Wüstensohn-Wahnsinn

Tatort München Selten so gelacht wie in diesem Münchner Tatort, der mich sehr oft an die "Orient-Forschung" in der Unterhaltungsindustrie der 50er und 60er Jahre erinnert.

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Hier ist die Kolumne von Matthias Dell im ND

Ich finde aber, dass der viel zu mild mit dieser merkwürdigen Orient-Klamotte umgeht.

Orientalische Prinzen waren immer mal wieder der Hit – als Schlager oder auch in deutschen Filmkomödien der preiswerteren Sorte - in den 50er und 60er Jahren.

Die gestrige Tatort-Orient-Verschnitt hat mich an dieses kulturelle Erbe erinnert.

Der wilde Prinz, der „Wüstensohn- Teppichhändler-Emil-Sohn“ bläht ausufernd die Nüstern – Wahnsinn.

Das hat er sich im Gestüt seines Papas des "Emils" von Kumar angewöhnt. Er ist rasend pampig zu Frauen. Außer zur wirklich Geliebten. Prostiuierte behandelt er aber auch nett.

Die Wüste bei Kumar braucht eine U-Bahn. - Wahnsinn.

Erinnerte mich sofort an diese volkstümlichen Verse

Zwei Männer gingen am Meeresstrand
Der eine k....in den Sand
Da sprach der andre, siehste
Ein Kaktus in der Wüste.

Nun muss man das noch auf U-Bahn umdichten

Zwei Männer im fernen Kumar-Land
Die hockten und warteten unverwandt
Da sprach der eine: Siehste
No Subway in der Wüste

Ein weiterer volkstümlicher Hit aus den 60er Jahren kam mir ebenfalls in den Sinn. Am Ende ist diese

Zuckerpuppe aus der Bautanzgruppe

aber nicht Suleika, sondern Elfriede aus Wuppertal.

Vielleicht war die die Gespielin von Wilson Gonzales Ochsenknecht in diesem Tatort ja die Münchner Enkelin von dieser Elfriede. – Wahnsinn

Da staunt der Vordere Orient
Da staunt der Hintere Orient
Da staunt ein jeder der sie kennt
Und mancher Wüstensohn hatt sie schon
Als Fata Morgana gesehn

In Kurt Hoffmanns „Spukschloss im Spessart“ gibt Lieselotte Pulver eine

Schöne Suleika aus Bagdad
Die viele Männer schon verknackt hat
Sie wollt’ nicht mehr, sie wollt’ nicht mehr
Sie hatte alle Männer satt.
Selbst als die Kalifen Mit Briefen
Nach ihrem schönen Leibe riefen
Sie wollt’ nicht mehr
Sie wollt’ nicht mehr
Besuch auf ihrer Lagerstatt
Selbst zu des Sultans Sohne sprach sie: Nein
Sie wollte keine Sultanine sein und sagte:

Ab in die Wüste,
ab in die Wüste
Da steckste kurz den Kopf mal in den Sand, verblühste
Ab in die Wüste,
Siehste da ziehste ab...usw.

Ab in die Wüste - wäre auch eine prima Aufforderung an dieses Tatort-Team. Einer von ihnen - Ivo Batic - hatte ohnehin schon ein lukratives Angebot aus Kumar. Er bleibt völlig unverständich standhaft. - Wahnsinn

Man sagt, die arabischen Herrscherhäuser seien besonders statusbewusst und immer mal wieder gibt’s darob einen Skandal, z. B. wenn Diplomaten ihre Hausangestellten behandeln wie Sklaven. In Berlin gabs da nicht nur einen Fall.

Ansonsten gings um Waffenschiebereien, korrupte Staatsbedienstete, falsche und wahre Liebe und eben um die Münchner Ableger der jeunesse dorée aus dem Orient. Auch hinterhälige Diplomaten kamen vor. Am Ende können alle Deutsche-Schlager-Folklore intonieren. - Wahnsinn

Oh Mustafa ...

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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