Also, wie isses denn nun mit dem Tschurnalismus. Er ist ja nicht nur Tagespolitik. Im guten Falle ist er ein Handwerk, im besseren ein künstlerisches Handwerk, im besten Falle eine Kunst und im schlechteren - ein Kunsthandwerk. Und im allerschlechtesten isser "was mit Medien".
Da gibts trotzdem noch so schöne Beispiele von Leuten, die in dieser Profession ihren ganz eigenen Klang schaffen, gleich erkannt werden, was sehr nützlich ist. Denn man kann entweder in Deckung gehen oder sich drauf mit Vergnügen einlassen. Journalisten wollen - neben den Erkenntnissen, die sie verschaffen sollen - auch selbst erkannt werden und damit meine ich jetzt nicht nur Tom Buhrow. Es gibt eben bekannte Journalisten und berüchtigte Journalisten. Alles ist drin. Das sind ganze Lebensläufe, die sich da ergeben. Beispiele liefere ich in der Kürze nicht.
Für die Verzagten hätte ich hier aber ein schönes Lied zum Mitsingen. Ich werde immer ganz fröhlich davon.
So gehts los
Lustig, lustig, Ihr lieben Brüder,
legt mal all die Arbeit nieder
und trinkt ein Glas Champagnerwein
Denn unser Handwerk das ist verdorben
Die besten Saufbrüder sind gestorben
Es lebet keiner mehr als ich und Du.
So muss es ja nicht sein. Manches Handwerk wird nutzlos, andere sind von zeitloser Bedeutung. Früher hat der Nachtwächter angesagt, was die Glocke geschlagen hat, heute sinds die Journalisten. Das sind doch Fortschritte, obwohl manche Journalisten Nachtwächter geblieben sind.
Kommentare 14
Nicht immer kann man Journalismus und Lobbyismus unterscheiden. Wenn Spiegel-Online über die Riester-Rente schreiben lässt, drängt sich dieser Verdacht auf, weil gleichzeitig ein Werbe-Link zu einer Versicherung, die Riesterverträge anbietet, klickbar ist. Der Verdacht verstärkt sich, wenn der Journalist die Endsumme des Riestervertrages nennt, jedoch den tatsächlichen Wert in Kaufkraft, also die Geldentwertung, außen vor lässt. Zu den Journalisten zählen auch solche, die etwa Geschäftsführender Redakteur beim "New Investor" waren und später beim Spiegel die Aufgabe haben, über "neue Produkte und Kampagnen der Finanzdienstleister" wie der hier Erwähnte zu schreiben. Journalisten, die sich mit Politik beschäftigen, die Augstein'schen Demokratie-Retter, dürften eine Minderheit in dieser Berufssparte sein. Die Verschleierer, die nur den Schein vermitteln, etwa Sportreporter, Society-Schönschreiber oder Börsen-Berichterstatter, bilden das Gros der Journalisten, wenn sie nicht schon gänzlich die Seiten gewechselt haben und in der PR-Branche ihren Dienst tun.
Nicht immer kann man Journalismus und Lobbyismus unterscheiden.
Ach, Ach Achtermann, wem sagen Sie das. Singens lieber mit.
"Und wer das alles hat gesehen
der kann getrost nach Hause gehen
und nehmen sich ein junges Weib"
:-)))))))))))
Liebe Magda,
schönes Lied, singen aber auch meistens Menschen in Bierlaune oftmals weit nach Mitternacht, die im studentischen Verbindungsleben aktiv unterwegs sind.
Wer heute als junger Mensch nach dem Abitur Journalismus studiert, muss ÜberlebenskünstlerIn sein, denn die Prognosen für den Arbeitsmarkt von Journalisten sind wahrlich nicht das Gelbe vom Ei. Kommunikationswissenschaftler sind angeblich der Meinung, dass immer weniger Journalisten von ihren Einkünften leben können und zusätzlich für ein Zusatzeinkommen sorgen müssen. Doch Menschen, die in anderen Branchen arbeiten, müssen ja auch nicht selten einen Zweitjob annehmen. Tendenz steigend!
Tja und wenn ich lese oder mitbekomme, dass manche „Möchtegernjournalisten“ ihr Unwesen treiben und Zeilen verfassen, weil sie zuvor gesammelte Daten entweder nicht richtig lesen können oder wollen und dann falsch weitergeben, so dass oft Meldungen nicht ganz der Wahrheit entsprechen, dann fragt man sich, was da in der Branche schief läuft. Gerade auch im kulturellen Bereich sind KünstlerInnen oftmals der Willkür von JournalistInnen in den Kulturabteilungen von Tageszeitungen ausgesetzt. Wer keine Connection aufbauen kann, scheitert oftmals an der Arroganz von Journalisten. Und wenn man als kleiner Künstler deswegen meckert, stänkert, wird man erst recht ignoriert. Woher ich das weiß? Ich hab‘ schon die tollsten Ignoranz-Storys erzählt bekommen. Natürlich muss man dann abwägen, ob diese stimmen, ob es vielleicht doch am jeweiligen Künstler lag. Und wenn ich an den Promi-Klatsch denke, das Hinzuerfinden, dieses Genre der GeschichtenerfinderInnen unter den Journalisten, da wird mir sowieso immer übel. Ich hab‘ heute wieder Tratsch beim Friseur gelesen, aber holla die Waldfee. ;-) Mir tun die seriösen Journalisten leid, die mit Herzblut und Fachwissen agieren und nicht immer so gewürdigt werden, wie es eigentlich sein sollte. Die z.B. Skandale aufdecken, sich oftmals in Lebensgefahr begeben, damit „Schweinereien“ ans Tageslicht kommen…
"Denn unser Handwerk, das ist verdorben..."
Liebe Grüße
Corina
liebe magda,
die tagschreiber sind nicht lauter tagelöhner. se bewegen sich meist aber heutzutag in die richtung.
die steigerung von journalist ist blogger, weil der journalist früher für den nächsten tag (im blatt) schrieb. der blogger schreibt für den augenblick virtuell aus der la meng.
kriegte der erstere noch lohn, erntet letzterer fleißigen hohn. das b in blog reimt sich (buch)stäblich auf billig.
positiv ist der buchautor, komparativ der journaliste, super(lativ) der blogger;-)
grüße, hy
"Früher hat der Nachtwächter angesagt, was die Glocke geschlagen hat, heute sinds die Journalisten. Das sind doch Fortschritte, obwohl manche Journalisten Nachtwächter geblieben sind"
Magda!, Danke für die sangesfroh dämliche im Sinne von herrliche Pointe!
NUR!:
Es geht ja nicht um Journalimus bei der gegenwärtigen Diskussion um Paywall oder nicht, sondern darum, dass sich unter den Zeitungsmachern so eine Art "Last Order Goldgräberstimmung" von Zeitungspantschern breitmacht, die unter Zeitungsmacherei zunehmend, siehe BILD einen asymmetrisch überteuerten "Häppchen Journalismus" verstehen.
Nur ein kleines Beispiel für den drohenden Exitus des Handwerks: in der FR von heute wird auf der als wichtig erachteten Themendoppelseite ein Interview mit dem Europa-Abgeordneten Jo Leinen (SPD) wiedergegeben (ja, den gibt's noch). Es geht um die Reaktion Hollandes auf eine ziemlich harsche eurokommissarische Zumutung gegenüber Frankreich. Und was sagt er? Das sture Festhalten an eienr Zahl führt da nicht weiter. Frei nach Heine sage ich: Deutsch zu sein heißt, etwas nur um seiner selbst Willen (!) zu tun.
Das Zitat ist natürlich falsch zugeordnet. Richard Wagner war's, der dekretierte: deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun. Adorno fand, unleugbar sei die Selbstgerechtigkeit des Satzes, auch der imperialistische Unterton (überprüftes Zitat).
Nun irrt sich jeder fast täglich, selbst Lehrer. Doch wäre es die Aufgabe des Journalisten gewesen, dies zu erkennen, zumindest das Zitat nachzuprüfen. Schließlich sollte dem Interviewten eine gewisse Peinlichkeit erspart bleiben.
Warum geht so etwas in der FR durch? Stress? Gleichgültigkeit? Mangel an Bildung? Unterbesetzung? Kein Gegenlesen? Unterschätzung der Leser? Verachtung der Interviewten? Verachtung der Journalisten? Zynismus? Tauschwertorientierung der Texte? Kreuzen Sie das Richtige an.
Herrlich hy - mit Deiner neuen Hierarchie, treu nach der Bibel: Die Letzten werden die Ersten sein.
"die steigerung von journalist ist blogger, weil der journalist früher für den nächsten tag (im blatt) schrieb. der blogger schreibt für den augenblick virtuell aus der la meng."
Nee, Blogger schreiben nicht nur für den Augenblick. Auf mich trifft das - hin und wieder, aber auch nicht immer - schon zu. Aber, ich denke, Du meinst es vielleicht auch mehr im Sinne von "aktueller". Das ist auf jeden Fall wahr. Ist aber auch nur ein Aspekt der Bloggerei. Es kann auch was Dauerhafteres sein, selbst wenns vorübergehend im Orkus verschwindet. Die Blogs sind so verschieden.
Wichtig ist für mich auch bei der Bloggerei, dass was zusammenkommt, dass Kommunikation entsteht mit anderen. Da ist der Freitag schon gut als Plattform.
"Es geht ja nicht um Journalimus bei der gegenwärtigen Diskussion um Paywall oder nicht,"
Nee, aber so wie Jakob Augstein die Schwerpunkte gesetzt hat, verlockte mich das doch zu einer kleinen Spötterei.
Wichtig ist für mich auch bei der Bloggerei, dass was zusammenkommt, dass Kommunikation entsteht mit anderen. Da ist der Freitag schon gut als Plattform.
das kann ich unterstreichen, liebe magda. dass was zusammenkommt, dass kommunikation entsteht. darum ist auch für mich das tägliche betasten der gruppe im freitag schon so normal, dass ichs manchmal bedenklich finde.
und wir lernen einander im laufe der jahre kennen trotz nicks und anonymitäten. tagebuch- und zeitungsschreiber treffen sich hier in der kleinen öffentlichkeit der fc. manche halten durch, andere fallen raus. wir durchhalter haben keine hohen erwartungen vom betrieb hier. wir scheinen aber zu bekommen, was wir erwarten.
in letzter zeit frage ich mich, ob nicht eine audioversion des austauschs im netz existiert oder möglich wäre...
grüße, hy
Warum geht so etwas in der FR durch? Stress? Gleichgültigkeit? Mangel an Bildung? Unterbesetzung? Kein Gegenlesen? Unterschätzung der Leser? Verachtung der Interviewten? Verachtung der Journalisten? Zynismus? Tauschwertorientierung der Texte? Kreuzen Sie das Richtige an.
Von allem was, würde ich da sagen.
Ja, Sorgfalt ist auch noch so eine Sache. Aber, ich bin da ein bisschen vorsichtig. Manchmal muss einfach was schnell gehen.
An Jo Leinen übrigens erinnere ich mich noch. Der gehörte doch immer zur sehr linken Seite der SPD - auch einst in der Doppelbeschluss-Geschichte. Genau weiß ich es auch nicht mehr.
Stimmt, ein Journalist sollte Zitate prüfen. Mir fällt da noch eine andere Geschichte ein.
https://www.freitag.de/autoren/bastian84/cicero-linke-sind-schuld-am-nsu-terrorismus
Der zitiert ein Blogger sehr interessant einen Autor, der bei Cicero http://www.cicero.de/berliner-republik/deutschland-am-pranger-nsu-sind-wir-nun-zschaepe/54420folgendes geschrieben hat.
"Nicht nur türkische Medien und Regierungsmitglieder bis hin zu Vize-Premier Bekir Bozdag bezichtigen Deutschland des mehr oder weniger offenen Rassismus’, bei dem ihre Landsleute Tag für Tag um Leib und Leben fürchten müssen. Auch in Deutschland selbst wird dieses Bild gezeichnet. Mutmaßungen über „blinde Polizisten, unfähige Verfassungsschützer und tölpelhafte Richter“ werden zu einem trüben, braunen Sumpf zusammen gerührt und letztlich als Beleg angeführt, dass Paul Celan [wurde später ohne Hinweis berichtigt: Berthold Brecht] in seiner „Todesfuge“ eben doch die Wirklichkeit gereimt hat: Der Schoss ist fruchtbar noch!"
Nach meinem Hinweis also erklärte er, dass das der Cicero später stillschweigend geändert hat. Und dann hat er nun wieder ein bisschen verkehrt verbessert. Das muss Dich doch auch an was erinnern. :-))))))
Und mir fällt noch der uralte Journalisten-Kalauer ein:
Berichtigung: In unserer letzten Ausgabe berichteten wir über die Ankunft des Kornprinzen, nach entsprechendem Hinweis berichtigen wir: Es muss natürlich heißen: Der Knorrpitz erschien mit seinem ganzen Gefolge.
Und der Fritz J. Raddatz - so ein journalistisches Urgestein - stolperte sehr über ein falsches Goethe Zitat oder eine falsche Zuordnung:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13515834.html
Besser kann man aber sagen: Er wurde mit Lust gestolpert, der Raddatz.
Die Journalisterei ist ja in manchen Genres auch ein Piranha-Becken, da freut man sich über jeden Fehltritt ob beim Zitieren oder beim Recherchieren.
Und manchmal sind falsche Zitate oder so ja auch historisch von großer Tragweite.
Gruß
in letzter zeit frage ich mich, ob nicht eine audioversion des austauschs im netz existiert oder möglich wäre...
Das wäre ein prima Auftrag an einen modernen Komponisten. Das gäbe ein Klanggestrick. :-))
Sehr schöne aktuelle Fassung der immer gleichen Frage. :-))
Hihi, das kommt, wenn man - journalistisch - den "Mut zur Lücke" hat und nicht zu lange nachdenkt, was man schreibt. :-)))))))))))
Liebe Magda,
vielleicht brauchen wir einfach mehr Mut zu Freitagsdemokratie!?
http://www.freitag.de/autoren/daniela-waldmann/liebe-freitag-community-freitag-redaktion