Tag 14 – Ein Buch aus deiner Kindheit

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Bereits im Text zum Buch, das mich an einen Ort erinnert, habe ich ein Bild des hier nun zu thematisierenden Buchs veröffentlicht.

Ich bin mehrere Male umgezogen. Nicht nur innerhalb einer Stadt, sondern innerhalb Deutschlands. Irgendwo auf dieser verschwurbelten Strecke sind nach und nach die Kinderbücher verloren gegangen.
Nicht so jedoch Das doppelte Lottchen von Erich Kästner.



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Natürlich weiß ich, wie der papierne Einband aussah, weil das Bild darauf ein sehr bekanntes ist, aber ich kann mich nicht daran erinnern, es mit Einband besessen zu haben. Schon immer ist das Buch für mich nur grün und bereits seit langer Zeit partiell von der Sonne ausgeblichen und ohnehin ganz abgegriffen.

Bereits bei einem meiner allerersten Bücher spielten Zwillinge eine Rolle und ich zitiere mich selbst: Ich fand die Vorstellung einer Zwillingsschwester immer sehr reizvoll, wenngleich unerfüllbar.
Kästners Buch lässt den Traum immerhin ein wenig näher in den Bereich des Möglichen rücken, denn die beiden Mädchen, von denen Kästner erzählt, denken ja auch sehr lange, sie seien Einzelkinder.

Ich fand ihren Beschluss, die Identitäten zu tauschen und mit dem Zug hinein in fremde Städte und vor allem völlig fremden Leben zu fahren, atemberaubend mutig und toll.



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Ich weiß nicht mehr, wie oft ich dies Buch bereits gelesen habe – wenngleich das letzte Mal wirklich lange her ist – und wie viel häufiger ich auch noch nur die Bilder angeschaut habe. Ich mag die Illustrationen von Walter Trier sehr, der ja noch viel mehr Bücher für Kästner bebilderte. Und ich mag die Texte, die unter manchen von ihnen stehen:

Fräulein Ulrike sitzt auf einer Wiese

Die beiden hängen neuerdings wie Kletten zusammen

Und wie die Musiker parieren

Die Habersetzer hat wieder vier Ohrfeigen bekommen

Herr Grawunder wundert sich

Besonders beeindruckend fand ich die Abbildung eines Traums, den Lotte träumt, welcher ganz viele Elemente der Geschichte verwendet und neu zusammensetzt und der seinen Höhepunkt darin findet, dass die beiden Mädchen im Bett sitzend mit einer Säge voneinander getrennt werden. Furchteinflößend, so man denn ein kleines Mädchen ist.



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Dinge, die ich durch dieses Buch gelernt habe und die mich auch heute noch daran erinnern:
Palatschinken sind gar nicht aus Tier
und
Es gibt eine Oper von Humperdinck, die Hänsel und Gretel heißt.

Die Oper sah ich viele Jahre später gleich mehrere Male. Mein mittlerweile verstorbener Stiefvater spielte damals im städtischen Theater-Orchester und kümmerte sich um die Karten. Und immer wenn ich besonders gut gelaunt war, hüpfte ich durch die Wohnung und sang: Rrallalala, Rrallalalalala! Hunger ist der beste Koch!

Dieser Beitrag gibt die Meinung des Autors wieder, nicht notwendigerweise die der Redaktion des Freitag.
Geschrieben von

Maike Hank

Die Eulen sind nicht, was sie scheinen.

Maike Hank

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