wollte. Aber - wie auch immer – im Grund seien die nicht weit auseinander.

Die FDP habe sicherlich noch ein paar unternehmerfreundlichere und steuerspezifische Aspekte und paar sehr kraftvolle Egomanen in ihren Reihen, aber sie sei auch nicht so anders gestrickt. Mich hat das nicht verwundert.

Seltsamerweise erinnere ich mich nicht, dass über Bündnis90/die Grünen viel gesagt wurde.

Das gemeinsame Bekenntnis zur Freiheitlich-Demokratischen Grundordnung (FDGO) sei eine gute Basis. Gewundert hat mich damals natürlich nicht, dass die PDS nicht dazu gehörte. Ja, und heute ist es die LINKE, die durchaus dazu gehört

Nur die AfD steht draußen, die formuliert ja eine Art Ablehnung des parlamentarischen Systems. Alle anderen sollten miteinander „können“.

Illusionen helfen nicht

Von daher ist es schon einleuchtend, dass die LINKE nicht mehr als Partei der Revolution gilt oder nie galt. Vielleicht wäre es schon gut, linke Lebenslügen auch mal zu benennen und zwar nicht nur Selbstbetrug, sondern auch die nachdrückliche Behauptung, das System wirklich ändern zu wollen. Und eine noch viel lästigere Illusion, dass man durch beständige Ablehnung eines Systems, dem Ringen um Gerechtigkeit innerhalb dieses Systems ständig ein Bein stellt, indem man meint, innerhalb des „Kapitalismus“ ginge gar nichts.

Die Lebenslüge mancher sich „Links“ Verstehender Leute, lautet, dass sie den Kapitalismus überwinden wollen und zwar pronto, weil das ohne Alternative ist. Aber es passiert nicht, es will und will nicht passieren und pronto schon gar nicht.

Der Kapitalismus ist ein

erfolgreicher Verführer

Der Kapitalismus ist ein System, das zu viele angenehme oder sagen wir mal „verlockende“ Seiten hat, als dass es so einfach zusammenkracht, wenn eine „Arbeiterklasse“ – zu der gar nicht mehr klar ist, wer dazugehört – sich erhebt. Wer wüsste das besser als Leute aus dem Osten.

Um das zu kaschieren werden ganz normale Lohnauseinandersetzungen auch schon als Klassenkampf deklariert, was mich immer sehr amüsiert. Manchmal auch werden damit möglicherweise Trägheiten kaschiert, der Alltag der normalen Menschen nicht gesehen, während zum Fenster raus erklärt wird, man müsse den einfachen Menschen mehr zuhören. Was nützt der ständige Verweis auf ein System, das so nicht zu beenden ist.

Ich lese immer mal wieder Wolfgang Pohrts „Kapitalismus forever“ – ein bissiges Buch über diese linken Lebenslügen. Es sollte nicht vergessen werden, dass „der Kapitalismus“ – auch in seiner neoliberalistischen Form noch immer ganz gute Instrumente im Koffer hat, um zu überleben. Es gibt keinen Sturz, es gab ihn nie. Es gibt nur die Möglichkeit, die dem Kapitalismus eigenen Widersprüche gut zu nutzen.

Ich denke mir, Bodo Ramelow sitzt all diesen Lebenslügen nicht auf. Er kann auch darum mit den anderen Parteien, die sich auf dem Boden der FDGO befinden ordentlich verhandeln. Erfolg wäre gut.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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