Schwieriger Alltag

Eltern und Kinder Hier im Dreh wohnen viele ältere Ehepaare, die ihre gehandicapten, erwachsenen Kinder zu Hause betreuen. Immer wieder sehe ich einige von ihnen auf der Straße.

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Ein Sohn hat eine so hundsgemeine Knickung in der Wirbelsäule, dass er den Kopf nicht heben kann. Er muss ihn seitlich halten. Das muss so unendlich anstrengend sein. Die sind aber noch jünger. Er vielleicht so um die 30.

Bei anderen schlägt das Alter zu. Frau L. bei uns im 6. Stock ist 86 Jahre alt und hat bis vor kurzem noch jeden Einkauf erledigt. Ihr Sohn - auch fast 60 oder drüber - kann durch eine Muskel-Nerven-Erkrankung (genau weiß ich das nicht) nur mit Krücke, orthopädischen Schuhen und enormem Kraftaufwand laufen. Sie ist vor kurzem von der Leiter gestürzt und hat sich den Knöchel gebrochen. Er hat ein behindertengerechtes Auto, aber durch eine Stressreaktion hat er beim Rausfahren aus der Parklücke Gas gegeben statt zu bremsen und ist auf einen anderen Wagen gekracht.

Im vorigen Jahr ist er, nachdem er aus dem Taxi gestiegen ist, fürchterlich nach hinten gefallen. Ich wollte ihm aufhelfen mit der Folge, das wir beide dann - auf "halber Höhe" noch mal hinkrachten. Ich habe eingesehen, dass ich ihn allein nicht wieder nach oben kriege und habe den Hausmeister, der - mit dem Kopf zur anderen Seite - vorrüber radelte energisch um Hilfe gebeten. Mann das war ein Akt, dabei ist der Nachbar gar nicht so schwer

Heute - ich wollte gerade zum kleinen Supermarkt - kam er mir entgegen. Leichenblass und sich auf ein Geländer stützend. Ich habe ihm schnell den Einkaufsbeutel abgenommen und bin wieder mit zurück. Eine junge Familie versperrte gerade mit allen erjagten Einkäufen den ohnehin schwer zu erklimmenden Eingang. Mühsam stieg er die Treppe hoch und wir sind zusammen zum Fahrstuhl. Das ist nicht behindertengerecht mit den Treppen.
Lange wird das nicht mehr so gehen. So weit ich weiß, haben sie auch Hilfe, aber am Wochenende wahrscheinlich nicht. Das ist schon alles ziemlich stressig.

Es ist gut, wenn man sich kennt, er beflirtet mich ja immer ein bisschen, der Sohn. Da gehts leichter mit dem Helfen lassen. Ich bin auch nicht sehr geschickt und erfahren in solchen Sachen.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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