Vorbei mit Küblach, Stürzing und Deekelsen

Fernsehen Sicherlich ist es so, dass man sich den TV-Vorabend-Serien nur kritisch-ironisch nähern kann. Aber, ich bin erstaunt, wie viel mir davon im Gedächtnis geblieben ist.

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Die Einstellung sowohl von "Forsthaus Falkenau" als auch "Der Landarzt" hat mich beschäftigt. Ich habe beide Serien als merkwürdig verschlungene, aber am Ende doch ganz interessante Transporteure des Zeitgeistes in der Bundesrepublik und nach der deutschen Einheit beobachtet. Mal hatten sie angedeutet kritische Elemente, griffen z.B. eine gewisse neoliberale Härte an. Oder streiften Fragen des Umwelt- und Artenschutzes. Mal war es reiner Klamauk und mal waren auch lebendige Menschen im Spiel. Das richtete sich natürlich sehr nach den Schauspielern. Die meisten waren entweder "klamotten-erprobt", manche aber auch "klamotten-verschlissen."

Ich denke, die Serie "Schafskopf", die Katrin Schuster in ihrem Beitrag kritisch beleuchtet, soll "Forsthaus Falkenau" ersetzen.

Schon vor einigen Jahren löste Hardy Krüger jun. den ehemaligen Förster Rombach (Christian Wolff) ab. Das ging irgendwie nicht auf, denn die Leute wollten schlichtweg den alten Förster nicht modernisiert haben. Oder man hätte anders anschließen müssen. Die Leute goutierten zuviel Unruhe in so einer Serie nicht. Und die Zuschauer waren nun mal Ältere. Jüngere sehen sich das doch gar nicht an.

Im alten "Forsthaus" waren aber sehr gute Schauspieler zu besichtigen.

Walter Buschhoff - ein schauspielerisches Urgestein

Bruni Löbel - auch eine vom ganz alten Schlag und Können

Gisela Uhlen - ebenfalls erste Garnitur

und noch eine ganze Menge anderer wirklich guter Leute.

Mir ging immer nahe, wenn ich den Schauspieler Volkert Kraeft in einer unglaubwürdigen Gutsbesitzerrolle dort sah. Der hat - vor vielen Jahren - die Hauptrolle in einer langen Fernseh-Verfilmung der "Buddenbrooks" gespielt und dies mit Bravour.

Oder Volker Prechtel, der in "Der Name der Rose" eine beachtliche Rolle hatte. In „Falkenau“ spielt er einen Waldarbeiter.

Nach der Modernisierung des "Forsthauses" hat man auch ein paar ältere Schauspiel-Koryphäen eingesetzt - den bekannten Martin Lüttge oder Veronika Fitz. Deren Szenen wirken immer höchst erholsam-ironisch. Aber sonst wurde zuviel Beziehungsquark angerührt. Und der junge Hardy Krüger war eben doch nicht das Zugpferd.

Dass "Der Landarzt" nicht mehr läuft, weckt ein diffuses Bedauern in mir, das vielleicht damit zusammenhängt, dass wir vor vielen Jahren diese Gegend - Kappeln (das Vorbild für Deekelsen) und die Schleidörfer - als Urlaubsorte entdeckten und liebten. Die Stadt hat - seit der Marinestützpunkt Olpenitz geschlossen wurde - ziemliche Probleme und "lebte" auch von diesem „Landarzt“image. Wir erfuhren einmal amüsiert, dass der erste Landarzt, Dr. Matthiessen (gespielt von Christian Quadflieg) sogar einen fiktiven Grabstein dort hat.

Christian Quadflieg folgte der sehr gute Walter Plathe in der Hauptrolle. Und es gab mit Heinz Reincke und vielen anderen auch hervorragende Nebendarsteller.

Ich erinnere mich, wie die beiden - Plathe und Reincke - in der Kappelner Kirche eine Benefizveranstaltung für die Flutopfer an Oder und Elbe gestalteten. Es war ein wunderbarer Abend. Reincke als Kuddeldaddeldu – wir lagen flach.

Walter Plathe half einmal dem in Kappeln gastierenden, finanziell vor sich hindümpelnden Zirkus Hein, indem er seinen umjubelten Otto Reutter Abend dort anbot. Es war brechend voll in dem kleinen Zelt und Plathe schwitzte fürchterlich, war aber überglücklich.

Weil wir immer wieder dort hinfuhren, erlebten wir auch den Niedergang hautnah. Die "Butterfahrten" gabs nicht mehr und die wunderschöne große Gelting-Fähre war damit ökonomisch nicht mehr sinnvoll. Man konnte zwar noch immer die Schlei hinauf und hinab bis nach Schleswig schippern, aber es war eben nicht mehr so weitläufig.

Dass Walter Plathe durch Wayne Carpendale ersetzt wurde, war sicherlich wie bei Hardy Krüger jun. ein Kalkül mit der Prominenz und der Jugend, aber es ging wohl nicht ganz auf.

Auch hier sind gute Schauspieler in Nebenrollen zu besichtigen. Z. B. Erika Skrotzki - schon seit Jahrzehnten eine ganz hervorragende Darstellerin, die viel Theater spielt. Oder auch Niels Bruno Schmidt, der den Jan Karl Raspe im Baader-Meinhoff-Komplex darstellte. Franziska Troegner - schon immer eine Klasse für sich und noch viele andere. Man spürt deutlich, dass alle gern in der Gegend zu tun haben. Die alle sind herzlich unterfordert und machen immer deutlich, dass ein Schauspieler halt seine Miete zahlen muss.

Es war interessant, diese Folgen vom „Osten“ aus – vor und nach der Wende – zu beobachten. Wie z.B. versucht wurde, ein bisschen von diesen Zeiten mit in die Handlungen einzubeziehen. Beim „Landarzt“ geschah das ohnehin durch die Besetzung mit einem "DDR"-Schauspieler aber auch bei „Falkenau“, wo die Verhältnisse in der CSSR vor 1989 mal kurz eine Rolle spielten usw.

Diese Serien gehören für mich irgendwie noch in die Ost-Zeit, obwohl sie aus dem Westen stammen. Vielleicht deshalb diese melancholische Betrachtung. Sie sind natürlich auch verbraucht, aber man konnte alten Folgen noch ansehen, dass der ökonomische Druck nicht ganz so auf ihrer Herstellung lastete wie offensichtlich heute. Ich sehe sie mir jetzt manchmal mit ähnlichen Gefühlen an, wie wir die früher verfluchten und verlachten alten DDR-Polizeiruf-Sendungen angucken. Es ist vorbei damit.

„Es war schön“ – ist der Titel eines - nebenbei - ganz neuen Titels der Puhdys, bei dem sie mit ihrem bekannten Sound voll zuschlagen. Stimmt. „Endgültig vorbei, aber schön“, heißt es da.

https://www.freitag.de/autoren/katrin-schuster/die-heimat-des-vorabend-tv

Dies ist der Beitrag von Frau Schuster, auf den ich mich beziehe.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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