Mache Dich auf und schalt das Licht an

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Ein frommes Medientagebuch

Sonnabendabend ARD: Das Wort zum Sonntag:

Ein Mensch, der aussieht wie ein Bankbeamter guckt erschreckt in die Kamera und meint: Mache Dich auf und werde Licht

Darf der das? Mir ist schon hell genug. Und gleich fordert er freundlich auf, es anderen Licht zu machen nach Gebrauchsanweisung: Der Kassiererin im Supermarkt was Nettes sagen zum Beispiel wäre so was. Zuhören, wenn jemand was auf dem Herzen hat. Das sollte man schon tun, ob mit oder ohne Beleuchtung. Mir geht ein Licht auf über das Verhältnis von Gut gemeint und Gut gemacht. Na gut...die Trivialitäten, die des Himmels Verwaltungsbeamte so auf den medialen Frömmelplatz schleppen, sie kommen halt aus dem Konfektionsgewerbe und das Licht hat die Wärme von Energie-Spar-Lampen.

Was sollen sie tun? Was sollen sie sagen? Und dann noch im Einheitspreis-Modus. Es soll ja allen hell werden. Dick und Doof, Jung und Alt, „Wetten, dass“- Geschädigten oderRTL-Switchern. Da muss man schon ordentlich Signale geben, die verständlich scheinen und den Griff zur Fernbedienung eine Weile verzögern.

Sonntag morgen DeutschlandradioKultur:

Das war dann schon was Durchtriebeneres. Die katholische Kirche hat die christliche Leitkultur entdeckt und feiert sich außerdem noch als Initiatorin der Menschenrechte.

Tauet Himmel

„Stilbildend für das Menschenbild des Abendlandes ist ohne Zweifel die biblische Ideenwelt, in Verbindung mit der griechischen und römischen Philosophie. Gemeint ist damit die Vorstellung, dass der Mensch eine besondere Würde besitzt, die ihn von allen anderen Lebewesen unterscheidet. Der Mensch ist ein Abbild Gottes, heißt es im biblischen Denken, er ist ihm ähnlich und auf ihn bezogen, deswegen eignet ihm eine besondere Würde, eine Gottähnlichkeit. Und von dieser Würde wiederum leitet er Rechte ab, wie etwa das Recht auf Freiheit des Gewissens oder des religiösen Bekenntnisses.“

Gewissensfreiheit und Freiheit des religiösen Bekenntnisses leitet der fromme Glaubensverwalter aus des Menschen Gottähnlichkeit ab? Also das sage ich dem Lieben Gott demnächst mal. Ich werde ihm verklickern, dass ich bis auf Weiteres zwar noch an ihn glaube, aber ihn jetzt von einem anderen irdischen Stützpunkt aus preisen werde. Mal sehen, was er sagt.

Irgendwas ist da verloren gegangen auf dem Wege der Erkenntnis. Ich dachte immer, diese Freiheiten leiten sich aus dem Geist der Aufklärung ab, aber das ist im Moment gerade nicht Mode, wie es scheint. Ärgerlich kann man schon werden. Und inspirierend ist so ein „Unterton“ schon gar nicht. Die Katholiken sind immer ein bisschen subversiv, will sagen, sie schleichen sich an. An die Menschenrechte – auf Umwegen über Gottesähnlichkeiten - zum Beispiel. Die Liebe zu anderen Geschöpfen kommt da weniger vor.

Sonntag morgen ZDF:

Ich gucke die Morgenandacht beim ZDF. Eher zufällig, denn mit Interesse. Also, das geht gar nicht. Eigentlich ist es entsetzlich.

Ein bärtiger Frömmler schlägt die Gitarre und erklärt, dass Gott noch allerlei mit uns vorhat. Das ist so unendlich peinlich. Ein Reinhard Mey für Arme und Fromme.

Und auf einmal - ich kann mir nicht helfen – ist mir dieses islamische „Allahu akhbar“ lieber. Könnte man das nicht übernehmen statt der Trivialübersetzungen des göttlichen Ratschlusses? Dieses Gekakel mit Transzendenz-Anspruch? Gott ist groß. „Großer Gott wir loben Dich“. Ende, Bitte, bitte.

Geht nicht, ich weiß und auch der Islam hat ganz erschreckende "Mittler" zwischen Himmel und Erde. Wenigstens schlägt keiner die Gitarre. Aber auch gute Musik ist verbannt. Schade, schade. Gott ist groß, Wenn es ihn gibt, muss er größer sein, sonst wäre er an den Huldigungen seiner Geschöpfe schon eingegangen.

Damit es nicht so destruktiv endet. Es gibt ja auch sehr bewegende Huldigungen.

www.youtube.com/watch?v=oNdBM6o9mr0&feature=related

Großer Gott, wir loben Dich
Herr wir preisen Deine Stärke
Vor Dir neigt die Erde sich
Und bewundert Deine Werke
Wie Du warst vor aller Zeit
So bleibst Du in Ewigkeit

Da habe ich als Kind gern mitgesungen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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