Preußische königliche Frauenleben

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Der Wunsch nach historischem Ausgleich motivierte mich, mal wieder in konzentrischen Kreisen ums Schönhausener Schloss zu wandern.

Luise

Das tue ich, während man im „westlichen“ Charlottenburg der Königin Luise (1776-1810) gedenkt, mit viel Brimborium und Zuschreibungen, die eher bürgerliche Träume und bürgerlicher Jungmädchen einstige Hoffnung bebildern.

Es ist jene tröstende Hoffnung, welche einst flüsterte, auch wenn man aus Vernunft und von Verwandten arrangiert heirate, könne die Liebe immer noch kommen. Was vielleicht gar nicht so falsch ist, aber doch ein typisch preußischer Traum. Pflicht wird mit Neigung belohnt.

Und hat es das königliche Paar nicht vorgemacht? Nachdem Friedrich Wilhelm von Preußen Luise, Prinzessin von Mecklenburg Neustrelitz im Jahre 1793 geheiratet hatte, begannen sie, sich zu lieben und bekamen viele Kinder. Es gibt ja solche sexuellen ehelichen Spätoffenbarungen. Es kann schon passieren, dass es - wider Erwarten - passt und – wider Erwarten - sogar miteinander.

Außerdem – auch das lieben die Menschen sehr – pflegte das Paar einfache, in diesen Kreisen ungewöhnliche Umgangsformen. Man duzte sich und sprach voneinander als von „meinem Mann“ und „meiner Frau“. Spaziergänge ohne Gefolge auf der Straße Unter den Linden, Besuche von Volksbelustigungen wie dem Berliner Weihnachtsmarkt und dem „Stralauer Fischzug“ entsprachen“, verbanden ebenfalls mit der bürgerlichen Welt.

Die schöne Luise Leuwerik (ach nee, Leuwerik heißt die Schauspielerin), eine deutsche Königin und Mutter, die sogar Napoleon beeindruckt hat.

Gegenwärtig -neumodisch upgedatet - ist sie eine preußische Lady Di., eine Königin der Herzen. www.fembio.org/biographie.php/frau/biographie/luise-von-preussen/

Jahre zuvor...Elisabeth Christine

Meine Sympathie gehört einer anderen, fast vergessenen historischen Gattin, die im – inzwischen wiedereröffneten Schloss Schönhausen - Jahrzehnte ihres Lebens verbrachte. Ich denke an Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel-Bevern (1715-1797), des Preußenkönigs Friedrich II. ausgesuchte Gattin.

Als sie im Jahre 1733 den preußischen Thronfolger heiratete, konnte sie überhaupt keine Hoffnung hegen, denn sie ehelichte einen traumatisierten Menschen.

Hinter dem jungen Friedrich lagen eine Kindheit unter den Exerzitien und Schlägen des väterlichen Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I. Dies ist hinlänglich literarisch bearbeitet u.a. von Heinrich Mann („Die traurige Geschichte von Friedrich dem Großen).

Hinter ihm lag die Erfahrung einer höchstwahrscheinlich homosexuellen Freundschaft zu dem jungen Offizier Hans Hermann Katte. Misslungen war die gemeinsam mit dem Pagen Keith und Katte geplante Flucht nach London.

Der Hinrichtung des Freundes in Küstrin musste der junge Kronprinz als Zeuge beiwohnen, auch das oft beschrieben und bekannt.

Was bleibt übrig von solch einem jungen Mann, wenn er sich verheiratet? Einer, der versucht mit dem Morgengrauen an dem Katte starb, fertig zu werden.

Einer, der sich den Künsten noch verstärkter zuwandte und sich – damit man ihn nicht länger der „effeminierten“ Neigung verdächtigte – ordentlich verlobte, wie es der Vater wollte. Einer der seinen Gehorsamsfrieden mit dem Vater machte und feierlich – umrahmt von Ballett und Musik - Hochzeit feierte, um sich dann der Ehefrau weitgehend zu entziehen.

"Man will mich mit Stockschlägen verliebt machen", hatte er geklagt. Seine Braut fand er "nicht hässlich, auch nicht schön" aber er meinte, dass sie „gottesfürchtig“ sei. Viel mehr an Interesse weckte sie nicht.

Die junge Elisabeth Christine aber, die die Vergangenheiten ihre Mannes gekannt haben muss, machte das Beste aus einer Ehe, deren Vollzug ziemlich unwahrscheinlich ist. Während sie in den ersten Ehejahren in Rheinsberg noch am Hofleben des jungen Kronprinzen teilgenommen hatte, wurde sie zunehmend von seinen Residenzen ferngehalten, sah Schloss Sanssouci nur ein einziges Mal in ihrem Leben – als der König abwesend war – und lebte ab 1740 im Sommer in Schönhausen und im Winter im Berliner Stadtschloss. Der König besuchte sie nie im sommerlichen Schloss.

Sie bestellte den Park des Schlosses, zog Pflanzen auf statt königlicher Thronerben. Die Seidenraupenzucht nach Berlin gebracht zu haben, wird zu ihren Verdiensten gezählt. "Madame sind stärker geworden", soll der König zu ihr gesagt haben, als er sie nach sechsjähriger Trennung im Stadtschloss einmal wiedersah.

Auch mir scheint es so, sie ist wirklich stärker geworden. In dieser Ehe aus der Ferne, hatte sich ohne Ressentiment eingerichtet, ließ kein böses Wort gegen den König verlauten. Dies sicherlich der Räson ihrer Stellung verpflichtet. Wenn ich über sie nachdenke, vermute ich, dass sie vielleicht auch aus Mitgefühl mit des Königs schwieriger Vergangenheit kaum aufbegehrte. Aber das ist auch eine sehr neuzeitliche Wunschvorstellung.

...und danach ...Friederike von Preußen

Das Schloss Schönhausen nahm im Jahr darauf eine Schwester von Königin Luise, Friederike (1778-1841), auf, die sich – nach höchst unglücklicher Verheiratung und erster Witwenschaft - ebenfallsauf hierhin zurückzog. Zahlreiche Affären sagte man ihr nach und ihr wechselvolles und unstetes Leben – immer am Rande des Skandals – war in aller Munde. Immerhin – sie hat dem Park von Schönhausen durch den großen Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné sein heutiges Gesicht geben lassen.

Und während ich ihn – wie fast jeden Tag - durchwandere denke ich an dieses Frauenleben, das mir wegen der Kurvigkeit dieses Lebenswandels auch gefällt, besser jedenfalls als die so gut zur Ikone taugende Luise mit ihrer Musterehe.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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