Oh Himmel, Dein Bodenpersonal

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Unterwegs bei schneidender Kälte hörte ich kürzlich auf dem mp3-Radio zufällig in eine religiöse Sendung rein auf Deutschlandradio.

Und noch während ich die ersten paar Sätze hörte, wurde klar, wer der Interviewer war und nach einer Weile auch, wer der Interviewte.

Jürgen Liminski – konservativ angereicherter Mitarbeiter beim nationalen Hörfunk - sprach mit dem Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz van Elst über Glaubensfragen. Und das war anstrengend. Denn wenn Leute wie dieser Mann mit dem ausladenden Namen den Glauben verwalten, dann kommt da wenig Ermutigung raus, sondern eher ein Zorn über diese Sorte himmlischen Bodenpersonals.

Zuallererst verwalteten aber die beiden Männer die Themen, die ihnen besonders am Herzen liegen. Bei Liminski ist das eine sehr konservative Auffassung von der Bedeutung der Familie als der „Keimzelle des Volkes“, die hin und wieder verbal auch über den rechten Rand geht.

Liminiski fragte den inzwischen auch in den Medien als „umstritten“ apostrophierten Kirchenmann nach seinem Demokratieverständnis. Natürlich räumt jener ein, dass die Kirche eine Communio ist, aber dann konstatierte er „über die Wahrheit könne man nicht abstimmen“. Dies alles garnierte er mit allerlei Anmerkungen über das 2. Vatikanische Konzil, das als progressiv und „öffnend“ (aggiornamento) gilt. Deutlich wurde, dass er auf dem Konzil aber nur herumschlittert, weil er nicht als zu dezidierter Konzilsgegner gelten will, um dann umso geschmeidiger zur die Unumstößlichkeit von Wahrheiten zu kommen und damit einen Herrschaftsanspruch anzumelden.

Dieser Mann fährt per Luxuslimousine mit abgedunkelten Scheiben durch sein Reich, kann man Spiegelonline entnehmen. Hier ist auch ein Brandbrief zitiert, der unter den Seelsorgern des Bistums kursiert: „Die "Luft zum Atmen wird uns sehr dünn", heißt es da unter anderem.

Die Geistlichen seien verstört vom "Hochglanzkitsch" ihres Bischofs, seinen "selbstverliebten Ritualen", "leeren Worthülsen" und seinem "klerikalen Dünkel". Sie warnen vor einer Gemeinschaft der "Nachbeter und Kopfnicker", so der Bericht.

Woher kommt sie, diese Anmaßung, woher kommt die unbescheidene, dreiste Art, Wahrheit zu reklamieren. Im Stand der Gnade sind diese Herren alle nicht. Sie sind messweinbesoffen von der Mission, die christliche Leitkultur zu verteidigen, wogegen auch immer. Und wenn es eng wird und die Kritik in der Öffentlichkeit deutlich, dann haben sie einen nationalen Hörfunk mit Jürgen Liminski als freundlichen Abholer von Statements.

Wenig Leitkultur – viel Leithammel- und Herrschaftsgebaren.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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