Merkel muss nach Moskau

Krimkrise Es ist ernst. Es muss ernst sein. Denn immer wenn es ernst wird, ist der Ruf nach einer, die die Scherben fegt, nicht weit

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Merkel muss nach Moskau

Foto: GEORGES GOBET/AFP/Getty Images

Der Freitag machte die Woche im Print auf mit:

"Diese Frau hat die Wahl".

Und heute sind sich fast alle Medien einig: Merkel muss nach Moskau.

Man muss aufmerken, wenn es so dringend wird. Dann ist immer eine Frau dran. Kürzlich war das mal wieder am Wiener Burgtheater zu erleben. Der letzte Indendant hat die Kiste an die Wand gefahren, jetzt muss seine Nachfolgerin aufräumen und begütigen und begradigen.

Wie auch immer: Merkel muss mit Putin reden. Das macht sie zwar schon die ganze Zeit, aber nur telefonisch. Es geht um reale Begegnung mit Presse und in entsprechenden Gremien. Was sie ihm sagen soll, wird ihr unterschiedlich eingeflüstert: "Gib ihm Saures" ist der Tenor der Springer-Presse. "Rasple lieber Süßholz" so meinen all jene, die als "Putin-Versteher" beschimpft werden. Die einen sagen: "Lass Putin spüren, wie stark die EU ist", wieder andere" "Mach ihm klar, dass Europa nur gemeinsam stark ist." Die Wirtschaft jammert: Richte nicht zuviel Schaden an, die "Falken" schleudern ihr entgeggen: Droh' ihm ordentlich, diesem Usurpator.

Und wenn man in Internet-Foren guckt, dann sieht man die geschliffenen, hammerharten Statements von Leuten, die am liebsten gleich selbst nach Moskau reisen würden, weil die Merkelmarionette und Kanzlerdarstellerin sowieso "nischt kann".

Das ist doch ein ordentlicher Packen auf den Buckel der sicherlich noch fußlahmen Merkel. Merkel fährt - mal wieder - auf Sicht, beklagen die einen, es fehlte ihr ein größerer Wurf, eine Idee. Ob das mit dem Wurf bei Putin was bringt, kann man schwer sagen.

Vielleicht ist da "auf Sicht" schon besser, auch wenn die Gefahr der "Kurzsichtigkeit" gegeben ist.
Können die überhaupt miteinander, die Merkel und der Putin? Sie spricht sehr gut Russisch, er spricht gut Deutsch: Am Ende reden die noch aneinander vorbei, weil jeder seine Potenzen zeigen will.

Mein eigenes Putin-Bild hat sich gewandelt, seit ich diese Bilder aus dem Jahr 2007 gesehen habe. Da lässt Putin - der herausgefunden hat, dass Merkel Furcht vor Hunden hat - seinen Riesenlabrador beim Empfang von Merkel durch die Bude marschieren und sitzt breitbeinig und selbstzufrieden da, während Merkel versucht, Fassung zu bewahren. Der Mann hat einen an der Klatsche, dachte ich bei dem Anblick höchst unpolitisch. Nee, sowas spricht nicht für ihn. Man muss hoffen,dass er diesmal keinen Hund Gassi führt, wenn er mit Merkel spricht. Aber inzwischen hat sie das wohl selbst - per "Dogtrin", wie der Cicero schreibt, unterbunden.

http://en.wikipedia.org/wiki/File:Vladimir_Putin_21_January_2007-1.jpg

Immerhin hat die OSZE (Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europs) - mit der Stimme Russlands - einer Beobachter-Mission in der Ukraine zugestimmt, droht aber gleichzeitig der EU mit einer "angemessenen Antwort" auf die Sanktionen. Das ist schon mal ein gutes Zeichen, das mit der Revanche, das muss er halt sagen.

Schon vor einigen Tagen meinte das ND: Merkel soll nach Moskau fahren.

Auch die Stuttgarter Zeitung findet, dass Merkel nach Moskau sollte.

Zur Besonnenheit mahnte heute Thomas Nehls bei

deutschlandradiokultur.

Das wird - da kann man sicher sein, bei all den Erwartungen und Rücksichtnahmen - ein diplomatischer Eiertanz. Erfolg ist dennoch zu wünschen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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