Soziokulturelle Arbeit - konkret

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Also das war so. Ich habe heute einen Vortrag gehalten, um das soziokulturelle Niveau im Stadtbezirk Pankow zu heben. Ich finde das richtig gut von mir.

Es war ein sehr gemischtes Publikum, weshalb ich mich, um Interesse zu wecken besonders anstrengen musste. Es gab Damen, deren Blick - wenn er nicht auf dem Kuchenteller ruhte - das Jenseits schon ins Visier genommen hatte. Es gab Damen, die wollten eigentlich nur in Ruhe mit der Nachbarin einen schnacken. Es gab - in so einem soziokulturellen Laden - auch immer Durchgangsverkehr.
Und - manchmal ist alles auch organisatorisch ein bisschen verquer. Die einen sagen, es fängt um 14 Uhr an ,die anderen sagen, es fängt später an und vorher ist immer Kaffeetrinken. Und andere finden, dass früher mehr Zeit zum Quatschen war und nicht soviel Vortrag.

Der größte Gag begann schon am Anfang. Wir standen an der Musikanlage, die wir vom Radiobetrieb auf das Abspielen von CDs umrüsten wollten. Es ging nicht, der Ton war weg. Warum, wieso, wo wir doch auf CD gestellt hatten.
Wer weiß hier ,wie das geht, wo ist die Gebrauchsanleitung, wo ist der technisch versierte Herr, der sonst immer guten Rat wusste. Wir hockten grübelnd und ratlos vor der Technik.

Am Ende kam die Küchenfrau, eine Person von über 1,80 Meter, guckte uns besorgt an und drückte einen Knopf und es ging. "Sie dürfen nicht CD drücken, bei dem Ding hier muss man DVD drücken". Aha.

Es entstanden weitere Probleme.Es war eine Zielgruppe, die mit meinem Thema nicht so richtig gut bedient war. Wie erzeugt man bei älteren bis steinalten Damen einen Interessenschub für die Abenteuer einer sehr promisken und höchst leichtlebigen Person wie der der Gräfin Franziska zu Reventlow? Keine Ahnung. Am Ende durch ganz gute Dramaturgie und - ganz wichtig - durch Musik. Das war der Knaller, diese musikalischen Einlagen zum Text. Von Bizet bis Beethoven. Dafür war meine freundliche Sekundantin zuständig.

Ich bestreite nicht, ich war glücklich, als wir das so halbwegs über die Runden gebracht haben. Und - als mir am Ende ein winzig kleines Honorar übergeben wurde, war ich auch gerührt. Eigentlich hatte ich mit gar nichts gerechnet.

Am Schluss kamen freundliche Damen, die sich bedankten und dann kam eine Dame zu uns, sehr angeregt und gerührt. Sie haben mir eine große Freude gemacht, das war so interessant und hat mich so abgelenkt. Wissen Sie, mein Mann war auch Schriftsteller und das was Sie so erzählten hätte ihn sehr erheitert. Ich sage nicht, wer die Dame war, aber den Autor kenne ich und - ab da war alles wieder so halbwegs im Lot.

Also - ein Erfolg, trotz allem.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden