Wahnsinn zwischen Kimme und Korn

Bundeswehr Ach ja, das Militär. So manche Posse wurde über es oder um es herum schon geschrieben. Und dann noch Ministerien, in denen militärisch geplant wird. Das ist Irrsinn.

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Ach, was sage ich, ein Wahnsinn ist es und deshalb entstehen - in all der Wirrsaal der Kämpfe, Händeleien und der Tragik - reinweg groteske Szenarien.

Eines davon ist von klassischer Schönheit, weil es den militaristischen Blödsinn voll aufs Korn nimmt, von der Kimme ganz zu schweigen. Es stammt aus Gustav Meyrinks "Des deutschen Spießers Wunderhorn und behandelt "Die Erstürmung von Serajewo".

Dortselbst findet sich inmitten anderer Wunderlichkeiten die herrliche Passage: "Irrige Deutungen des alten Moltkeschen Satzes: »Getrennt marschieren und vereint schlagen«, -verhängnisvoll unterstützt von allerhand eingeschlichenen sinnstörenden Schreibfehlern im Feldzugsplan, – hatten im Lauf der langen Friedensjahre Platz gegriffen und dazu geführt, daß man dem ersten Armeekorps die Munition und dem zweiten die Waffen zuteilte und beide dann getrennt marschieren ließ. – Das hätt net viel gmacht, wenns halt nicht grad durch einen unglückseligen Zufall das erste Armeekorps die Wegrichtung verloren und sich in Siebenbürgen verirrt hätt, so daß das zweite Armeekorps ohne eine einzige Patrone in Thessalien anlangte und nach vier Wochen; ohne einen Schuß tun zu können, unverrichteter Sache wieder heimkehren mußte." Ohnehin war der ganze Krieg ein Missverständnis, die Kriegserklärung durch den Kaiser fiel irrtümlich zur Eröffnung einer Rindviechsausstellung. Er hatte den falschen Spickzettel erwischt.

Am Ende war alles

nur ein Schreibfehler

Jaja, das ist alles Humoreske aber es wäre nur halb so überzeugend, hätte es nicht auch einen Bezug zu Realitäten, die heute noch das merkwürdige Walten militärischer Kräfte erklären. Das Detail mit den Schreibfehlern im Feldzugsplan ist absolut glaubwürdig und hat mich zu höchst kreativen Überlegungen verführt: Wenn das mit den Drohnen nun auch so gewesen ist? Wenn nun gar nicht Drohnen gemeint war, sondern Drohen im Sinne von Drohkulisse und wenn dann einer gedacht hat, wenn man droht, dann gehen auch Attrappen, dann muss das gar nicht funktionieren. Das erklärte doch aufs allerbeste die heutigen Kalamitäten.

In einem Bericht der ZDF-Sendund "Frontal" zum Thema war gestern so ein Zungenschlag, der mich bewog, fortan über den Wahnsinn noch einmal neu nachzudenken. Nicht nur Drohnen, die nicht fliegen dürfen, sind im Militärministerium ein Problem, sondern auch Gewehre, die nicht treffen. Wer hat die denen denn bloß aufgeschwatzt?

Brauchen Gewehre

eine Sollbruchstelle?

Ich habe mich gefragt, ob das die bei Gebrauchsgütern immer häufiger eingebaute Sollbruchstelle ist: Wenn hundertmal gezielt wurde und nie getroffen, dann bricht das Gewehr auseinander irgendwann. Und deshalb darf das gar nicht treffen, das Ding. Heute nacht sah ich im Traum einen Wachposten stehen und mit schussbereitem Gewehr einen Verdächtigen anrufen: "Halt, oder ich schieße." Und der dreht sich um und ruft zurück: "Sag erstmal, welches Gewehr das ist, dann entscheide ich, ob ich stehenbleibe." Mit so einem Gewehr, das nicht trifft, brauchte es die Munition gar nicht mehr, es hätte dann - wie in der Geschichte von Meyrink - gar nichts ausgemacht, dass die gar keine mit sich führten. Das Gewehr wäre eine reine Drohkulisse oder "Drohnenkulisse" oder einfach nur Wahnsinn. Militär ist Wahnsinn, denke ich. Es ist so.

Es gibt - außer mir - noch einen, der das schon immer gewusst hat: Wippchen von Bernau. Dessen Kriegsberichte sind von irrsinniger Schönheit, in denen sich ein Stilblütentraum an den anderen schmiegt.

Und hier nun eine ordentliche Mahnung.

https://lh6.googleusercontent.com/-XeZp8L936Bs/TekZ-QQDrxI/AAAAAAAACOs/S0gLzXYqfHo/s400/Milit%25C3%25A4rischer%2520Sicherheitsbereich1.jpgDieses schöne Schild befindet sich vor den Gebäuden der Bundesakademie für Sicherheit in Pankow auf dem Vorhof zum Schloss Schönhausen. Alle Besucher dürfen es im Vorbeigehen bewundern. Also bloß nicht auf den Rasen treten.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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