Schillers Geburtstag und schüttelnde Einsichten

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Im Jahr 2005 - zu Schillers 200. Todestag - habe ich in einem Buchladen eine Geschenkpackung gesehen, in der sich kleine Büsten von Schiller und Goethe befinden. Beim näheren Betrachten stellte sich heraus, dass die beiden Klassiker als Pfeffer-und Salzstreuer dienen sollen. Aus welchem Kopf nun der Pfeffer und aus welchem das Salz rieseln soll, konnte ich nicht erkennen. Aber im Grunde liegt das ja auf der Hand.

Diese Art von souvenirmäßiger Ausschlachtung des Klassikergedenkens regt niemanden mehr auf, man nimmt das eher ironisch.

Ich war ja selbst beinahe versucht, dieses Teil als Gag zu erwerben. So, wie ich mir in Lübeck die Kaffeetasse mit der Thomas Mann Familie gekauft habe. Ich trinke heute noch draus und manchmal wendet sich sogar mein Sinn dabei dem großen „raunenden Beschwörer des Imperfekts“ zu.

Ich kaufte damals also nicht, aber das tut mir inzwischen Leid, denn es traten Ereignisse ein, die der zweckentfremdeten Klassikerverwendung noch zusätzliche Würze verleihen.

Als ich nämlich wenig später ein Feuilleton über die Auswüchse des Schillerjubiläums hörte, fiel folgender herrlicher Satz:

"Schiller muss man schütteln, um herauszufinden, was er uns heute zu sagen hat. "

Ich fragte mich die ganze Zeit, ob der Autor von der Pfeffer- und Salz-Streuer-Branche den Auftrag hatte, diesen verkaufsfördernden Satz zu verwenden. Aber nein, es war damals in der Rede des thüringischen Miniserpräsidenten zum Gedenktag enthalten.

Und ich frage mich, ob es nicht absolut „hip“ ist, so was zu besitzen, wenn man so schöne Zufallszusammenhänge damit verbinden kann. Wie auch immer – so etwas Herrliches aus dem realen Leben muss mitgeteilt werden.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden