Whisky und Wodka - ein Kinobesuch

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Heute habe ich den Meinen animiert – trotz der etwas entmutigenden Kritik von Matthias Dell – mit mir ins Collosseum Berlin zu gehen und diesen „Whisky und Wodka“-Film von Andreas Dresen anzusehen.

Es gibt paar nette Kabinettstückchen. Aber mich beschäftigte die Frage, warum der Henry Hübchen, dersicher vieles spielen kann, diese Rolle gekriegt hat. Der kann keinen erfolgsgewohnten Star-Schauspieler spielen, bei dem wird das ein höchst verrückter Baubuden-Proll mit albernem Mützchen. Und sein Gegenspieler scheint wie eine gezielte Fehlbesetzung. Bestimmt ein guter Schauspieler aber kein fiktiver Henry Hübchen-Ersatz.

Mich störte auch das spezifisch Deutsche an dem Film, dieser herabziehende schlechte Laune, die aber als Nachdenklichkeit verkauft wird. Diese merkwürdigen Ansprachen an den Produktionsstab und überhaupt, dass so viel erläutert statt gezeigt wird. Auch die Unentschiedenheit, was nun erzählt werden soll, störte mich und es verstärkte sich der Verdacht, dass die Protagonisten sich hüten, über die eigene Branche wirklich was zu erzählen. Die bieten allerlei an, aber nichts wirklich Realistisches.

Melancholische Erinnerung an Truffaut

Eine melancholische Reminiszenz suchte mich heim. Vor vielen Jahren gab es diesen bezaubernden Film von Francois Truffaut „Die amerikanische Nacht“. Da sind eine Menge verrückter Schauspieler und ein manischer Regisseur zugange, um einen Film zu drehen. So schön. Aber dies kam so leicht und doch tiefgründig daher. Es hilft nischt, es liegt auch an Hübchen – dieses Baubudenrülps-outfit und dieses Berlinern. Man fühlte sich ein bisschen in die Atmosphäre eines leicht rebellischen Produktionsdramas in der DDR versetzt.

Hübsch war der Spruch, dass der Regieassistent am meisten vögelt. Überhaupt wird viel der Sexualität gepflogen in dem Film, aber auch das ist uncharmant und pampig zum Teil, was sich da abspielt. Bumsen eben oder wie Hübchen in der Kneipe ruft: Ficken.

Rilkes Herbsttag im Heli

Und dann kams: In der Luft – über Meckpomm im Heli mit seiner Schauspielpartnerin - da zitiert Henry Hübchen Rilkes „Herbsttag“ und ich musste innerlich kichern. Jetzt verfolgt mich das Gedicht bis ins Kino, dachte ich.

Also es war nicht so der Knaller – sage ich mal im Hübchen-Stil.

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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