Zwei Stellvertreter

Katholizismus Prosit Kollegen, Wohlsein Norwegen, Hoch Heiliger Vater und Hoch Deine Frau (Carl Michael Bellmann)

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Er ist wieder da, sagt man. Er ist eingeflogen – gestern mit dem Heli. Wieder im Vatikan. Der alte Benedikt. Jetzt ist sein neues Post-Papa-Domizil – eine stille Klause neben den Hauptgebäuden – hergerichtet und er kann sich da ausruhen. Nicht weit vom Nachfolger, dem Franziskus. Kann das gut gehen? Zwei Päpste im Vatikan: Der eine, ein bisschen fußlahm und "weg vom Fenster" mit dem Segen, der andere dynamisch und nach vorn tretend. Ist das nicht so, wie in allen „Heiligen Familien“?

Hab' ich Dir dafür mein

Amt vererbt, Du Flasche?

Ich sehe den Benedikt mit wehender Soutane schon durch die Hallen eilen – nee kann er wohl nicht, er ist ja in den Jahren – und zu „Franzis“ Gemächern und Räumen vordringen: Was hast Du Dir dabei gedacht, habe ich Dir dafür mein Amt vererbt, Du Flasche? Ist das nicht bei so einer Konstellation wie überall mit Nachfolge-Querelen?

So vernünftig es war, dass ein Mann, der nicht mehr so bei Kräften ist, sein Amt zur Verfügung stellt, so verrückt ist das in einer Glaubenswelt, in welcher der Papst unfehlbar ist und auch der Stellvertreter Christi auf Erden. Wie ist das bloß gegangen, hat er die Unfehlbarkeit jetzt abgegeben oder macht er sie geltend, wenn ihm der Nachfolger was nicht recht macht? Kämpfen dann zwei Unfehlbarkeiten gegeneinander.

Reformen nur nach

eigenem Bedarf?

Man darf gespannt sein. Und: Wieso kann ein Papst, der seine göttliche Stellvertreter-Position einfach so aufgibt: („Ich kann es nun nicht länger“ sagt der kränkelnde Christian in Thomas Manns Buddenbrooks), nicht viel wichtigere Änderungen in seiner Kirche ins Auge fassen?

Stichworte wären: Die Priesterehe, die Heirat von Partnern verschiedener Konfessionen, die Priesterweihe für Frauen. Nee, das geht und geht nicht. Aber Rente für Päpste, das geht. Hat der überhaupt Beiträge gezahlt? Machen die Reformen nur nach eigenem Bedarf?

Ich hoffe, der Liebe Gott geht nicht selbst vor Entsetzen auch gleich in Rente, sondern lässt den nächsten Papst lieber heiraten, dann wird alle entspannter, dann gibt’s eine vernünftige Erbfolge, wenn er Kinder hat. Er kann ja die aus dem Pfarrhaus von vor Jahren mitbringen. Ich ahne nur, dass sich alle um die Unfehlbarkeit streiten werden. Dann gibt’s Unfehlbarkeitskriege. Und zwar "urbi et orbi".

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Geschrieben von

Magda

Immer mal wieder, aber so wenig wie möglich

Magda

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