Wenn Gott nicht funzt - Wort für den Tag

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Wenn ich auf dem Weg zum Donnerstagssport. bin, frage ich mich, ob ich nicht überhaupt nur wegen des morgendlichen einstündigen Wanderweges über die Heinersdorfer Brücke - heute unter einem blau-rosa-gelb hell werdenden Himmel - in die Schönhauser eile.

Wie immer hatte ich auf dem Weg den mp3-player mit und spielte mindestens viermal hintereinander "Le jeune facteur" von Georges Moustaki. Hat dieser Hang zum mehrmaligen Abspulen oder Abspielen was mit meiner religiösen Erziehung zu tun?, fragte ich mich plötzlich ernsthaft. So eine Art Trivial-Rosenkranz mit immer dem selben Gesang? Nicht ganz, denn die Lieder wechseln nach meinen Stimmungen. Heute passte "Le jeune Facteur, der "perdu dans le ciel bleu" ist gut. Und auch: "L'hiver a tué le printemps, Tout est fini pour nous deux maintenant." Zutreffend, zutreffend. Aus Gründen.

Bestimmte Neigungen zu bestimmten Liedern haben immer einen tieferen Sinn.

Nach einer Weile fiel mir noch ein, dass die Menschen sich ihre eigene Spiritualität mixen und herstellen und dies je weniger davon in den christlichen Kirchen anzutreffen ist.

Einen ganz schwerwiegenden Grund für den Hang zum Eigenmix hatte ich ich morgens auf Deutschlandradio gehört. "Das Wort zum Tage", heißt die Sendung und weil ich zeitig auf war, lief sie mir - wie öfters - unter.

Heute meditierte ein katholischer Pfarrer namens Sinnhuber (mit so einem Namen ließen sich treffliche Scherze machen, ist aber journalistisch bää) anhand eines persönlichen Erlebnisses über Gottes Gerechtigkeit. Er unterlegte das mit einer Episode aus seinem Leben und allerlei Beispielen darüber. Und dann tat er noch eine Aussage darüber, wie Gottes Gerechtigkeit funktioniert. Wirklich, er sprach übers Funktionieren. Da war es wieder, dieses Telefonieren mit dem lieben Gott.

In dieser Sprache zu den Leuten reden, ist nach einem Zeitgeist reden,der nicht von Gottes Geist angefüllt ist, sondern vom Hecheln nach Anbiederung.

Der nächste, ganz schräge Gottesmann wird auf Gott 2:0 dann wahrscheinlich fragen: Welche tools habe ich, wenn Gott nicht gerecht funzt.

Vor einer Weile hatte ich mich schon einmal aufgeregt , als nämlich eine wackere Predigerin ihren Sermon - und das noch im schönsten rheinländischen Dialekt - mit der bewegenden Botschaft begann: "Auch Jesus kam in die Pubertät". Ab da war ich voll erheitert und erbost, wechselweise und grübelte über Jesus* Pubertät nach: Wahrscheinlich wurde er ungebärdig und begann zu onanieren.

Das ist das Verhängnis am chrislichen Glauben, dieses sich einen Jesus runterholen auf die Erde, damit der Mensch endlich zu Gott wird.

Gegen solche Trivialitäten hilft wirklich nur ein selbst gezogener Rosenkranz-Singsang. Genau - darum musste jetzt - ebenfalls aus gegebenem Anlass mehrfach noch "Pauvre Verlaine" von Salvatore Adamo gespielt werden. Ist auch transzendental stimmend und spirituell empfehlenswert.

Die Schamanen - sie wussten mit ihrem Singsang mehr über Transzendenz zu verkünden, als diese "Gott für den praktischen Alltags"-Schwätzer.

Na, ist doch wahr.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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