Unter ständigem Beschuss

DDR-Geschichte Ich habe das Gefühl, dass sich Stasi-Enthüllungen häufen, wenn mal wieder NSA-Skandale am Horizont aufziehen oder andere unangenehme Fakten an den Tag kommen.

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So war heute im Kurier über die traurige Kindheit im Stasi-Elternhaus von Angela Marquardt zu lesen, während anderswo die CIA-Verstrickungen in die Aktivitäten der Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KGU), ein Thema sind.

Wenig Überraschung

Ein Historiker hat die Aktionen dieser antikommunistischen Gruppierung näher untersucht und ist zu Resultaten gekommen, die niemanden überraschen. Schon im Jahr 2009 hat der Historiker Enrico Heitzer auf die Braunen Wurzeln dieser Kampfgruppe verwiesen und eine Doktorarbeit angekündigt, die jetzt vorliegt und ein entsprechendes Echo findet.

Der „Spiegel“, der diese Arbeit das in seiner nächsten Ausgabe vorstellt, hat in den Tiefen seiner Ausgaben z. B.

1952

1958

umfassende Beiträge über diese Kampfgruppe – einschließlich der CIA-Beteiligung archiviert.

Dass sich Anschläge gegen Brücken und Eisenbahnlinien besonders in Leipzig häuften, erinnere ich sogar noch. In meiner Kinderzeit in den fünfziger Jahren in der sächsischen Stadt wurden Aufklärungsbroschüren verteilt, in denen vor Anschlägen gewarnt und auch auf die Opfer dieser Anschläge verwiesen wurde.

"Ostzonale" Übertreibungen?

Damals dachte ich, dass dies mal wieder die üblichen „ostzonalen“ Übertreibungen sind, denn wir waren sehr gegen das Ulbricht-Regime eingestellt.

Die Doktorarbeit habe erforscht - so der Spiegel – dass es nicht zu Todesopfern gekommen sei. Aber, gefährdet wurden Menschen, wenn Brandanschläge mit Phosphorampullen auf Verkaufsstellen verübt wurden.

Der Spiegel berichtet noch vorab:Die Stasi und der sowjetische Geheimdienst verfolgten die KgU mit großer Härte. Insgesamt wurden wenigstens 1072 KgU-Leute verhaftet. Die Sowjets erschossen mindestens 121 von ihnen, die DDR richtete 5 hin.

Schon bei den Kommentaren sowohl beim Spiegel als auch bei der FAZ wird die Zwiespältigkeit des Umgangs mit diesen Fakten deutlich.

Es entstehen Fragen:

Rechtfertigt der Kampf gegen ein „Unrechtsregime“ auch die Inkauffnahme von Todesopfern?

Ist es – unter diesen Aspekten – berechtigt, die Paranoia der DDR-Oberen, ihren Kontroll – und Überwachungswahn teilweise zu verstehen.

Ist der „Mauerbau“ unter dieser ständigen Bedrohung differenzierter zu bewerten? Vor allem, wenn man die KgU nicht als einzige der gegen die DDR gerichteten Kräfte sieht. Westberlin war der Standort unzäglicher Geheimdienste und Akteure gegen die DDR.

Es ist ermutigend, dass die gesamte Entwicklung und die DDR-Geschichte endlich einmal auch unter dem Aspekt des beständigen Angriffs und Kampfes von außen betrachtet wird. Und vor allem, dass so eine Arbeit den Weg in überregionale Medien und damit mehr Beachtung findet.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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