Gestern war das. Ich ging so ahnungslos durch den Schlosspark und freute mich – zum wievielten Male eigentlich – der feudalen Nähe, die unser trautes Heim mit dieser baumbestandenen Freundlichkeit verbindet.
http://lh6.ggpht.com/_Sc4ZfO5dTTA/THEoF931goI/AAAAAAAABFM/3QO1E4gNxCc/s400/Wiese%20vom%20Schloss%20sch%C3%B6n.jpg Schlossparkwiese
Die Sonne legte noch mal richtig zu und ich dachte über Macht nach: Am Abend zuvor hatten wir den ersten Teil des Films über Elisabeth I. gesehen. Die Gefährdungen der jungen Thronfolgerin, deren Mutter Anne Boleyn ja auf dem Schafott endete und deren regierende Halbschwester Mariawie eine ständige Drohung ist. Am Ende dieses Teils ist aus der lebenslustigen klugen Elisabeth eine in der Maske erstarrte Herrscherin geworden, die ausdruckslos auf ihre Untertanen starrt. Eine Frau, die Macht hat, ist eigentlich entstellt, entseelt, ein Instrument. So wollte es der Regisseur wohl zeigen. So ist seine Botschaft. Sie verliert eigentlich, indem sie Macht gewinnt.
Man sagt, der Film habe vieles historisch zurechtgebogen für das Bild, das er vermitteln wollte. In der Realität blieb jener Robert Dudley, über dessen Eheschließung Elisabeth angeblich so entsetzt war, über ein Leben ihr Vertrauter und Freund. Sie stand über kleinlichem Besitzdenken. So ging es mir durch den Sinn vor dem Schönhausener Schloss, das jetzt in rosa erstrahlt. Mit dem Blick auf die urwaldartige Vegetation fiel mir noch ein selbstgezüchteter Kalauer ein: „Man bricht zu oft der Wort macht, wenn man zu viele Worte macht.“
Und ein Beitrag, den ich mal aus Anlass von allerlei Macht- und Herrschsucht geschrieben habe. Mir schien ein Anlass vorhanden, sich seiner zu erinnern.
Wenn Herrscher geliebt werden wollen
Mich schmerzten die Füße und ich suchte mir einen freundlichen Platz, von dem aus ich neidvoll auf die Jogger blickte, die ihre Kreise zogen .Wie ist das, wenn man vielleicht mal nicht mehr so gut zu Fuß ist? Wie lebte ich ohne diese ständige Beweglichkeit, was hat die Zukunft vor? Sorgen, die sich im Sonnenstrahl nicht auflösten, wie der Tau auf der Wiese. Ich zog mir die Schuhe aus und lief durch die letzten nassen Wiesenstreifen. An einem Baum in der Schlossallee hatten sich allerlei Leute versammelt und blickten nach oben. Ich stellte mich dazu. Eine Katze, die sich verstiegen hat, wahrscheinlich, vermutete ich oder ein besonders possierliches Eichhörnchen?
Nein, es war diese Eule.
http://lh6.ggpht.com/_Sc4ZfO5dTTA/THJyfqZxlZI/AAAAAAAABHA/JKUQ22VRVRQ/s288/Eule%20im%20Baum.jpg Die Eule im Baum - ungerührt
Sie saß da. Wofür steht eigentlich die Eule in der griechischen Mythologie fragte ich mich. Sie gilt als Weisheitsvogel und hat gewiss noch viele weitere Bedeutungen. Minerva heißt sie wohl im Griechischen und ist Pallas Athene. Sie saß da, ungerührt durch die neugierigen Blicke und richtete ihrerseits ihr starres Auge auf die Ansammlung. Die will nirgendwo dazugehören, die ist sich selbst genug. Sie bewacht den Baum und der Baum ihre Ruhe.
Gleich fängt sie an zu reden, dachte ich bei mir. Was sagt sie uns denn? Ich habs nicht verstanden, obwohl ich mich so sehr bemüht habe. Aber unten stand einer, der das übersetzen konnte, offensichtlich und der kam zu mir und legte den Finger auf den Mund: „Ruhe bewahren“ flüsterte er. Ich ging leise davon und freute mich auf meine zweite Tasse Kaffee an diesem Morgen.
Kommentare 16
"Ich zog mir die Schuhe aus und lief durch die letzten nassen Wiesenstreifen"
Na, werde Dich ja erkennen, falls ich ma wieder in diesen Schlosspark komme :-))
Schön geschrieben. man wird ganz besinnlich.
Gruss
hibou (= die Eule hehe)
Naja, auch in mir wohnt ein fühlend Herz. :-)
Besinnlich,ja.
Aber skurril und besinnlich - das kannst jetzt wieder Du gut.
Ich wollte ja immer mal ein gemeinsames Tagebuch führen, so unter dem tag "tagebuch". Aber es finden sich sicherlich nicht genügend.
Danke für den Spaziergang!
mach!
ein stück aus meinem tagebuch ...
http://farm5.static.flickr.com/4114/4922840392_384300b778.jpg
Momentan hat mich - muss ich sagen - ziemlich die Lust an dieser Community verlassen. Eher bin ich entsetzt.
Und der Himmel da oben, wie ist er so weit. :-))
Kann ich verstehen.
Meine erste Reaktion hier war, au ja, würde ich gerne machen. Als ich dann an die üblichen Reaktionen auf meine Äußerungen dachte, meinte ich, dann lieber doch nicht.
Schade.
Danke für´s virtuelle Mitnehmen auf den Spaziergang. Toll geschrieben.
rr
wie ist die assoziationskette nur gestrickt, dass sie macht- und schlossparkbilder mit wolkenbildern zusammenkettet, liebe magda und jayne?
ich sehe mir gern wolkenformationen an, aus meteorologischem interesse, aber auch aus der faszination der lichtspiele.
danke für die bilder.
schön.
in wort und bild.
finger-auf-mund
lausemädchen
Liebe Magda
bitte wieder zusammensetzen
nach dem Entsetzen :-)))
Lieber archinaut,
mindestens im September, denke ich und überhaupt. Da ist man dann wieder zusammengesetzt.
Aber im Moment...und dann noch den Pynchon am Halse und paar andere, allerdings schöne, Sachen. Siehste an Dir nehme ich mir immer ein Beispiel. Du umschiffst (pardon: umgehst) das, was zu zuviel Krawallpotential hat und schreibst Deine Sachen. Machen ja auch andere so.
Lieber Gruß
Liebe Alien59,
Deine Reaktion ist verständlich. So, wie Du es ausgedrückt hast, ist es aber pauschalisierend und bekommt was larmoyantes. So mancher derjenigen, an die Du wohl gedacht hast, schreiben auch, dass sie ja immer grundlos angegriffen werden o. dgl.
Ich hatte dieser Tage auch so Momente... Es ging vorüber (was ich bestimmten, AUCH üblichen Reaktionen und deren Urhebern zu verdanken habe), ist einer heiteren, amüsierten und sogar frohsinnigen Stimmung gewichen. Es ist eben überhaupt nicht so, dass das eine das ÜBLICHE ist, das andere ist auch immer da. Also insgesamt das übliche... ;))>
Magda, Deiner Tagebuchidee darf ich nicht so euphorisch zustimmen, weil ich weiß, dass ich die Kontinuität nicht durchhalten könnte... Gute Idee ist es aber! :))
@ alien59 - ich stimmte goedzak insofern zu, als Du zu pauschal befürchtest, angegriffen zu werden. Dieser Tage ist es leider so, dass sehr laut "Haltet den Dieb" geschrieen wird und einige denken, es ginge tatsächlich um es Substantielles.
@ goedzak - Nee, mit Tagebuch hatte ich auch nicht so eine Datumstreue gemeint, sondern ein unter einem "tag" gesammelte Impressionen und persönliche schnelle Überlegungen. Andererseits - es könnte sich auch mit den üblichen Blogs überschneiden.
Wir könnten es - scherzhaft - ja auch "tagbuch" nennen. Ja, das mache ich demnächst mal als Vorschlag. Nur, im Moment muss ich mich noch ein bisschen zurückhalten. Ich habe auch viel um die Ohren.
Gruß
einige denken, es ginge tatsächlich um etwas Substantielles.