Raus aus der Komfortzone – und zwar gemütlich

67. Berlinale Ein Filmfestival ist toll, aber auch anstrengend. Strategien, um durchzuhalten

Bei diesem Beitrag handelt es sich um ein Blog aus der Freitag-Community.
Ihre Freitag-Redaktion

Raus aus der Komfortzone – und zwar gemütlich

Foto: LOIC VENANCE/AFP/Getty Images

Jeden Sommer denke ich, dass ich im nächsten Jahr eine Berlinale-Pause mache, weil mir Winterkälte und Unbehaglichkeit am Potsdamer Platz so unattraktiv, ja kaum vorstellbar erscheinen. Letztes Jahr war das Festival für mich besonders weit weg, weil ich sechs Monate in Tokio gewohnt habe, wo es im Sommer unglaublich heißt, schwül und generell sehr anders als in Deutschland ist. Im Dezember änderte ich jedoch wie jedes Jahr meine Meinung. Da siegen dann wieder Neugier und Vorfreude – und die hiesige Kälte ist mit einer Berlinale als Schal ja auch wesentlich besser zu verkraften.

Ich werde die nächsten zehn Tage allerdings sehr streng mit mir sein und ein paar Dinge anders machen als in den Jahren zuvor.

Das ändert sich:

Ich werde nicht mehr so früh am Potsdamer Platz sein wie heute, wo ich am ersten Tag ausnahmsweise schon um kurz nach acht Uhr am Pressecounter stand, weil ich unbedingt ein Ticket für eine öffentliche Vorführung am Freitag bekommen wollte, da ich meine Festival-Komfortzone verlasse: Jährlich weise ich auf den Film Rent-a-Neko der japanischen Regisseurin Ogigami Naoko hin, und dieses Mal wird endlich etwas Neues von ihr gezeigt. In Karera ga honki de amutoki wa geht es um Handarbeiten und Transsexualiät.

Eingebetteter Medieninhalt


Ich werde Ogigami und die beiden Schauspieler in der kommenden Woche interviewen, und es ist ein wundervoller Zufall, dass ich mit einem von ihnen bereits einige Serien und ein paar Filme gesehen habe.

Doch das sind nicht die einzigen Veränderungen: Ich plane nicht mehr jeden Tag so viele Filme ein, vor allem nicht zu fortgeschrittener Stunde, und werde mich auch vor Ort nicht von der sonderbaren Festival-Dynamik erfassen lassen, unbedingt ganz viel ansehen zu müssen.

Vor allem aber werde ich nicht mehr über jeden Film schreiben. Stattdessen gilt meine Aufmerksamkeit jeden Tag mindestens einer Frau, sei es eine Regisseurin, Schauspielerin oder fiktive Figur aus einem der Filme – oder alle auf einmal.

Ich habe mir zudem ein Junkfood-Verbot auferlegt, werde mir in meiner rosa Bento-Box allerlei Köstlichkeiten mitbringen und bei Bedarf vor Ort im Supermarkt Obst und Gemüse kaufen. Das wird gehen, weil ich ja mehr Zeit habe als sonst.

Ich bin mir sicher, dass die Kombination aus viel mehr Schlaf, weniger Hektik und einer besseren Ernährung dazu führen wird, dass ich dieses Mal nicht krank werde – und letztendlich weitaus mehr vom Festival habe.

Was bisher schon anders war:

Es gab zur diesjährigen Berlinale-Tasche – die auch als Rucksack zu verwenden ist und mich seit der ersten Minute glücklich macht, weil ich mir eigentlich genau so etwas kaufen wollte – zusätzlich einen Mehrwegbecher, den man im Pressebereich kostenlos mit Kapselkaffee auffüllen kann. Auch der Becher machte mich zuerst glücklich, weil ich mir in den nächsten Tagen unbedingt einen Mehrwegbecher kaufen wollte. Er ist jedoch undicht und ruht bereits in einem Mülleimer am Nordbahnhof. Amen.

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Maike Hank

Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.

Maike Hank

Was ist Ihre Meinung?
Diskutieren Sie mit.

Kommentare einblenden