Wenig Genderkompetenz

Nachdenkseiten Die Nachdenkseiten sehen sich als „links“, haben aber einen sehr einseitigen und konservativen Blick auf die Geschlechterfrage. Zwei Beispiele machen das deutlich

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Eine Frau: Andrea Ypsilanti
Eine Frau: Andrea Ypsilanti

Foto: Patrik Stollarz/Getty Images

Die Nachdenkseiten lese ich schon seit Jahren. Am 04. 10. 2013 fand ich da zwei interessante Hinweise, die deutlich machen, dass es auf diesem interessanten Portal bei Genderfragen sehr sehr hapert.

Zwei Beispiele dazu will ich anführen:

1. Beispiel: Ein interessanter Link zu einem Beitrag in der FR über Andrea Ypsilanti.

http://www.nachdenkseiten.de/?p=18828#h15

15. Ypsilanti-Lager beklagt Klischees

Feministische Wissenschaftlerinnen analysieren die politische und mediale Hetzjagd, die vor rund fünf Jahren die SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti einholte. Ihr Fazit: Es habe sich um “eine öffentliche Hinrichtung” gehandelt.
Quelle: Frankfurter Rundschau

Dieser Link ist vorsorglich mit der "Anmerkung unseres Lesers G.B" versehen.: Die FR blubbert dummes Zeug. Andrea Ypsilanti ist von rechten Sozialdemokraten und – last not least – von rechten Sozialdemokratinnen (inspiriert vom Seeheimer Kreis) abserviert worden. Das hat, wie hier lächerlicherweise suggeriert wird, mit Sexismus oder Feminismus nichts zu tun, wohl aber mit Machtpolitik."

Mir fiel auf, wie kenntnislos hier ein kenntnisloser Kommentar einfach so angehängt wurde. An der Kritik feministischer Wissenschaftlerinnen einfach so anzumerken, sie sei lächerlich, zeigt, dass der Leser den Hintergrund nicht verstanden hat oder auch gar nicht will. Es scheint aber so, als wollten die Nachdenkseiten das ebenfalls gar nicht richtig versehen wollen.

Geraume Zeit schon stelle ich bei den Nachdenkseiten eine ziemliche Ignoranz und Einseitigkeit zu Geschlechterthemen fest. Sie veröffentlichen oder verlinken zwar ein dubioses "linkes" Männnermanifest dieses Arne Hoffmann, der – wie es scheint - überall politisch am Grasen ist, wo sich vielleicht was ergibt für sein Thema, das andere – sozialdemokratische Experten – eher in der anderen als der linken Ecke verorten.

Sie lassen ein SPD-Mitglied gegen die SPD-Quote räsonieren, meinen aber eine Frauenquote sei generell unwichtig. So geht das, seit ich das politische Portal lese. Sie kennen sich einfach mit dem Thema nicht aus oder es interessiert sie nicht. Sie sind, wie viele politisch interessierte Männer, auf dieser Seite blind bis abweisend. Sehr konservativ, wie es eben so ist in diesem Lande.

Sexismus ist

Machtausübung

Bei der Ysilanti-Geschichte aber, geht es sowohl um Sexismus, der auch eine Form von Machtausübung ist, als auch um die Taktik von Politik und Medien, die unbedingt ein linkes Bündnis verhindern wollte. Dass Ypsilanti natürlich auch von der rechten SPD niedergemacht wurde, ist ja unbestritten. Aber die Mittel, die dabei zum Einsatz kamen und vor allem die öffentliche Sprache, die dabei zu vernehmen war, war sexistisch, frauenfeindlich und von Männermacht bestimmt.

Die Aussage Andrea Ypsilantis in der FR: "Wenn mein Name Andreas Ypsilanti gewesen wäre, wäre manche Debatte sicher anders geführt worden“, macht den Zusammenhang mehr als deutlich. Wenn das nicht gesehen wird, dann kann ich nur konstatieren, dass man die Nachdenkseiten auch zu denen zählen muss, die keine Genderkompetenz besitzen . Es ist halt nur Sexismus und ähnliches "Gedöns".

2. Beispiel: Im Wochenrückblick vom 4. Oktober ist auch ein Verweis auf Heribert Prantls Kommentar in der Süddeutschen Zeitung interessant. Der beschäftigt sich mit Merkels Politik und dem Zustand der CDU. Allerdings viel eher unter dem Aspekt des Politikstils., wenn er feststellt, dass Merkel "eine Machtpolitik betreibt, der man das Machtvolle nicht anmerkt." Auch da wird deutlich, dass sich Albrecht Müller und sein Team nicht mit Geschlechterfragen beschäftigen,

http://www.nachdenkseiten.de/?p=18835#more-18835

Der Kommentator unterstellt Prantl gleich, dass er die manipulativen Fallstricke der Merkel nicht sähe. Ich denke, eher sehen die Herausgeber der Nachdenkseiten nicht, dass sich die Geschlechterfrage wieder stellt. Und da beobachtet Prantl besser als er.

Das Thema Geschlechtergerechtigkeit ist sehr aktuell.

Im Neuen Deutschlandveröffentlichen feministische Wissenschaftlerinnen einen Aufruf für eine geschlechtergerechte und offene Gesellschaft.

Und in der taz fragt eine Kommentatorin, wo eigentlich die vergessene Frauenfrage geblieben ist.

Das ist schon sehr erstaunlich, in solchen Fragen – die in der Politik oft zu Nebensächlichkeiten erklärt wurden – sind die Herausgeber kenntnis- und interesselos, es sei denn, es handelt sich um Männermanifeste und Männerklagen aus einer Ecke, die nicht als links erkennbar ist, sich aber als links behauptet.

Hier zwei interessante Quellen:

FES und Boell

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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