Es geht einem schon auf die Nerven. Sobald Leute mit öffentlichem Einfluss erklären, es ginge in Deutschland doch ganz gut, ertönt ein Schrei der Empörung und unterstellt dem Rufer oder der Ruferin, das sei böse, böse Beschönigung, was ja auch wieder stimmt. Nach wie vor gibt es viele Menschen in Deutschland, die Besseres verdient hätten, aber nicht verdienen.
Hat vielleicht Angela Merkel alles verdorben mit ihrer ständigen Ruhe, mit der Unauffälligkeit, die die Illusion des Nichtstuns vermittelt und unaufmerksame Gemüter zu der Idee verleitet, sie sei untätig. Sind wir merkelgeschädigt?
So tun als stünde der Umsturz bevor
Weiß ich nicht. Ich weiß nur, dass der Hang, die Dinge in Ruhe zu lassen, aber die Verhältnisse dennoch in allen öffentlich-medialen Plätzen laut zu beklagen, über Deutschland zu regieren scheint. Nur wenige wollen „Umstürze“ und wirklich profundere Änderungen. Aber sie wollen – meist ungefährdet – so tun, als stünde etwas bevor, das unbedingt eintreten muss.
Ganz so einfach ist es sicher nicht. Die allgemeine Empörung über politisches Versagen und die Entwicklung nach Rechts, das macht Sorge und mehr als das. Aber schon die grenzüberschreitende „Friday for Future"-Bewegung macht nervös. Solche, die sich wieder auf das Nationale beschränken wollen, weil nur so soziale Standards zu halten seien, sehen da die Grenzen ihrer eigenen Denkweise. Und das macht klar, worum es geht: Es soll alles so bleiben wie es ist. Und zwar hier in unserem Land. Entsorgt wird der Frust ins grenzüberschreitende Internet.
Besorgnis über den Zustand der Welt
Über die Grenzen hinweg betrachtet ist die Welt in einem besorgniserregenden Zustand. Darüber ist viel zu lesen und wird viel diskutiert. Aber, es scheint dennoch so, als wollten die Menschen die Ereignisse nicht wirklich „zum Tanzen bringen“, sondern eher Ruhe halten. Jene, die hierher kommen werden deshalb – auch von Linken – aufgefordert, sich zurück zu begeben und dort, wo sie hergekommen sind, für Ordnung – wahlweise auch Revolution – zu sorgen. Bloß nicht hier – mitten in den Sozialsystemen – für Unruhe sorgen, bloß nicht hier das Andere und Fremde etablieren. Es ist ja schon genügend davon da.
Motto: Der Kampf geht weiter Genossen, aber jeder bei sich und für sich
Slavoj Zizeks Diagnose
So ist das alles und drum tat es mir dieser Tage richtig gut, Slavoj Žižeks Diagnose zu dieser merkwürdig widersprüchlichen Entwicklung in der NZZ zu lesen. Die Grünen sind die Partei des status quo meint er und erklärt auch warum.
„(…) der mantrahaft wiederholte Satz, wonach die Bürger nach einer Änderung der politischen Verhältnisse verlangten, ist zutiefst trügerisch. Es gilt vielmehr die Devise: Manchmal müssen sich ein paar Dinge verändern, damit sich nicht wirklich etwas ändert.“, so Žižek.
Noch immer erweise sich Europa als Ganzes als ein Kontinent, in dem die Leute zu viel zu verlieren haben, als dass sie eine Revolution – einen echten Umsturz – riskieren würden. Sie wollen ein halbwegs ungestörtes Leben. Und keine permanente politische Mobilisierung. Kann ja sein, dass die Debatten um die Kungeleien um die EU-Präsidentschaft und andere Posten zwar lauthals beklagt werden, aber am Ende die so unbeliebte Konsenskandidatin von der Leyen sich doch noch – knapp durchsetzt. Mal sehen.
Unwürdige Geheimnisse die keine Folgen haben
Vielleicht hängt die ganze merkwürdig folgenlose Unruhe auch mit der Virtualität im Netz zusammen. Dinge werden bekannt, „unwürdige Geheimnisse“ sind im Netz nachzulesen. Aber, sie alle sind Berichte über Gewesenes, nichts wird bekannt über Zukünftiges. Alles was z. B. Wikileaks tut, ist Reaktion, nicht Aktion. Es ist wichtig, aber wofür eigentlich? Es ist doch alles eigentlich nur Bestätigung dessen, was ohnehin vermutet wurde über Machtausübung. Und nur hin und wieder haben Enthüllungen Folgen und eine Person wie Strache in Österreich ist politisch erledigt oder ein Präsident muss gehen, wie in den USA von einst.
Die Grünen passten in dieses Bild, meint Žižek, denn auch sie gäben den Leuten das Gefühl, etwas ändern zu wollen ohne wirklich etwas zu verändern.
Žižek bedauert das wohl auch nicht wirklich, eher kaschiert er seine Erleichterung mit ironischen Worten.
Die Linke hat keine wirklichen Ideen
Denn die Linke habe ohnehin keine Ideen. Sie kaschiere dies, indem sie sich an den Rechtspopulisten abarbeite. Allerdings sei der Populismus nicht die große Bedrohung, meint er. Langsam scheint mir das auch so.
Manchmal ist der „Kampf gegen rechts“, wie ihn manche Linke führen von einer Verbrüderung kaum noch zu unterscheiden.
„Was lernen Linke wie ich aus alledem?“, fragt Zizek sich und andere. „Hören wir auf, von der großen populären Mobilisierung zu träumen, und fokussieren wir auf die Veränderungen im Alltag. Der wahre Erfolg einer «Revolution» kann erst am Tag danach ermessen werden, wenn die Dinge sich normalisiert haben und klar ist, wie sie sich im Leben der gewöhnlichen Leute auswirken.“
Stimmt: Revolutionen sind ohnehin überschätzt, weil fast keine ohne „Konter“ auskommt.
Und manche pflegen den Traum von einer alles umstürzenden Befreiung fast so wie eine Glaubenslehre. Enthalten darin scheint allerdings auch die Furcht, es könnte dieser Traum wahr werden und alles einstürzen. Um Himmelswillen. Darum das Bestehen auf sicheren Grenzen. Und das Bestehen darauf, dass Zuwanderung nichts ist als ein mieser Trick - wahlweise der Neoliberalen oder auch der Soros-Gesellschaft oder was auch immer. Sie ist eine böse Heimsuchung im eigenen – noch halbwegs gesicherten – sozialen Heim.
Zizeks Vorschlag: „Eher gelte es für die Linke, Europa zu retten, um die Emanzipation zu bewahren. Das ist zweifellos nicht die große Revolution – aber es ist ein Ideal auf der Höhe der Zeit, das viele europäische Bürger zu Recht bewegt.“
Für Europa hat er ja Recht: Europa ist im Konservierungs-Modus und in Sorge. Es agiert aus seinem Zentrum auch schon im Bewusstsein, dass seine Kräfte nicht weit reichen. Nicht mehr und auch das ist gut. Was noch da ist, soll bleiben und da stören z. B. die Zuwander*innen sehr, weil sie an die Welt erinnern und den eigenen Anteil an deren Verelendung. Wenn in den europäischen Hauptstädten gekämpft wird, dann um Veränderungen und Verbesserungen, Entlastungen in einem prekärer gewordenen Leben und Alltag.
Uns geht es gut
Aber, es ist trotzdem so: Uns geht es gut, meinem Mann und mir. Wir sind nicht reich, wir sind aber auch nicht arm – vielleicht sind wir ja einfach nur bescheidene Leute. Wir sind untergebracht in einem Bau der städtischen Wohnungsbaugenossenschaft mit durchaus sozialem touch und erschwinglicher Miete. Nicht so richtig akut geängstigt, aber chronisch allgemein besorgt sind wir schon über die Entwicklung. Das geht vielen Leuten so, dass sie – noch aus verhältnismäßig gesicherten Verhältnissen – den Abgrund für nicht gar so entfernt halten.
Ich bleibe dennoch links. Was die Linke tut, ist ja auch recht unterhaltsam. Sahra Wagenknecht hat sich mit Wolfgang Joop getroffen und geplaudert. Ob es dabei auch um den Schnitt von Gelbwesten ging, weiß ich nicht. Aber Gesellschaftskritik ist schon hin und wieder ein Gesellschaftspiel und gehört zum "Lifestyle".
Kommentare 26
man sollte distanz halten zu selbst-ernannten türmern,
sehern, die resümieren, "was europa denkt"
und die erwartung einer möglichen revolution nicht abgelegt haben.
>>Sahra Wagenknecht hat sich mit Wolfgang Joop getroffen und geplaudert. Ob es dabei auch um den Schnitt von Gelbwesten ging, weiß ich nicht.<<
Es ging nicht um den Schnitt der Gelbwesten, altdeutsch Warnwesten. Erhältlich ab 1,99 Euro das Stück. Joop zählt sich wie die Blogautorin zu den Linken. Sein Dagegensein habe er u.a. mit seiner Kleidung zum Ausdruck gebracht, und das schon in der Schulzeit. Immer anders als die anderen. Warnwesten verwendete er nicht.
verwechseln Sie da nicht etwas?
die mitteldeutschen brüder und schwestern/ossis kamen doch 1990
aus einer volks-gemein-schaft,
die sich gegen kritik zu immunisieren suchte.
und, wie bei volks-gemein-schaften üblich,
ohne zwang nicht glänzen konnte.
nach 1990 wurde zwar "wir-sind ein-volk" skandiert,
aber nicht erlebt.
immerhin war der zwang zur lüge: passé .
Das liest sich nach gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Je älter, desto sorgloser. Je kürzer die zu erwartende Zukunft, desto ostentativer eine l-m-a-A-Haltung. Ich denke, da liegst du falsch. Es könnte sein, dass man ein inniges Verhältnis zu seinen Kindern und Kindeskindern pflegt. Da liegt immer noch nicht die Grenze. Das Stichwort könnte "gesellschaftliche Verantwortung" sein.
"Die deutsche Politik ist aber gar nicht so ruhig wie es hier und von der Autorin allgemein gerne gesehen wird. "
Genau das habe ich durchaus auch gesehen und geschrieben. Mir gehts eher um die Aussage Zizeks, dass die Leute - bei aller durchaus dramatischen Entwicklung- eben doch keine Änderung wollen. Und sich umso dramatischer im Internet gebärden.
Genau so eine Anmerkung habe ich - schon - erwartet. Ja, es stimmt: Ich freue mich, dass wir nach vielen Jahren starker Verunsicherungen und mancher prekärer Beschäftigung, jetzt in ruhigerem Fahrwasser sind. Über Natur und Gesellschaft mache ich mir - seit ich politisch in dieser oder jener Form - zugange bin Gedanken und Sorgen.
"Nur nicht den erreichten westdeutschen Status gefährden."
Ja, also ich denke die ganze Zeit, dass sei der wirkliche Sinn Ihrer ganzen demagogischen Appelle an die jungen Männer, denen sie immer vorschlagen, sie sollten daheim den Klassenkampf ordentlich führen. Habe ich wohl auch in meinem Text geschrieben.
Distanz gegen Links - na ich weiß nicht. Allerdings gehört zum Linkssein auch die Fähigkeit, Dogmatismus zu erkennen und zu überwinden.
Reflexion ist eine anspruchsvolle, mühsame Spätform des Denkens, primär ist Denken pragmatisch, lösungsorientiert und orientierungsinteressiert, also einen Zustand komplexitätsreduzierter Stabilität anstrebend.
Als es noch die (Pseudo-)Systemalternative gab, waren die Menschen des Westblocks durchaus überzeugt, auf der richtigen Seite zu stehen, aber es gab die kognitive Dissonanz einer alternativen Idee, die nicht so leicht wegzuwischen war, zumal punktuell die Sowjetunion den Westen überholen konnte (im Weltraum, in der Wissenschaft). Nach dem Systemsieg des Westens, der als ein Sieg der Idee der bürgerlichen Gesellschaft gedeutet wurde, war man befreit von dem lästigen Stachel, daß unsere Gesellschaft doch nicht so ideal ist, wie wir uns das vorzustellen mögen. Das Ende der Geschichte schien nahe, nur müsse noch der Rest der Welt dem Westen folgen. Und warum sollte ein Westmensch an dieser bequemen Sicht zweifeln? Es gab zwar den Widerspruch des Häuptlings von Seattle und die Daten über einen Glücksindex, aber wo geht es den Menschen besser als bei uns? Einen kleinen Rest Selbstzweifel gibt es freilich immer noch. Besonders, wenn es den Menschen wirklich gut geht oder umgekehrt die Probleme zu groß werden, setzt Reflexion ein, im letzteren Fall auch kompensatorische Verengung und Reaktionsbildung (Vermeidungs-, Verleugnungshandeln). Aber die unmittelbarste Erfahrung ist, daß es den Menschen nirgends besser geht als bei uns. Warum sollte man in dieser Situation das System in Frage stellen? Von existentieller Not, die zur Notrevolution (einer Befreiung vom Übel) führt, sind wir so weit entfernt wie vor einer Verachtung unserer Lebensform, die zum Bedürfnis nach einer emanzipativen Revolution (einer Befreiung zur Freiheit) führte und für uns eine große Anstrengung und Verantwortung bedeutete. Nichts ist leichter zu verstehen, als daß die große Masse der westlichen Menschen kein Bedürfnis nach Revolution, sondern eher ein Bedürfnis nach Stabilisierung des status quo haben.
Daß das nicht das letzte Wort der Geschichte, ihr Ende ist, ist Linken dennoch klar. Und die marxistische Analyse der Gesellschaft zeigt eindeutig, daß dieses System nicht dauerhaft erhalten werden kann, weil die objektiven Widersprüche immer größer werden. Es gibt immer mehr Bürger, deren (relative) Elendserfahrung nach einer Alternative verlangen (die allerdings in eine falsche Richtung weisen kann), und es gibt auf der anderen Seite immer mehr Menschen, die an die Sättigungsgrenze der konsumistischen Befriedigung kommen, die sich als Ersatzbefriedigung und als bunte Fassade einer geistigen Leere erweist. Die neuralgischen Punkte sind vorhanden, wo eine kritische Reflexion ansetzen kann und es in bescheidenem Maße, subversiv schon tut.
Fehlte eigentlich nur noch, festzustellen, dass "links" der nunmehr zweifachen Herausforderung nicht gewachsen ist: Einerseits qua Anspruch "progressiv" sein zu müssen, Utopia zu zeichnen und zu realisieren. Andererseits kraft Reaktion von rechts "konservativ" i.S.v. bewahrend agieren zu müssen, um nicht das Rollback vollständig durchgreifen zu lassen. Diesen Spagat würde nicht einmal eine "Sammlung" schaffen, erst recht nicht von oben herab, weswegen "aufstehen" sitzen geblieben ist.
"Ich bleibe dennoch links. Was die Linke tut, ist ja auch recht unterhaltsam."
So richtig unterhaltsam finde ich es inzwischen nicht mehr, wie mir das Beispiel des Nachbarblogs "Die Welt in Zusammenhängen sehen", der hier auch empfohlen wird, zeigt. Inzwischen gibt es offensichtlich schon das dringende Problem der "LGBTQIAGNC+-Community".
Für wesentlich wichtiger und empfehlenswerter halte ich da doch dieses Interview mit Michael Hudson "The World Bank and IMF 2019" über sein Buch "Finanzimperialismus: Die USA und ihre Strategie des globalen Kapitalismus". Er hat es bereits 1972 geschrieben, jetzt ist es endlich auch auf deutsch erhältlich. Im Interview bringt er zum Ausdruck, dass er erwartet hatte, dass die Linken dieses Buch zur Grundlage ihres antikapitalistischen Kampfes machen würden. Die wollten sich aber nicht (und wollen es bis heute nicht) mit Finanzpolitik beschäftigen. "LGBTQIAGNC+" und Safe Spaces sind viel wichtiger. Mehrheiten in der Bevölkerung für wirkliche Veränderungen sind damit kaum zu erreichen.
Hudson sagt im Interview, dass die erste Reaktion auf sein Buch von einer kanadischen Bank kam, die durch dessen Erkenntnisse gerade 240 Mio. $ Gewinn gemacht hatte. Hudson bekam in der Folge sehr lukrative Einladungen, von dessen Geld er das Finanzsystem weiter untersuchen konnte. Zur Funktion von Worldbank und IMF schreibt er:
"When you have a dysfunctional economic theory that is destructive instead of productive, this is never an accident. It is always a result of junk economics and dependency economics being sponsored. I’ve talked to people at the U.S. Treasury and asked why they all end up following the United States. Treasury officials have told me: “We simply buy them off. They do it for the money.” So you don’t need to kill them. All you need to do is find people corrupt enough and opportunist enough to see where the money is, and you buy them off."
Für die Linken schreibt er auch überdeutlich, dass für diese Institutionen Armut der Weltbevölkerung das Ziel ist:
"Poverty is to them the solution, because it means low-priced labor, and that means higher profits for the companies bought out by U.S., British, and European investors. So poverty is part of the class war: profits versus poverty."
Die Übersetzung des Buches ist anfangs behindert worden:
"The socialists, whom I expected to have a response, decided to talk about other than economic topics. So, much to my surprise, it became a how-to-do-it book for imperialists. It was translated by, I think, the nephew of the Emperor of Japan into Japanese. He then wrote me that the United States opposed the book being translated into Japanese. It later was translated. It was received very positively in China, where I think it has sold more copies than in any other country. It was translated into Spanish, and most recently it was translated into German, and German officials have asked me to come and discuss it with them. So the book has been accepted all over the world as an explanation of how the system works."
Eine Linke könnte wirksam und nicht bloß unterhaltsam werden, wenn sie sich wieder den richtigen Themen zuwenden würde. Klimawandel wird es nicht sein.
Ja, das kommt bestimmt so hin.
Ich habe mir mal ein Zitat rausgesucht:
"Armut ist für sie die Lösung, weil sie preisgünstige Arbeitskräfte bedeutet, und das bedeutet höhere Gewinne für die Unternehmen, die von amerikanischen, britischen und europäischen Investoren aufgekauft wurden. Armut ist also Teil des Klassenkampfs: Gewinne gegen Armut."
Ob für die Weltbank wirklich das Ziel ist, die Armut
Ich glaube nicht, dass Armut für die Weltbank ein festgelegtes Ziel ist und es wäre auch absolut kontraproduktiv. Niemand wird bestreiten, dass preisgünstige Arbeitskräfte für den Kapitalismus ein Ziel ist.
Eher ist es so, dass manche Entscheidungen der Welbank zu Armut führen, wie sie zu "kapitalfreundlich" sind und manchmal auch höchst umstrittenen ökonomischen Lehrmeinungen folgen.
Was der Autor da erklärt ist viel zu einseitig - (linear ist es auch). In anderen Publikationen zum Thema - ich habe mir gerade diesen Schweizer Ökonomen Peter König angesehen bzw. angehört. Der ist auch ständig auf der Suche nach dem "Großen Schuldigen". Manchmal kommt der dann auch auf die Weltbank oder die FED usw.
Aber, es wird gegenwärtig errechnet, dass die Armut weltweit abnimmt trotz allem. http://www.migazin.de/2018/10/18/weltbank-bericht-milliarden-menschen-armutsgrenze/
Lesen Sie mal Ulrike Baureithels Rezension über Ute Freverts Buch
Kapitalismus, Märkte und Moral Ute Frevert Residenz 2019, 152 S., 20 €
Da wird zumindest angetippt, dass dem Kapitalismus allerlei ganz pfiffige Steuerelemente - auch was soziale Sicherung betrifft - immanent sind. Einfach weil zuviel soziale Not auch dieses System am Ende gefährdet. Sonst wäre er eben nicht so attraktiv - trotz allem und so überlebensfähig.
Na huch, wie das denn? Keine Sorgen, wir werden uns schon nochmal in die Haare kriegen. :-))
"Ich glaube nicht, dass Armut für die Weltbank ein festgelegtes Ziel ist und es wäre auch absolut kontraproduktiv."
Sie nehmen sich ein Zitat heraus und lassen die Begründung des Autoren links liegen. Dann kommt noch Ihre Lieblingserklärung mit dem "einseitig und linear" und schon ist alles totgeschlagen. Warum habe ich eigentlich von Ihnen nichts anderes erwartet? Falls Sie nur ein klein wenig recherchiert hätten, dann würden Sie merken, dass der Vergleich einer Ute Frevert mit Michael Hudson mehr als merkwürdig ist. Sie mag ihre Stärken auf dem Gebiet der Geschichte und Soziaalwissenschaften haben. Eine ausgewiesene Expertin für Finanzwirtschaft ist sie jedenfalls nicht.
Wie die Weltbank arbeitet, erkennen nur wenige. Sie befinden sich also in guter Gesellschaft mit der Mehrheit dieses Planeten.
"Many might not have understood in 1944 that this would be the consequence. But by the time 50 years went by, you had an organization called “Fifty Years Is Enough.” And by that time everybody should have understood. By the time Joe Stiglitz became the World Bank’s chief economist, there was no excuse for not understanding how the system worked. He was amazed to find that indeed it didn’t work as advertised, and resigned. But he should have known at the very beginning what it was all about. If he didn’t understand how it was until he actually went to work there, you can understand how hard it is for most academics to get through the vocabulary of junk economics, the patter-talk of free trade and free markets to understand how exploitative and destructive the system is."
P.S. Googeln Sie mal nach Joe Stieglitz.
Ach Grenzpunkt. Sie verstehen mich nicht. Und ich weiß, wer Joe Stiglitz ist. Dass das Finanzsystem und das Investmentbanking und auch die Politik der Weltbanka zerstörerisch sind, ist alles unbestritten. Aber, das als Ziel zu bezeichnen ist Unsinn. Es ist ein hingenommener Kollateralschaden aus Gründen, die ich weiter oben schon - via Ute Frevert - erklären wollte. Das ist aber nun wieder nicht Ihr Ding.
Und das letzte Zitat - das ist von Hudson oder von Stiglitz? - ist weitschweifig und auch nicht erhellend. Sie wollen es alle nicht wissen, aber Hudson weiß es schon seit 1974 oder habe ich da was missverstanden? Auf jeden Fall gehören Sie zu den WBV's (Weltbankversteher) - Glückwunsch.
Hallo Schrämmchen, das kenne ich. Das habe ich mir sogar konvertiert und höre das als Podcast, wie andere Mausfeld-Sachen.
Vieles von dem, was Mausfeld ausführt, ist durchaus bedenkenswert und gehörte übrigens schon zu DDR-Zeiten zu besprochenen Themen. Kapitalismuskritik gabs da durchaus vernünftig, aber - hin und wieder - auch einseitig.
Sie müssten einfach mal einsehen, dass es Leute gibt, die in manchen Dingen anderer Meinung sind als Mausfeld auch weil sie andere Erfahrungen haben. Ich ertrage ihn schwer, weil ich diese allgemeinen Anklagen "Die Eliten" oder "der Kapitalismus" nicht mehr hören kann.
DAvon mal abgesehen: Ein kluger Mann namens Wolfgang Pohrt meint, dass zu den Leuten ,die den Kapitalismus am meisten lieben, vor allem manche LINKE gehören. Was würdet Sie denn ohne ihn machen? Es gäbe nichts zu kämpfen. https://edition-tiamat.de/kapitalismus-forever/
Lesen Sie mal was mit wirklichen Widersprüchen.
🎈Es sei denn es soll heißen, dass man sich andauernde dramatische Entwicklung wünschte, was nicht anzunehmen ist , wenn man ihren Text liest.🎈
Wenn man widersprecehen will, findet man einen Ansatzpunkt. Sie sind sehr gut darin.
@Magdas Ansatz hat mich nicht überwältigt, aber als Megatrend finde ich ihn nachvollziehbar. 🧐
«Dass das Finanzsystem und das Investmentbanking und auch die Politik der Weltbank zerstörerisch sind, ist alles unbestritten. Aber, das als Ziel zu bezeichnen ist Unsinn. Es ist ein hingenommener Kollateralschaden»
Na dann ist ja allesnicht so schlimm. Dachte schon, die wären irgendwie böse oder so.
«Hingenommener Kollateralschaden» klingt irgendwie auch ein wenig freundlicher. Fast menschlich.
Ach Magda....
Kollateralschaden ist in der Tat eine nachsichtige, fast entschuldigende Umschreibung der Nebenwirkungen der Aktivitäten der globalen Finanzindustrie.🧙♂️
Ach Stiller.... Was soll das? Jeder weiß, dass "hingenommener Kollateralschaden" nichts von Entschuldigung hat. Auf jeden Fall ist das Ziel der Weltwirtschaft nicht der Hunger der Menschen, sondern der Gewinn und sie sehen dabei nicht auf den Preis. Das ist allerdings auch nicht wirklich neu.
Ja und ich halte "die" (wer ist das?) nicht für "böse" (was ist das denn für eine Kategorie) . Es ist ein System und es ist zerstörerisch.
Aber, mir sagt Ihr Kommentar, dass es eben einfach ist, sich zu empören: Über meine Wortwahl, über was sonst noch?
🎈Über meine Wortwahl, über was sonst noch?🎈
Ach, wenn ich da noch an gender*y*innengerechte Sprache denke, die ja zur Zeit wohl in Ferien ist.
Wie Global Warming bei Regenwetter und grauem Himmel. 💃
"Und das letzte Zitat - das ist von Hudson oder von Stiglitz?"
Eine einfache Textanalyse oder wahlweise ein einfacher Textvergleich mit dem angegebenen Interview hätte Sie leicht darauf bringen können, das es ein Zitat von Hudson ist. Aber das ist ja nicht Ihr Ding. Danke noch für das Geräusch. Mehr war von Ihnen nicht zu erwarten.
Wenn ich diesem Megatrend einen Namen geben würde, dann "Mikado".
Der normale Bürger kann sowieso nur sehen und staunen.
Aber die (angeblich) Führenden haben mehr Angst als Vaterlandsliebe etwas in Bewegung zu setzen, was sie selbst verschütten könnte, wenn sie versehentlich den ganzen Problemstapel in Bewegung setzen.
Oder?🧐
Wenn ich diesem Megatrend einen Namen geben würde, dann "Mikado".
Der normale Bürger kann sowieso nur sehen und staunen.
Aber die (angeblich) Führenden haben mehr Angst als Vaterlandsliebe etwas in Bewegung zu setzen, was sie selbst verschütten könnte, wenn sie versehentlich den ganzen Problemstapel in Bewegung setzen.
Oder?🧐
«Wer ist das?» Gute Frage. Sie haben Sie auch gleich beantwortet: «Die Weltwirtschaft»
Wer oder was ist nun «die Weltwirtschaft»?
Es sind (u.a.) die Larry Finks und Darkpool-Bill Bells (die ungestraft und mit Billigung der Politik Ihre «Kollateralschaden-Geschäfte» machen können) und natürlich wir selbst, wenn wir, von dieser «gut beraten» (oder vielleicht eher verraten und verkauft?) in genau jene Rendite-Unternehmen (z.B. über die Riester-Rente) investieren, die uns, bevor wir in den vermeintlichen Genuss einer solchen kommen, das Geld (z.B.) über steigende Mieten aus der Tasche ziehen.
«böse...was ist denn das für eine Kategorie?»
Ja richtig, keiner hat «böse Absichten», alle wollen nur Geld verdienen, die einen mehr, die anderen weniger.
Zum Thema «Empörung»:
Einigen scheint diese Fähigkeit abhanden gekommen zu sein. Die reden dann vom (anonymen, nicht fassbaren) System», das schuld wäre.
https://m.youtube.com/watch?v=D0l2OJYZlAw
Also bezogen habe ich mich in meinem Beitrag auf Zizek, der ja wohl als Marxist gilt. Ich halte - nebenher - Mausfeld auch nicht für einen Marxisten. Das Herumhantierten mit "Eliten" ist bei ihm ziemlich undefiniert. Das nur am Rande.
Auch ansonsten tut er genau das, was er den "Eliten" vorwirft und als Meinungsmanipulation verwirft. Er lässt aus, was nicht in sein Bild passt. Dazu gibts ne Menge andere kritische Stimmen, die ich hier nicht verlinken will und kann.