Video-Blog 2: Liebe Juliane: Vatertöchter - Töchtersehnsucht?

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Kürzlich sah ich mal wieder in einer Familienserie einen Dialog zwischen zwei älteren Herren: „Hast Du Kinder?“ „Soweit ich weiß nicht“ Und dann lachen sie verständnisinnig. Mich trifft das immer leicht ins Herz, denn ich habe keinen Vater. Er ist einer der Soldaten, die im Nachkriegsdeutschland auf eine Frau trafen. Und es entstand ein Kind, das nicht geplant war. Das war in Lörrach im Schwarzwald im Jahre 1945. Er war ein Elsässer, der als Offizier auf französischer Seite gekämpft hatte und er war anderswo längst verheiratet. Eine Geschichte für sich und die Vaterschaft hat er nie anerkannt.

Es ist wie eine Ablehnung fürs Leben, wenn man mit der Erkenntnis aufwächst, dass man den Vater nie interessiert hat. Was ich schilderte, betrifft sicherlich auch Jungen. Über Willy Brandts uneheliche Geburt wurde viel und Hämisches geschrieben, seine Vaterlosigkeit war ein Medien-Thema. Auch Gerhard Schröders Vaterlosigkeit wurde immer mal wieder in den Medien zum Thema, um ihm Wurzellosigkeit und Prinzipienlosigkeit vorzuwerfen. Dass es den Jungen an männlichen Vorbildern fehlt, nicht nur in der Schule, sondern auch in der Familie - zunehmend wird dieses Thema präsent. Was aber ist mit Vätern und Töchtern?

Wie sieht es bei Dir aus. Hat Dich Dein Vater geprägt? Hat sein Verhalten auch Dein Verhältnis zu Männern beeinflusst? Oder war es ein Vater, der sowieso nie da war? Ersetzten andere Männer den Vater bei Euch und was waren die Dir? Vor kurzem habe ich den Begriff „Vatertöchter“ gelesen. Einmal wurde er im Zusammenhang mit Angela Merkel verwendet, aber da ging es wohl mehr um diese Wendung von „Kohls Mädchen“. Eigentlich gemeint sind junge Frauen, die vernünftiger sind als der „Durchschnitt“, die „männlich“ gepriesene Tugenden ihr eigen nennen wie Sachlichkeit, Mut usw. Wenn es „Vatertöchter“ gibt, gibt es eigentlich auch gute Töchterväter? Was ist das eigentlich für eine Gesellschaft, in der man im Krimi denkt, wenn da ein Vater und eine Tochter auftauchen, ob das Ganze nicht mit sexuellem Missbrauch zusammenhängt? Werden eigentlich Vater-Tochter-Verhältnisse in Romanen beschrieben ohne dass im Hintergrund gleich ganz andere Assoziationen auftauchen?

Einer meiner Lieblingsautoren,Theodor Fontane, muss ein guter Vater für seine Tochter gewesen sein. Er schreibt ihr immer so schöne Briefe und in seinem Roman „Frau Jenny Treibel“ ist sie das Vorbild der Corinna Schmidt einer kluge, etwas eigenwilligen Person. Er hat aber auch uneheliche Kinder - vielleicht auch eine Tochter, die nie mit ihm Verbindung hatte. Den männlichen Anteil in unserer Familie hat mein älterer Bruder übernommen, aber das ist kein „Ersatz“, auch wenn er manchmal gern den Vater gespielt hat. Eigentlich hat er sich manchmal angestellt, wie man es heute den türkischen Brüdern zuschreibt. Ich wurde zwar nicht bewacht, aber beobachtet. Aber ich frage mich oft, wenn ich über Probleme von Migrantenfamilien lese Sind die Töchter wirklich nur die „Ehre“ und nicht auch von ihren Vätern geliebte Kinder?

Ich hatte als kleines Mädchen Angst vor Männern, ich fand die Väter meiner Freundinnen befremdlich oder langweilig. Wäre es nicht auch ganz gut und wichtig, dem Vater-Tochter-Verhältnis mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Was fehlt, wenn man als Tochter keinen Vater hat? Was fehlt, wenn der Vater nicht wirklich da ist. Fehlt ein Vorbild - ein Mann, ein bisschen zum Üben? Bekommt man ein besseres Gefühl für Männer, wenn man ein vom Vater geliebtes Kind ist? Hast Du Lust, Dich drüber zu unterhalten?

Deine Magda






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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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