Tag 8

Berlinale-Tagebuch ..

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Um vierzehn Uhr geht es los mit den ersten beiden Teilen von The Story Of Film: An Odyssey von Mark Cousins. Ich sitze ausnahmsweise am Rand, so störe ich niemanden, falls ich mal aufstehen muss. Rechts von mir, fast schon unter meinem Sitz stehen:
1 Flasche Wasser, 1 Marzipanbrot (vollständig ausgepackt), 1 Packung Kekse (bereits geöffnet), 1 Pudding, 1 Joghurt, 1 Becher Taboulé. (In etwa zwei Stunden wird jemand den Saal verlassen und trotz der beleuchteten Stufen direkt neben mir hinfallen und alles umwerfen. Danach werde ich versehentlich auf zwei Kekse treten und alles vollkrümeln.)

Mark Cousins ist anwesend und gibt eine kurze Einführung. Er wollte nicht die Dokumentation nicht zu journalistisch machen, der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der Leidenschaft fürs Kino. Sechs Jahre hat er für die Dokumentation gebraucht. In einem historischen Abriss werden Filmausschnitte mit Filmaufnahmen, die die Drehorte heute zeigen, zusammen montiert. Dazu gibt es Interviews mit Augenzeugen und alles wird erzählt von einer großartigen Stimme aus dem Off. Mit jener Leidenschaft, die Menschen für Film haben und die mit dieser Dokumentation aufgezeigt werden soll, ist auch die Doku selbst gedreht. Und obwohl ich sehr erschöpft bin, ist es angenehm, dass ich einmal nicht festen Handlungssträngen folgen, ich in keine Geschichte einsteigen muss, sondern einzelnen Fragmenten. Es ist nicht schlimm, wenn man einmal unkonzentriert ist. Drei Mal schlafe ich ein – ich glaube jedoch nie länger als zehn Minuten. Nach vier Stunden findet einen zehnminütige Pause statt. Ein Mal gehe ich auf die Toilette.

Eigentlich wollte hier meine fragmentarischen Aufzeichnungen einstellen. Aber ich kann nur wenig entziffern, weil ich die meiste Zeit blind auf meinen Block gekritzelt habe. Vor allem die Dinge, von denen ich glaube, dass sie wichtig sind, erkenne ich nicht mehr.

Nach sieben Stunden schmerzen meine Beine so sehr, dass ich mich morgen, wenn die Vorführung von Teil 3 und 4 sogar acht Stunden dauern wird, zwischendurch an den Rand auf die Treppen setzen werde, um die Beine auszustrecken und wenigstens waagerecht zu legen. Schon jetzt weiß ich, dass ich so viele, wundervolle Filme einmal im Kino sehen möchte! Es ist toll, wenigstens kurze Ausschnitte von geliebten Werken auf der Leinwand zu sehen und auch jene, die ich vorher gar nicht kannte. Freundlicher Weise gibt es für die ersten beiden Teile auf Wikipedia bereits einen Episode Guide, der deutlich macht, was ich heute alles erfahren habe.

Mit A Story of Film gelingt es Cousins auf wunderbare Weise, dass man sich neu oder anders oder mehr ins Kino verliebt. Und morgen kommen wir erst in der Welt des Kinos angekommen, in welcher ich aufgewachsen bin!

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Geschrieben von

Maike Hank

Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.

Maike Hank

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