Linke Identitäten

Streit Bei der linken "konkret", von deren Existenz ich nicht so viel mehr mitbekomme, gibt es Streit. Es gibt Autor:innen, die sich -wegen der Haltung zur russischen Aggression - entschlossen haben, nicht mehr für das Blatt zu schreiben.

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In der Erklärung der Autoren Warum wir nicht mehr für konkret schreiben
heißt es:
"Der März-Titel („Nato-Aggression gegen Russland“) hätte einen Einschnitt bedeuten müssen. Zwar haben viele nicht daran geglaubt, dass die russische Staatsführung mit ihren Drohungen ernst machen würde. Aber dass es in Wahrheit der Westen sei, der einen Überfall vorbereite, hat nicht einmal der Kreml selbst behauptet. Diese Stilisierung Russlands zum unschuldigen Opfer, samt Ausblendung des Aufmarsches von hunderttausend Soldaten an der Grenze zur Ukraine, wäre selbst dann fürchterlich gewesen, wenn der Einmarsch nicht erfolgt (oder, realistischer, lokal begrenzt geblieben) wäre. Durch das russische Vorgehen wurde der Titel, ob nolens oder volens, zu noch Schlimmerem: einem Stück Kriegspropaganda."
Darob erhob natürlich sich eine heftige Debatte.
Auch konkret selbst bezog dazu kämpferisch Stellung. Die Autoren seien zum großen Teil gar nicht mehr für konkret tätig gewesen und alles sei eine Mischung aus Halbwahrheiten und Lügen usw. usw.

LINKE als entschlossene Identitätsbewegung?

Ich frage mich, ob die "LINKE" - in ihrer Breite und Länge - nicht die entschlossenste und dogmatischste Identitätsbewegung ist, die es gegenwärtig zu beobachten gibt. Das liegt doch eigentlich auf der Hand: Viele "Linke" kritisieren alle, die sich mit ihren Benachteiligungen und Problemen in der Gesellschaft zu Wort melden und denunzieren sie als spalterisch und die Kräfte dezimierend, die es für die Überwindung ausbeuterischer Verhältnisse wirklich braucht.
Allen voran Sahra Wagenknecht, die sich inzwischen so "gespalten" verhält, das sie - vorübergehend - allein noch übrig zu bleiben scheint.
Aber auch in anderen linken Strömungen und Gruppen scheint es die Tendenz zu geben, sich erstmal wieder gesund zu spalten bis nur noch die "wahren Linken" übrigbleiben. Nicht nur der Krieg in der Ukraine ist dafür ein Beispiel - es gibt viele davon. Die "woken" Linken gegen die "wahren" Linken. Es ist wirklich nicht zu glauben. In diesen Zeiten. Da gibt es Linke, die spotten verwegen über diese ganzen sexuellen Identitäten, aber brauchten bald vielleicht auch ein hilfreiches Abkürzungsverzeichnis für all ihre durch Abspaltung und linke Identitätsbehauptung entstandenen Gruppen und Grüppchen, die miteinander nichts zu tun haben wollen.

Die vielen "Väter aller Dinge"

Es gibt ja diesen - sehr verkürzt verstandenen - Spruch "Der Krieg ist der Vater aller Dinge". Wenn statt "Krieg" besser "Streit" gesagt wird, so stimmt das bei der Linken und ist eigentlich gar nicht so nutzlos. Aber, sie streiten ja nicht eigentlich, sondern fallen übereinander her, dass es nur so eine Art hat. Ob deren Gezerre und Gemecker wirklich der "Vater" aller Dinge ist, das weiß ich nicht. Aber es sind ne Menge Patriarchen da bei vielen Linken im Einsatz, deren einigendes Moment eher ihre ramponierte Männlichkeit zu sein scheint.
Jegliches hat seine Zeit/
Steine sammeln, Steine zerstreun/
Bäume pflanzen/Bäume abhaun/
Leben und Sterben/
Und Frieden und Streit
(Die Puhdys nach der Bibel)
Ach ja, was ist heute links fragen sich viele. Ich mache es mir mal leicht in der Sache. Es gibt einen Publizisten namens
Er lebte ein widerspruchsvolles und engagiertes Leben.
Es gab - Anfang der 90er Jahre - ein Interview mit ihm. Da war er schon sehr gebrechlich und wurde befragt, was heutzutage links sei. Er suchte nach einer kurzen schlüssigen Antwort. Links sein sollte immer bedeuten - anständig sein. Sehr einfach, ziemlich unpolitisch, aber vielleicht geeignet zur Besinnung.
Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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