Volker Hobracks gekonntes Klappern

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Der Vorsitzende der Straßenbenennungskommission Berlin-Mitte belobigt sich selbst

Klappern gehört zum Handwerk – wer kennt ihn nicht den guten alten Spruch. Ein besonders wackerer Klapperer vor dem Herrn ist Volker Hobrack (SPD), Vorsitzender der Straßenbenennungskommission Berlin-Mitte.

Die taz hat sein rastloses Wirken kürzlich in einem Beitrag gewürdigt.

www.taz.de/1/berlin/artikel/1/strasse-frei-fuer-frauen/

Da heißt es: „Der 65-Jährige sitzt für die SPD in der BVV und ist Vorsitzender der Straßenbenennungskommission. Er sucht - und findet - Persönlichkeiten, die mit einer Straße oder einem Platz in Mitte geehrt werden.“

Eine komplette Ich-AG ist er, dieser Volker Hobrack, er sucht, findet und benennt. Alles in einer Person. Und nicht nur das. Auch die durchaus wichtige Tatsache, dass es seit vielen Jahren Bemühungen gibt, neue Straßen nach Frauen zu benennen, hat er – wie man denken muss - ganz allein zu verantworten. Solange er sich damit schmücken kann, liegt ihm der entsprechende BVV-Beschluss, nachdem Straßen paritätisch zu benennen sind, bis es zu einen Gleichstand der Geschlechter kommt, ganz doll am Herzen. „Straße frei für Frauen“ so die Überschrift in der taz über den rastlosen Streiter.

Andererseits scheint er das nur bis zur nächsten Ecke gut zu finden, denn – zwischendurch und am Ende des Beitrages – lässt er ein merkwürdig kontraproduktives Gegrummel über diesen Beschluss ab und bedauert, dass der Beschluss ihm eine männliche Namensgebung verbietet.

Hobrack scheint ein sehr flinker Arbeiter zu sein, wenn es um die Forschung geht: Er folge den Vorschlägen von Bürgern, sagt er der taz-Reporterin. Wenn er hin und wieder auch mal forscht, dann ist davon vielwortig die Rede.

Fleißige Frauen – völlig ignoriert

Völlig vergessen und ihm auch nicht so wichtig scheint, dass es beim Kulturausschuss Berlin-Mitte seit vielen Jahren einen Straßennamenkommission gibt. Und es war deren Mitglied Sabine Krusen, die gemeinsam mit anderen Frauen Vorschlägen für Frauennamen zusammengestellt und der Kommission unter Volker Hobrack zugänglich gemacht hat.

Das behält er lieber für sich - warum ist nicht ganz verständlich. Will er die Anerkennung nicht teilen, wie es ein fairer Mensch tun würde? Oder gibt’s vielleicht noch andere Gründe, für diesen Ego-Trip?

Beschwerden über eine Publikation

Schon im Jahr 2008 gab es Unruhe unter den Frauen, die sich für die Würdigung von Frauen der Geschichte stark machen. Da erschien eine Broschüre mit dem Titel: „Frauen in Berlins Mitte“, in der Volker Hobrackals Herausgeber zeichnet.

Bei seiner editorischen Tätigkeit hat er allerdings seltsame Sitten an den Tag gelegt. Ein Beschwerdebrief – ergangen von einer auch in der Geschichtsforschung tätigen Fraueninitiative – www.frauentouren.de/ deshalb an den Bürgermeister des Bezirks geschickt und darum gebeten, dieser Broschüre keine weitere Auflage folgen zu lassen.wurde

In dem Brief heißt es: „Seit mehreren Jahren berät Frau Sabine Krusen die Unterkommission Straßennamen beim Kulturausschuss Mitte zu Straßenbenennungen nach Frauen. Anfang 2005 fanden Gespräche über eine geplante Publikation zu dem Thema statt. Mit Frau Krusen wurde vereinbart, dass sie als Expertin die Inhalte verantworten sollte. Auf der Basis dieser Absprachen arbeitete Frau Krusen vertrauensvoll Textentwürfe zu und übergab sie Herrn Hobrack. Dieser hat ohne Rücksprache oder Genehmigung diese Texte benutzt. Außerdem entspricht die weitere Darstellung der historischen Frauen nicht ihren Leistungen und ist zum Teil sogar fehlerhaft. Quellen- und Literaturhinweise fehlen völlig.“

Ziemlich nachlässig, die Herausgebertätigkeit des Kommissionsvorsitzenden, Forschers und Sammlers von Lorbeeren, finde ich.

Die nächste Straße wird nach Erna Samuel benannt, einer jüdischen Lehrerin, die in Auschwitz ermordet wurde. Mit dem Ausschuss hat er diese Entscheidung nicht besprochen, dafür aber seine Recherchen ausführlichst geschildert.

Schön, wenn jemand so fleißig ist. Noch besser wäre es, wenn redlicherweise in einem Pressebeitrag auch Fleiß und Engagement anderer, aktiv für dieses Anliegen wirkender Frauen und Männer angeführt und gewürdigt würden. Denn so, wie es jetzt daherkommt, kann es nur zu der Schlussfolgerung verleiten, dass sich hier einerfür die vergessenen Frauen einsetzt, aber gleichzeitig die Leistungen der Frauen heute als sein alleiniges Verdienst anheftet. Auch das ist nicht ganz neu in der Geschichte.

Am Ende passt für dieses eitle Gebaren ein abgewandelter Bibelspruch: „Selig, die sich mit dem Säen nicht überanstrengen und doch ernten.“

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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